Druckartikel: Rote Zettel in der Überhand

Rote Zettel in der Überhand


Autor: Sylvia Hubele

Pretzfeld, Freitag, 25. Januar 2019

Wie soll es mit Pretzfeld weitergehen? Bei der Isek-Auftaktveranstaltung überwog die Kritik der Bürger. Dennoch lebt die Mehrheit gerne hier.
Viele Bürger äußerten im Rahmen der Isek-Auftaktveranstaltung ihre Meinung über Pretzfeld.Carmen Schwind


Viele Bürger aus Pretzfeld hatten sich Zeit genommen, um an der Zukunft ihrer Marktgemeinde mitzuwirken. In der Turnhalle fand die Auftakt-Veranstaltung für das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (Isek) statt. "Isek kann man auch übersetzen mit: Wo wollen wir hin mit unserer Gemeinde", trug Claus Speer, Leiter des Büros Planwerk aus Nürnberg vor. Er bezog sich dabei auf die einleitenden Worte von Bürgermeisterin Rose Stark (SPD/Ökologen), die sich positives Denken und Vertrauen in die Kommunalpolitik wünschte und dazu aufforderte, diese mit Ideen zu unterstützen, damit daraus realisierbare Projekte entstehen können.

Im Rahmen von Isek soll nun ein Bedarf ermittelt werden, daraus entstehen dann eine Rahmen- und eine Zeit- und Maßnahmenplanung. Ein Besucher wies darauf hin, dass die Marktgemeinde bisher zu wenig Geld für die Realisierung von Vorschlägen hatte, und fragte, ob das auch für die hier gesammelten Wünsche gelte. Speer und Rosemann konnten beruhigen, denn für Isek-Maßnahmen gebe es Fördergelder. Doch auch hier könne nicht alles, was gewünscht wird, umgesetzt werden.

Beliebtes Naherholungsziel

Zuerst trug Thomas Rosemann vor, was den Stadtplanern bei ihren Besuchen in Pretzfeld aufgefallen war. "Bevor ich wusste, wo Pretzfeld liegt, habe ich bereits die Säfte von hier und das Nikl- und Meister-Bier gekannt", meinte Rosemann. Das Planerteam hatte vier Handlungsfelder definiert. Beim Thema Städtebau war ihnen zum Beispiel aufgefallen, dass es einen historisch wertvollen Baubestand in Pretzfeld gibt, aber auch viele Leerstände und vernachlässigte Gebäude.

Die Natur war das zweite Thema. Hier ist Pretzfeld ein beliebtes Naherholungsziel, allerdings besteht auch Hochwassergefahr. "Viele Wege führen nach Pretzfeld", meinte Rosemann beim Thema Verkehr und fand die kurzen Wege und die gute Anbindung positiv. Allerdings waren auch die hohe Verkehrsbelastung und die fehlenden Parkplätze aufgefallen. Beim Thema Wirtschaft und Soziales sahen die Planer die Petzfelder Marken, aber auch die Schulen und den Hort positiv. Allerdings sei die Nahversorgung eingeschränkt und es fehlen Übernachtungsmöglichkeiten.

Sympathisch und hausbacken

Rosemann informierte auch über die Ergebnisse der Haushaltsbefragung. 1200 Befragungszettel waren verteilt worden, 234 waren wieder zurückgekommen. Dabei kam heraus, dass 43 Prozent der Pretzfelder gern und 35 Prozent sehr gern in der Marktgemeinde leben. Sie wurde als sympathisch, zentral und grün, aber auch alt, gleichbleibend und hausbacken beurteilt.

Danach durften die Anwesenden ihre Meinung zu den Handlungsfeldern abgeben. Auf grüne Zettel sollten positive Aspekte geschrieben werden, auf rote negative. Auffällig waren die vielen roten Zettel, die an den Stellwänden angebracht worden waren. Bei Wirtschaft und Soziales fehlten den Bürgern Einkaufsmöglichkeiten, Gastronomie oder Treffpunkte für Jung und Alt. Zu den kritisierten schlechten Wanderwegen wandte sich Karl-Ludwig Grodd vom Ortsverband des Fränkische-Schweiz-Vereins an die Zuhörer und bat, Probleme gleich bei ihm zu melden, denn diese Wege werden von ehrenamtlichen Mitgliedern mit viel Hingabe gepflegt.

Mehr Radstrecken gewünscht

Beim Thema Verkehr wünschen sich die Bürger ein Radwegenetz, mehr Radstrecken, eine engere Taktung des Öffentlichen Nahverkehrs oder mehr Parkplätze. Gelobt wurde dagegen der Schneeräumdienst. Die Bürger finden die Leerstände und die ungepflegten Gebäude nicht gut, monierten hier aber auch fehlende Unterstützung für Privatpersonen bei Sanierungen, und dass die Auflagen des Denkmalschutzes sehr hoch seien. Beim Thema Natur wurden fehlende Hundekotbehälter oder nicht gepflegte Bachläufe moniert. Außerdem sollte Pretzfeld nicht nur auf Kirschen reduziert werden.

Die Moderatoren wunderten sich, dass einmal ein guter Zusammenhalt in der Marktgemeinde angegeben worden war, einmal fehlender Zusammenhalt. Die Erklärung der Besucher: Es gebe nach wie vor einen Keil zwischen dem Hauptort und den Ortsteilen. In den Ortsteilen selbst gebe es sehr gute Dorfgemeinschaften. Außerdem würden sich Zugezogene nicht unbedingt mit Altbürgern verstehen, es gebe Evangelische und Katholische und Zanken sei ein Volkssport in Pretzfeld.