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REP-Stadtrat schlägt Tunnel unter Forchheim vor


Autor: Josef Hofbauer

Forchheim, Montag, 24. Februar 2014

Wenn die Bahnstrecke vierspurig ausgebaut wird, bringt das viele Probleme mit sich. Die ließen sich vermeiden, mit einer radikalen Idee. Und die kommt vom REP-Stadtrat Franz Noffke.


Das zentrale Wahlkampf-Thema des Republikaners Franz Noffke in Forchheim ist der Ausbau der ICE-Trasse durch Forchheim. "Das ist die einschneidendste Veränderung seit dem Bau der Bahnlinie vor über 170 Jahren." Deshalb plädiert Noffke für eine wirklich langfristige Lösung. Seine Vision: Die 700 bis 800 Züge pro Tag, die nach dem Ausbau auf der dann vierspurigen Strecke verkehren werden, sollen in einem Tunnel verschwinden.
Der Vorteil liege klar auf der Hand: Wenn die Bürger schon jahrelang den Baulärm zu ertragen hätten, müsse das Ergebnis wenigstens eine höhere Wohnqualität sein. "Reden wir nicht nur von Heimat, kämpfen wir für sie und überlassen wir sie nicht den Planern der ICE-Trasse" appelliert Noffke, der im Vorfeld geprüft wissen will, wie während der Bauzeit, wenn die Piastenbrücke abgerissen ist, Rettungsfahrzeuge von einer Seite der Stadt auf die andere Seite kommen.

Bauland statt Bahn-Trasse

Landeck in Österreich und die Trasse der Autobahn A 71 bei Oberhof hätten gezeigt, dass bautechnisch mehrere Kilometer lange Tunnels kein Problem seien. Ohne einen Tunnel in Forchheim sieht Noffke die Gefahr, dass die Menschen wegen des zunehmenden Lärms abwandern in die umliegenden Gemeinden oder in den Ballungsraum Erlangen-Nürnberg. Ein Tunnel biete darüberhinaus die Möglichkeit, in Innenstadtlage Bauland ausweisen zu können. Die Vision von Franz Noffke: "Nicht leiden unter der Bahn, sondern besser Wohnen über der Bahntrasse."

Sein zweites Forchheimer Thema ist eine Sport- und Kulturhalle. Hier müssten alle Vereine zusammenarbeiten. Als Platz, an dem die Veranstaltungshalle entstehen soll, schlägt Noffke das VfB-Gelände im Forchheimer Norden vor.
Auch sonst präsentiert sich Franz Noffke, der Spitzenkandidat der Republikaner, beim Kommunalwahlkampf in Stadt und Landkreis Forchheim volksnah. "Wir sind für alle da", unterstreicht Noffke , der dieses Motto als Wahl-Slogan auf alle Plakate drucken ließ, die in den nächsten Tagen aufgestellt werden.
Die Buchstaben "REP" stehen bei Franz Noffke nicht nur für den Parteinamen Republikaner, sondern auch für "richtig ehrliche Politik". Das Wohl des Bürgers müsse beim Verhalten der Politiker im Mittelpunkt stehen, fordert Noffke, der für mehr Miteinander zwischen Stadt und Landkreis plädiert.

Deshalb fordert er eine Art medizinisches Versorgungszentrum Forchheim/Ebermannstadt. "Gelingt es, dass beide Kliniken unter einem Dach zusammenarbeiten, können Synergie-Effekte genutzt werden und die Klinik Fränkische Schweiz bleibt als Anlaufstation für Patienten erhalten", sagt Franz Noffke.
Im Landkreis will der Republikaner neue Wege bei der Kreisumlage gehen. "Werden staatliche Aufgaben auf Kommunen übertragen, muss der Staat auch für die finanzielle Ausstattung sorgen." Das Motto "Wer zahlt, schafft an" müsse umgedreht werden in "Wer anschafft, zahlt".

Umdenken bei Kreisumlage

Angesichtes einer Zweiteilung des Landkreises in wirtschaftlich gesunde Kommunen entlang der Regnitz-Achse und finanzschwache Gemeinden in der Fränkischen Schweiz, die zudem eine Vielzahl von Ortsteilen zu versorgen hätten, fordert Noffke bei der Kreisumlage einen Bonus für diese Flächengemeinden. Anders könnten sie ihren ureigensten Aufgaben nicht mehr nachkommen, ist Noffke überzeugt.

"Eine Art Länder-Finanzausgleich auf Landkreisebene", verdeutlicht Franz Noffke, der sich mit Nachdruck für eine Abschaffung des Bezirkstages einsetzt. "Das ist eine Verwaltungsebene, die nur Geld kostet", ist der Forcheimer Steuer-Fachwirt überzeugt.

"Wir müssen alles tun, damit nicht noch mehr Menschen in die Ballungszentren abwandern", findet Noffke. Jeder Bürger, der in Brot und Lohn stehe, bedeute für die Kommune über die Einkommensteuer bares Geld.
"Hat der letzte Lebensmittelladen in Obertrubach geschlossen, hat der letzte Bäcker, der letzte Metzger geschlossen, wandern die jungen Menschen ab. Mit ihm die Steuereinnahmen, so dass die Kommune noch weniger in der Lage ist, ihre Pflichtaufgaben zu erfüllen."

Mit Nachdruck wendet sich Noffke auch gegen Stromtrassen quer durch die Republik. "Langfristig macht es keinen Sinn, Strom im Norden zu produzieren und nach Süden zu transportieren. Die Energie muss da erzeugt werden, wo sie gebraucht wird." Ob es sich dabei um Strom aus Photovoltaikanlagen, Wasserkraft oder Windenergie handelt, ist für Noffke von sekundärer Bedeutung.
Vermutlich werde es es sich um einen Energie-Mix handeln. Das Wichtigste dabei: Die Forschung müsse ihr Augenmerk darauf richten, effiziente Speichersysteme für die Energie zu produzieren. Noffke ist überzeugt, dass dies gelingen wird, denn: "Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, dass GPS heute bereits Standard ist", fragt Noffke.

Das sagen die andere Parteien im Forchheimer Stadtrat zu einer ICE-Tunnel-Lösung

CSU "Das wäre die perfekte Lösung", findet Udo Schönfelder, Fraktionsvorsitzender der CSU im Forchheimer Stadtrat. "Wenn es Kräfte gäbe, die das zusammen erreichen könnten, wären wir sofort mit dabei. " Allerdings zeigt sich Schönfelder skeptisch, dass sich die Bahn darauf einlassen werde. Enorme Mehrkosten, eine wesentlich längere Bauzeit sprächen dagegen. Berechtigt sei die Forderung allemal, denn im Forchheimer Norden sei das Regnitztal besonders eng. Dort sei ein besonders schonender Umgang mit der Natur angezeigt. Viel Hoffnung auf eine Realisierung der Tunnel-Lösung macht sich Schönfelder allerdings nicht. Andererseits will Schönfelder einen Tunnel auch nicht vorschnell abschreiben.
SPD Fraktionssprecher Reinhold Otzelberger ist der Ansicht, es sei besser realistische Ziele zu verfolgen. Er stellt sich klar hinter die Resolution des Stadtrates, der einen sinnvollen und optimalen Lärmschutz gefordert hat. Es müssten die neuesten Lärmschutz-Richtlinien ab 2015 eingehalten werden. "Eine Unterführung ist nach gesundem menschlichem Ermessen und nach der geltenden Rechtslage eine extreme Wunschvorstellung", findet Otzelberger. Schon allein aus finanziellen Gründen erübrige sich für ihn eine solche plakative Forderung. Otzelberger will sich lieber mit Nachdruck für einen Lärmschutz nach neuester Technik, für einen Lärm dämmenden Gleis-Unterbau und leise Güterwaggons einsetzen.
FW Manfred Hümmer, Fraktionschef der Freien Wähler, lacht, als er den Vorschlag von einer Untertunnelung der Stadt hört. Diese Idee sei "unrealisierbar, weil unbezahlbar." Stattdessen will sich Hümmer für aktive Lärmschutzmaßnahmen einsetzen, insbesondere für die niedrigen Lärmschutzwände, die als Pilotprojekt für die Stadt Bamberg geplant seien. Statt riesiger Mauern sollte diese Technik auch in Forchheim angewandt werden, findet Hümmer. Die Schalldämmung auf Achshöhe sei genauso effizient, wie die mehrere Meter hohen Mauern. Ebenso notwendig sei es, die Lärm verursachenden Güterzüge auf den neuesten Stand zu bringen. Dann würden die Züge leise durch die Stadt rollen, jedenfalls leiser als jetzt.
FGL "Träumen darf man", meint Annette Prechtel, Spitzenkandidatin der Forchheimer Grünen Liste. Allerdings findet sie diese Idee unausgegoren, ja illusorisch. "Insofern ist die Idee sogar ärgerlich", findet Annette Prechtel, die mahnt, realisierbare Dinge einzufordern. Dazu zählt für sie zu allererst der Lärmschutz, insbesondere niedrige Lärmschutzwände. Und leisere Güterzug-Waggons. "Darauf haben wir zwar keinen Einfluss, aber wir müssen sie fordern", betont die Fraktionssprecherin der Grünen. So gesehen sei der Vorschlag einer Untertunnelung kontraproduktiv, denn die Diskussion lenke von den wahren Inhalten ab. Es gelte, alle Möglichkeiten für einen optimalen Lärmschutz auszuschöpfen, auch die juristischen. JH