Druckartikel: Renovierung des Gymnasiums verzögert sich

Renovierung des Gymnasiums verzögert sich


Autor: Nikolas Pelke

Forchheim, Samstag, 09. November 2013

Auf Eis liegen die Planungen für die Umbauarbeiten des Ehrenbürg-Gymnasiums. Weil die Baukosten auf über rund 11,5 Millionen Euro explodiert sind, werden die Architektur-Arbeiten neu ausgeschrieben. Neuer Baubeginn ist Ende 2014.
Sollte schon ab April saniert werden: Nun rücken die Bagger erst Ende 2014 am Ehrenbürg-Gymnasium an, weil die Architektur-Leistungen neu ausgeschrieben werden.  Foto: Josef Hofbauer


Der Direktor will sich partout nicht äußern. Das sei alles schließlich Sache des Landkreises, lässt Karl Fuchs vom Ehrenbürg-Gymnasium am Freitag verlauten.

Dabei ist die Sache durchaus interessant für die Schule. Immerhin verzögert sich der Beginn der Renovierungsarbeiten um ein halbes Jahr. Eigentlich sollten schon im April 2014 die Bagger am Ehrenbürg-Gymnasium anrollen, um das Schulhaus gründlich auf Vordermann zu bringen. "Das ist auch mein Kenntnisstand", sagt der Vorsitzende des Elternbeirats, Thomas Mart, am Freitag. Auf dem neuesten Kenntnisstand ist dagegen Walter Neuner. Der Kreisbaumeister kennt auch die Einladung zur Sitzung des Kreisausschusses für Bau- und Verkehrsangelegenheiten in der nächsten Woche.

Unter dem Tagesordnungspunkt 10 "Informationen zum aktuellen Projektstand der Generalsanierung Ehrenbürg-Gymnasium" versteckt sich unscheinbar die nicht ganz unwichtige Neuigkeit vom aktuellen Stopp des Sanierungs-Projektes.

In der Begründung zu der Beschlussvorlage heißt es wörtlich: "Mittlerweile ist es dem Landkreis Forchheim leider nicht mehr möglich, den Leistungsphasenabruf 5 bis 7 beim Architekturbüro Glauber und Rosbigalle durchzuführen, ohne zeitgleich einen Vergabeverstoß zu begehen." Warum Verstoß? Das Honorar übersteige die magische 200 000-Euro-Marke, bei der eine Ausschreibung der Architekturleistungen von der Europäischen Union gefordert wird. Wer dem Rat aus Brüssel nicht folgt, dem droht der Freistaat mit einer Kürzung der Fördermittel. Sogar mit einer Strafe müsse der Landkreis Forchheim dann rechnen, heißt es in dem Papier zum Sachverhalt weiter, das von Landrat Reinhard Glauber (FW) unterzeichnet ist. Und was sind Leistungsphasen? Das Projekt ist in zwei Abschnitte geteilt. "Das machen wir meistens so", sagt Kreisbaurat Neuner.

Das Architekturbüro Glauber und Rosbigalle sei mit dem Gesamtprojekt beauftragt wordden. Nun darf das Büro nur noch die erste Projektphase beenden, während die europaweite Neu-Ausschreibung für die zweite Phase startet.

In den ersten Planungsschritte hat das Forchheimer Architekturbüro die voraussichtlichen Kosten ermittelt. Außerdem musste das Büro das Genehmigungsverfahren voranbringen. Allerdings änderten sich die Baupläne des Landkreises in der ersten Planungsphase gleich zwei Mal: erst in der Reihenfolge, dann im Umfang.
Zunächst wurde die die Sanierung der Turnhalle vorgezogen. Ursprünglich sollte die Renovierung des Schulhauses zuerst gemacht werden. Das Landratsamt beauftragte das Architekturbüro Glauber und Rosbigalle mit der Sanierung der Turnhalle. Kostenpunkt rund 3,5 Millionen. Die Reihenfolge wurde geändert, weil man durch den doppelten Abitur-Jahrgang nach der Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) sowieso schon einen großen Platzmangel in der Schule befürchtete. Das klingt für viele sicher logisch.

Erst im Sommer wurden dann zum zweiten Mal die Pläne geändert. Die Kreisräte beschlossen, mehr Geld für die drei Schul-Sanierungen in Ebermannstadt (Gymnasium Fränkische Schweiz) und Forchheim (Georg-Hartmann-Realschule und Ehrenbürg-Gymnasium) in die Hand zu nehmen.


Mehr Luft für die Schüler

Alle drei Bildungseinrichtungen sollten zusätzlich mit Lüftungsanlagen in Klassen- und Seminarräumen ausgestattet werden. Hintergrund dieser Entscheidung sind geänderte Förderrichtlinien zum Finanzausgleich über die Zuweisungen des Freistaates Bayern zu kommunalen Baumaßnahmen. Lüftungsanlagen in Schulen wurden förderfähig, weil die Schüler in den neuen, supergedämmten Niedrig-Energie-Schulen kaum atmen konnten, ohne die Fenster aufzumachen.

Ein Bau-Experte riet den Kreisräten im Frühjahr diesen Jahres zur Installation von Lüftungsanlagen - sicher auch, weil die Kosten dafür zur Hälfte vom Freistaat übernommen werden. Apropos Kosten: Die stiegen nicht nur durch diese Entscheidung in den Himmel. "Die Kosten haben sich von rund sechs auf über 11, 5 Millionen Euro beinahe verdoppelt", sagt der Kreisbaumeister.


Mehr Geld für Bau und Architekten

Durch die Erhöhung der Bausumme erhöht sich automatisch auch das Honorar der Architekten. Das brachte den Kreisbaumeister in die Bredouille und schließlich dazu, dem Landrat zu empfehlen, das Projekt zu stoppen. Denn nun würden dem Architekturbüro Glauber und Rosbigalle für die Abwicklung des Gesamtprojekts weit über 200.000 Euro an Honorarleistungen zustehen. Dann hätte aber nach den Vergaberichtlinien das Bauvorhaben (wie auch die anderen Schulsanierungsprojekte am Gymnasium in Ebermannstadt und an der Realschule in Forchheim) nach den Spielregeln der Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen erfolgen (VOF) müssen.
"Vergaberichtlinien sind dafür da, dass sie eingehalten werden", sagt Volker Rosbigalle vom Architekturbüro Glauber und Rosbigalle. "Wir nehmen die Sache sportlich." Vielleicht bewerbe sich das Forchheimer Architekturbüro sogar in der europaweiten Ausschreibung. Der Gewinner des Vergabeverfahrens für die Architekturarbeiten steht frühestens im April nächsten Jahres fest. Rosbigalle selbst rechnet sich kaum Chancen aus, aus dem Verfahren als Sieger hervorzugehen. Häufig machen wesentlich größere Büros das Rennen, weiß der Architekt aus Forchheim aus Erfahrung.

Der Sohn des Landrates, Thorsten Glauber, hat das Architekturbüro am Streckerplatz aufgebaut, bevor er für die Freien Wähler in den Landtag gewählt worden ist. "Der Thorsten macht nur noch Politik", sagt Rosbigalle und tritt damit gleichzeitig allen Spekulationen entgegen, der Sohn des Landrates sei in das Projekt des Landkreises involviert.

Der Kreisbaumeister hätte lieber mit den Architekten aus Forchheim weiter zusammengearbeitet. "Kontinuität wäre besser gewesen. Die ist aber leider nicht möglich. Auch wenn es dem Büro wehtut", sagt Walter Neuner.


Rechnung mit Gewinn und Verlust

Obwohl das Architekturbüro den Auftrag für die letzte Projekt-Phase letztendlich durch die Ausweitung des Sanierungsprojektes und die damit verbundene Kostenexplosion wahrscheinlich verliert, profitiert das Architekturbüro gleichzeitig von der Steigerung der Baukosten. Denn durch die steigenden Ausgaben bekommen auch die bisherigen Architekten mehr Einnahmen: für die erste Projektphase mehr als 150.000 Euro. Auch die neuen Architekten werden nicht umsonst arbeiten. Denn die Kosten bei den nun geschätzten rund 11,5 Millionen betragen wohl rund 250.000 Euro. Die nächste Sitzung des Bauausschusses ist zwar erst am nächsten Dienstag. Aber der vorläufige Stopp des Projekts und der damit verbundene spätere Baubeginn ist schon vor dem Wochenende das Thema. "Ich bin sehr unglücklich über die andauernden Überraschungen im Bauausschuss", sagt Kreisrat Karl-Heinz Fleckenstein (CSU). Besonders bringt ihn auf die Palme, dass es immer Neuigkeiten seien, die mit Kostensteigerungen zu tun hätten. "Am Brandschutz kann man nicht sparen. Aber wir leisten uns so viele Dinge wie diese Lüftung zum Beispiel." Jedes Mal werde ein anderer Experte aus dem Hut gezaubert, um nachträgliche Veränderungen am und Kostensteigerungen für das Projekt zu begründen. "Warum weisen die Architekten uns nicht vorher darauf hin?", fragt Fleckenstein und hat eine einfache Antwort parat: "Mit steigenden Baukosten steigt auch das Architekten-Honorar. Das ist das Problem und der Systemfehler."

Bei öffentlichen Bauten sei dies erst recht der Fall. Fleckenstein fordert, den Kosten-Nutzen-Faktor stärker zu berücksichtigen. Nicht alles sei notwendig. "Ich fahre auch keinen Ferrari. Ein Opel tut es auch", sagt Fleckenstein. Luxus müsse man sich schließlich auch leisten können. Und Geld zum Aus-dem-Fenster-Werfen habe der Landkreis wohl kaum. Auf kostentreibende Faktoren müsse Politik und Verwaltung noch mehr achten, fordert Fleckenstein.


Das Ende der Fahnenstange

Skeptisch bleibt der CSU-Mann, ob in Sachen Schulsanierung nicht noch weitere Überraschungen auf die Kreisräte zukommen: "Ich weiß nicht, ob das das Ende der Fahnenstange ist. Ursprünglich haben wir mit sechs Millionen gerechnet und kommen nun bei zwölf Millionen an. Das ist eine Steigerung von 100 Prozent. Tebartz-van Elst lässt grüßen."