Regina und die kleinen Leute von Haidhof
Autor: Petra Malbrich
Haidhof, Mittwoch, 06. August 2014
Wenn der Ort Haidhof am kommenden Sonntag seinen 650. Geburtstag feiert, werden auch Puppen eine wichtige Rolle spielen. Sie zeigen, wie sich fränkische Frauen früher angezogen haben.
Mit den Fingern zupft Regina Schütz die bunten Trachten ihrer Puppen in Form. Mit dem Blick für Details hat sie die Puppen zuvor zurechtgemacht: für die Kirchweih, für den Sonntag oder auch für die normale Alltagsarbeit. Auf einem Sofa vor dem Haus informieren ungefähr sieben Puppen über die Fränkische Tracht. "Regina und die kleinen Leute" heißt diese Trachtenausstellung, mit der Regina Schütz ihren Beitrag zur 650-Jahr-Feier von Haidhof leistet.
Dabei hatte Haidhof einst selbst überhaupt keine Trachten. "Das hängt mit der Konfession zusammen. In den Orten mit evangelischen Einwohnern gab es eher eine zurückhaltende unauffällige und dunkle Kleidung", sagt Regina Schütz.
Auffällig und vor allem bunt
Das ist aber schon allein deshalb kein Problem, weil Schütz mit ihrer Ausstellung den Menschen die Besonderheiten der fränkischen Traditionen präsentieren möchte. Und die Tracht ist eine dieser Besonderheiten, die noch heute hervorgehoben wird. Die Sammlung hat Regina Schütz einst von ihrer Mutter übernommen.
Ein Blick auf die Puppen unterschiedlicher Größe zeigt sehr farbenfrohe Kleidung. Das weist auf eher katholisch geprägte Orte hin. Regina Schütz selbst kommt aus einem katholischen Ort. In Weingarts wird noch heute an Feiertagen die Tracht getragen. "Die Kleidung war sehr auffällig und vor allem farbenfroh und buntgemischt", sagt die 53-Jährige.
Die fränkische Tracht möge es gern bunt: gold, blau, schwarz und leuchtend. Ein bunter Rock mit hellen und auffälligen Farben sowie ein gelber Schal - fertig sei man für den Besuch einer Kirchweih. Die Puppen von Schütz sind mit verschiedenen fränkischen Trachten ausgestattet.
Die einen sind für den Sonntag geeignet, andere für das Backen von Küchla oder für den kalten Winter. Parkas wie heute trugen die Frauen damals sicher noch nicht.
Regina Schütz erinnert sich noch daran, dass in ihrer Kindheit Näherinnen von einem Ort zum anderen zogen, auf einem Hof übernachteten. Oft nähten sie dann wochenlang, bis für die Kundinnen die gewünschte Tracht gefertigt war. Diese Kunst beherrschte auch die Oma von Regina Schütz und auch die Mutter näht diese Trachten. "Sie hat die Puppen ausgestattet", verrät Schütz und platziert dabei eine 1,10 Meter große Puppe mit der Sonntagstracht.
Eine Bluse mit Spitzen, ein Leib, Kittel, Atlasbänder, ein Rock, eine Schürze, ein Kopftuch oder ein Schal - das alles gehört zu einer Tracht. "Je mehr Farben, desto besser", sagt Schütz.
Verwendet wurden Stoffe, die bollern. So nannte man das. "Bollern" bedeutet so viel wie "auftragen". Und viel Spitze musste auch dabeisein. Sicherlich haben die Frauen damals mit ihrer Tracht auch zum Ausdruck gebracht, ob sie zu einem eher niedrigen oder hohen Stand gehören. Nur wurden im Laufe der Zeit immer weniger Trachten getragen.
Aus originalem Trachtenstoffen wurden bis ins kleinste Detail die Trachten für die Puppen gefertigt. Sie geben am Festsonntag eine Ahnung von Brauchtum und dem Gemeinschaftsleben in einem kleinen Ort.