Regenauer ist überzeugt: Nix is mehr, wie's mal war
Autor: Josef Hofbauer
Kirchehrenbach, Freitag, 07. Dezember 2012
Unplugged, also ganz ohne Mikrofon, stellt Kabarettist Bernd Regenauer im Gasthaus Sponsel bei den Kirchehrenbacher Kulturwochen am Nikolaustag mit seiner "Mixtour" aus bissiger Analyse von Alltags-Szenen und skurrilem Humor einmal mehr seine Klasse unter Beweis.
Unnachahmlich greift der 56-Jährige scheinbare Banalitäten auf, um sie in seiner hintersinnigen Art zu analysieren und ad absurdum zu führen.
Angesichts von vier Millionen Menschen, die für einen Brutto-Stundenlohn von weniger als sieben Euro arbeiten, zitiert Regenauer aus dem Armutsbericht: "Sinkende Reallöhne sind Ausdruck struktureller Verbesserungen." Regenauer übersetzt: "Sie verbessern sich!" Und er erklärt: "Weil der Rösler des sagt." In Karl-Valentin-Manier überlegt Regenauer: "Ein Gesichtsverlust wäre da schon wieder ein Gewinn." Der Querdenker analysiert: "Da bekommt ein Satz wie: 'Ich habe mir ein Deo gekauft und verteil' das unter den Armen' einen ganz neuen Sinn."
Wozu das alles?
Regenauer weigert sich, Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Er stellt in Frage, bohrt tiefer: Angesichts des Services bei der Post appelliert er, über den Satz "Ich gebe einen Brief auf" nachzudenken. Immer wieder stellt der "fränggische Dübb" die Sinnfrage: "Die Menschen werden immer älter, aber wozu?" Regenauer legt nach: "Es gibt Rentner, die ernähren sich absichtlich gesund." Und er glänzt mit Fachwissen: Die Franken seien das viertglücklichste Volk Deutschlands, würden das aber nicht zeigen. "Die Menschen um Forchheim haben die zwölftniedrigste Suizidrate, aber auch die achtniedrigste Lebenserwartung."
Der Kabarettist sucht nach den Haltegriffen im Leben: Er macht sich Gedanken über den Oblaten-Verbrauch in Indonesien, die Zeit, die einem bleibt, und über Beziehungen: "Am besten wäre es, in einem abgedunkelten Raum mit Kopfhörern zu frühstücken. Da stört einer den anderen nicht."
Und er erklärt die Relativitätstheorie: "Sie ist das Gegenteil von Justin Time. (Wieda so a depperter Vorname?) Je länger des, wos ich do edds seh, is des scho vorbei - oder so."
Ein Scheiß' nach dem anderen
Die Welt werde immer mehr "gaga", meint Regenauer, in Zeiten von Internet-Überwachung (Nürnberg ist die einzige Stadt, wo Google die Gesichter freiwillig rausretuschiert) und "Kuschelpartys". "Alles is anders rum!" Wir verplempern Zeit mit Dingen, die Zeit sparen sollen, und selbst das physikalische Gesetz mit der Masse gilt nicht mehr. "Je mehr Masse jemand hat, desto weniger anziehend wirkt er. Wir hocken auf einem Berg von Wissen und machen einen Scheiß' nach dem anderen", sagt der Erfinder von "Metzgerei Boggnsack" und schüttelt den Kopf.
Was gilt da noch? Das Naturgesetz, wonach eine Katze immer auf die Füße fällt oder die Erfahrung, dass ein Butterbrot immer auf der Butterseite landet. Das habe sein Kumpel wissen wollen und eine Katze mit einem Butterbrot auf dem Rücken aus dem Fenster geworfen. In die erwartungsvolle Stille des Publikums hinein erklärt Regenauer: "Es ging unentschieden aus."