Druckartikel: Red-Castle-Brauerei in Gräfenberg dreht den Hahn zu

Red-Castle-Brauerei in Gräfenberg dreht den Hahn zu


Autor: Petra Malbrich

Gräfenberg, Freitag, 01. März 2019

Michael Bellair vom Red Castle Brew im Gewerbegebiet in Gräfenberg hat den Laden dichtgemacht. Der Hauptgrund sind die hohen Pachtzahlungen.
Michael Bellair auf der Anlage im Gräfenberger Gewerbegebiet. Foto: Petra Malbrich


Michael Bellair hat den Zapfhahn zugedreht. Die Brauerei Red-Castle-Brew und die Gastwirtschaft im Gewerbegebiet in Gräfenberg sind Geschichte. Nicht nur das handgebraute Bier zog die Besucher an, sondern auch die Michael-Bellair-Burger und der Sandstrand, der für ein einmaliges Flair sorgte. "Es waren die besten Burger westlich des Mississippi", schwärmt Bellair, halb lachend. Genauso ist ihm zumute. Die Entscheidung, seine Brauerei zu schließen und damit auch die Wirtschaft samt Sandstrand aufzugeben, ist ihm alles andere als leicht gefallen. "Es gibt genau zwei Gründe dafür", erklärt der 53-jährige Gräfenberger. Der Hauptgrund ist die Pacht. Die Vermieterin habe um 500 Euro erhöht. "Diese unangemessen hohe monatliche Pacht kann ich nicht stemmen. Da müsste ich einen monatlichen Umsatz von 15.000 Euro haben, um das herauszuwirtschaften", sagt Bellair. Als Grund wurde ihm die Gastwirtschaft genannt. Im Gastronomiebereich sei diese Pacht durchaus üblich. Nur ist es Bellairs Meinung nach keine Gastwirtschaft. Es war eine leere Halle, die er "aufgemöbelt" habe. Die Küche war dort untergebracht und ansonsten braute Bellair sein Bier dort. Eine selbst aufgebaute Winterhütte war die Gaststätte mit 75 Sitzplätzen. Und dann gab es dort noch den Sandstrand mit ungefähr 40 Sitzplätzen. Das war das besondere Ambiente und der Magnet im Sommer. An Sommerwochenenden wanderten die Gräfenberger ab 16 Uhr zu Michael Bellair. "Für die Gräfenberger war es eine feste Lokalität und eine feste Größe", sagt Bellair. Vor allem aber war es fast die einzige Möglichkeit für die Gräfenberger, im Sommer draußen ein Bier zu trinken, denn die Biergärten der Brauereien sind mit "Fünf-Seidla-Steig"-Wanderern besetzt. Der Umsatz durch Besucher auf dem Touristenweg betrug bei ihm nur 20 Prozent. Bereits im Januar hatte Bellair auf Facebook angekündigt, dass die Winterhütte bis auf Weiteres geschlossen bleibt. In dieser Woche meldete er nun auf der Plattform: "Die Brauerei und die Winterhütte/Sandstrand ist Geschichte. Ich werde auch in Zukunft keine Brauerei oder Gaststätte mehr eröffnen. Und: Es gibt kein Bier mehr!"

Die Gesundheit

Der andere Grund für die Aufgabe ist die Gesundheit. "Ein 16-Stunden-Tag, die gesamte Woche hindurch", erklärt Michael Bellair die Belastung durch seine Ein-Mann-Firma. Der Gräfenberger hat eigentlich alles gemacht: das Bier gebraut, das Essen gekocht, serviert und ausgeschenkt. Im Winter war es etwas ruhiger, fiel doch die Bewirtung am Strand weg. Als Quereinsteiger ist er damals zum Brauen gekommen und hat seinen Traum sechs Jahre lang, die letzten zwei Jahre im Gewerbegebiet in Gräfenberg gelebt. Seit sein Entschluss steht, hat er Angebote für andere Gaststätten oder Sportgaststätten erhalten. "Es ist nicht dasselbe. Die meisten sind an eine Brauerei gebunden. Ich möchte mein eigenes Bier brauen und verkaufen", erklärt Bellair. Sein Vorhaben brauchte eine bestimmte Lokalität. Ein Sandstrand wäre woanders nicht durchführbar. "Ich habe das mit viel Herzblut gemacht", beteuert Bellair. Deshalb das weinende Auge, das ihm den Entschluss schwer machte. Andererseits sei er froh, nun etwas weniger Stress zu haben. Er will in seinen früheren Beruf als Maschinenbauer zurückkehren. Wo, das weiß er noch nicht. Eine feste Anstellung hat Bellair noch nicht und er gibt sich auch noch ein wenig Zeit dafür, stehen doch noch Aufräumarbeiten an. "Ich habe alles in meinem Haus gelagert und muss erst mal alles aufräumen, aussortieren und verkaufen", erklärt Bellair. Die Halle ist bereits geleert, die Küche verkauft, nichts deutet mehr auf das Brauen des Red-Castle-Brew und die selbst gemachten Burger mit Rindfleisch aus der Region hin. Nur der Sandstrand und die kalte Asche in den Feuerschalen sind noch stumme Zeugen einer kurzen Erfolgsgeschichte.