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Raubzug in Forchheim: Anwohner wird Zeuge


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Donnerstag, 20. Februar 2020

Unbekannte sprengten in der Nacht auf Donnerstag den Geldautomaten der Commerzbank. Ein Zeuge erzählt.
Von diesem Fenster aus sah Roland Moser die Täter und alarmierte die Polizei.


Um 2.20 Uhr war Roland Moser noch wach. Für den Eigentümer der Tanzschule am Kolpingplatz ist es normal, dass er um diese Zeit im Büro sitzt und seine Abrechnungen erledigt. Plötzlich wurde der 50-Jährige durch einen "Riesenschlag" hochgeschreckt. "Lauter als ein Gewitter-Donner" sei die Explosion gewesen. "Was war das?" Nur dieser Gedanke sei ihm durch den Kopf geschossen. Weil sein Bürofenster im ersten Stock durch einen Sichtschutz verblendet ist, lief Roland Moser hinüber in den Tanzsaal. Ein Blick hinunter auf das "gleißend hell beleuchtete Gebäude" der Commerzbank genügte - und Roland Moser wählte den Polizeinotruf.

Weil er befürchtete, die Täter könnten ihn hinter dem Fenster sehen, ging Roland Moser "in Deckung". Noch während er die Polizei am Telefon über die drei vermummten Männer und den in der Einfahrt geparkten Audi informierte, hörte er, wie sie unter seinem Fenster in Richtung Süden davonrasten.

Seitdem sucht die Kriminalpolizei die Unbekannten, die am frühen Donnerstagmorgen den Geldautomaten der Bankfiliale am Kolpingplatz gesprengt haben. Wie ein Polizeisprecher gestern mittag mitteilte, sei "die Untersuchung des Tatorts durch die Technische Sondergruppe des Bayerischen Landeskriminalamts abgeschlossen". Die unbekannten Täter hätten den Geldautomaten durch das Einleiten von Gas gesprengt. "Sie erbeuteten einen Bargeldbetrag in noch unbekannter Höhe und flüchteten mit einem grauen, beziehungsweise anthrazitfarbenen Audi Kombi."

Laut Angaben eines Anwohners seien die drei vermummte Personen mit "auffallend lautem Motorengeräusch" stadtauswärts geflüchtet. In Richtung der Autobahn A73 beziehungsweise der Bundesstraße B470.

Verletzt wurde bei der Tat niemand. Den Sachschaden schätzt die Polizei "im unteren sechsstelligen Bereich". Die Fahndung sei bislang "negativ" verlaufen, heißt es im Bericht der Polizei - obwohl "zahlreiche Streifenbesatzungen und ein Hubschrauber" in Forchheim und Umgebung im Einsatz waren.

Die Kriminalpolizei Bamberg hofft auf Zeugen, die in den frühen Morgenstunden rund um den Kolpingplatzes "verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben". Zeugen werden gebeten sich an die Kripo Bamberg (Tel. 0951/9129-491) zu wenden.

Die Filiale der Commerzbank konnte ihren Betrieb trotz des Überfalls aufrechterhalten. Wie ein Sprecher der Bank dem FT am Donnerstag Nachmittag sagte, hätten Experten das Gebäude begutachtet. Nur der Haupteingang bleibe vorerst geschlossen; ein Schild weise den Weg über den Hintereingang. Natürlich müsse der SB-Bereich renoviert - und die Geräte müssten ersetzt werden. "Wir versuchen alles, um so schnell wie möglich den normalen Filialbetrieb wieder herzustellen", sagte Filialleiter Matthias Nock. Die Kunden hätten viel Verständnis für die aktuelle Situation.

Ein Bank-Sprecher betont, dass die 5000 Forchheimer Kunden an Postbankautomaten und bei der Hypovereinsbank gebührenfrei Bargeld abheben könnten. Ebenso bei Shell, Rewe und Aldi.