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Querdenken beim Spazierengehen


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Mittwoch, 27. Sept. 2017

Das städtebauliche Entwicklungskonzept (Isek) hat die Forchheimer Ortsteile erfasst. Unter den Stadträten herrscht eine nie gekannte Isek-Zuversicht.
Bei einem Spaziergang  in Burk (im Hintergrund die Kirche) haben die   Stadtplaner   wichtige    Impulse für das Stadtentwicklungskonzept (Isek) gesammelt. Ekkehard Roepert


In den letzten Jahren war das Integrative städtebauliche Entwicklungskonzept (Isek) regelmäßig zum Zankapfel zwischen den Stadtratsfraktionen geworden. Doch jetzt, da der Isek-Prozess auf der Zielgeraden ist, wirkt alles wie ein Spaziergang.

Im Planungs- und Umweltausschuss am Dienstag durfte der in dieser Sache schon oft getadelte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) sogar ein Lob von Udo Schönfelder einheimsen: Der CSU-Fraktionssprecher bedankte sich bei Kirschstein, dass er auf die Kritik aus dem Stadtrat reagiert und den Modus der Isek-Gestaltung verändert habe. Die "gruppendynamischen Episoden" zwischen den Räten spielten jetzt wohl keine Rolle mehr, meinte Schönfelder. Und sein CSU-Parteifreund Holger Lehnard war erfreut, dass es gelungen sei, das Motto "Querdenken" auch in die Forchheimer Stadtteile "hineinzudenken".

Ausgegeben hatten dieses Motto der Ingenieur Leonhard Valier (Büro für Städtebau und Bauleitplanung in Bamberg) und sein Stadtplaner-Kollege Claus Sperr. Die beiden begleiten die Stadträte beim Isek-Prozess, den sie als Möglichkeit definiert haben, "Leitvorstellungen der Stadtentwicklung aufzuzeigen". Gleichzeitig sei Isek ein Investitionsleidfaden, um an Fördermittel der Städtebauförderung zu kommen.

Wie dabei nicht nur das Zentrum der Stadt, sondern auch die Forchheimer Ortsteile profitieren können, das haben Valier und Sperr bei Stadtteilspaziergängen mit Bürgern in Burk, Kersbach, Buckenhofen, Forchheim-Nord und Reuth herausgefunden. Die Ergebnisse debattierten die Isek-Experten mit den Stadträten im Planungsausschuss.

So hatte etwa Leonhard Valier aus Burk den Auftrag mitgenommen, dass der mit Autos zugeparkte und "lieblos gestaltete Kirchplatz" einer Aufwertung bedürfe; dass die Sportinsel ausgebaut werden müsse; und dass etwas für die Fußgänger getan werden müsse: "Die Wege sind teilweise so schmal, dass sie gar nicht vorhanden sind."

In Buckenhofen sei der Ruf nach einem Treffpunkt laut geworden, erzählte Claus Sperr; wobei mit dem Platz am Feuerwehrhaus auch gleich ein geeigneter Standort ins Spiel gebracht worden sei. Bemerkenswert fand Sperr zudem die hohe Bereitschaft der Bürger, die Baugebiete in Buckenhofen möglichst schnell zu entwickeln. Im Gegensatz zu Kersbach, wo es ja wegen Pointäcker viele Bedenken gebe, "wollen die Buckenhofener die Gebiete Tränklein I und II möglichst schnell nach vorne bringen."

Aus Forchheim-Nord nahmen die Isek-Spaziergänger beispielsweise die Einsicht mit, dass der Joseph-Otto-Platz "aufgewertet" werden müsse; in Kersbach standen verstärkt die Themen Medizin- und Lebensmittelversorgung im Vordergrund. Doch auch in Kersbach sollte über einen Treffpunkt nachgedacht werden, forderte Manfred Hümmer (FW-Fraktionssprecher). "Bisher können sich die Jugendlichen nur an den Spielplätzen herumtreiben."

Von "guten Gestaltungsmöglichkeiten des Ortskerns" sprach Valier in Reuth. Darüber hinaus sei auch in diesem Stadtteil "Bedarf für einen Bürgertreff". Ein "Riesengestaltungspotenzial" hatte der Städteplaner in der Bayreuther Straße entdeckt. Wenn es eines Tages eine Umgehungsstraße gebe, dann werde die Bayreuther Straße in ihrer aktuellen Breite "nicht mehr gebraucht", betonte Valier.

Am 6. Oktober und 9. November wird der Stadtrat in eine Isek-Klausur gehen, um die gesammelten Erkenntnisse in das Stadtentwicklungskonzept zu integrieren. Im Dezember will der Stadtrat Isek dann endgültig beschließen.