Protest gegen geplante Raststätte in Eggolsheim
Autor: Ekkehard Roepert
Eggolsheim, Donnerstag, 16. Oktober 2014
Für die Anlage an der A73 bei Eggolsheim benötigt die Autobahndirektion Nordbayern zehn Hektar Land. Aber die Eggolsheimer Landwirte wollen sich wehren.
Rasthaus und Zapfsäulen statt Zuckerrüben und Spargel - für Georg Huberth ist das undenkbar. "Bei uns häuft sich die Geschichte mit dem Flächenverlust", kritisiert der Eggolsheimer Landwirt.
Erst die ICE-Ausbaupläne; dann der Überholbahnhof - und jetzt in der gleichen Gemarkung eine Rastanlage? Um das zu verhindern, wollen Huberth und zwei seiner Kollegen vor Gericht ziehen: "Das hier sind beste Böden, schnurgerade Felder", erklärt Huberth: "Wenn die bebaut werden, das geht an die Substanz. Wir sind zu dritt und werden den Klageweg bestreiten, egal wie lange es dauert."
Vor sechs Jahren schien die Zustimmung noch überwältigend. Zumindest im Gemeinderat. Als die Autobahndirektion Nordbayern anklopfte und nach Flächen für den Bau einer Tank- und Raststätte fragte, fassten die Räte einen 19:1-Beschluss: Eggolsheim war nicht nur bereit, rund zehn Hektar abzutreten; es wurden auch gleich Probebohrungen durchgeführt.
Veränderte Stimmungslage
"Doch jetzt stehen wir vor einer neuen Situation", betont Bürgermeister Claus Schwarzmann (BB): "Vor sechs Jahren stand noch keine Biogasanlage und kein Logistikzentrum." Diese veränderte Stimmungslage bekam vor 14 Tagen auch Bernhard Dittrich von der Autobahndirektion Nordbayern zu spüren. Bei einer Eigentümer-Versammlung gab es "massive Vorbehalte", sagt Bürgermeister Schwarzmann. Das sei "nicht ungewöhnlich", wenn Landwirte Flächen abtreten müssten, meint Bernhard Dittrich.Ungewöhnlich wirkt aber die Entschlossenheit, mit der die drei Landwirte vorgehen. Gemeinsam besitzen sie rund acht Hektar jenes Areals, das die Autobahndirektion kaufen will.
"Wir wollen kein Geld mit Landverkauf verdienen", sagt Georg Huberth, "wir sind aktive Landwirte, wir brauchen das Land." Spätestens seit dem Bau der Biogasanlage sei zudem "der Pachtmarkt leergefegt".
Am kommendern Dienstag, 21. Oktober, werden die Gemeinderäte in diesem Konflikt Farbe bekennen müssen. Im Rathaus steht das brisante Thema ab 18 Uhr auf der Tagesordnung: "Errichtung einer Tank- und Rastanlage an der A 73 westlich der bestehenden Park- und WC-Anlage Regnitztal Ost." Auch Bernhard Dittrich wird zu der Veranstaltung kommen, um den Kommunalpolitikern das 16-Millionen-Euro-Projekt zu präsentieren.
102 Pkw, 108 Lkw
"Grobschätzungen" der Autobahndirektion beziffern die Kosten für die reinen Verkehrsflächen auf rund 13 Millionen Euro, weitere drei Millionen Euro werden für Tankstelle und Rasthaus veranschlagt."Die neue Tank- und Rastanlage bietet Raum für 102 Pkw, 108 Lkw und fünf Busse", sagt Direktionssprecherin Ursula Birg, "im Rasthaus mit integrierter Tankstelle können erfahrungsgemäß etwa 30 Arbeitsplätze entstehen."
Er könne gut verstehen, dass die Landwirte skeptisch sind, sagt Bürgermeister Schwarzmann, "so groß sind unsere Möglichkeiten nicht. Angesichts der Fülle der Großprojekte in unserem Raum bin ich wesentlich verhaltener als noch vor sechs Jahren."
Bleibt die Frage, wie die Autobahndirektion reagiert, wenn der Eggolsheimer Rat das Projekt am Dienstag ablehnt. Kommen andere Standorte in Frage? "Potenzielle Alternativstandorte nördlich oder südlich von Forchheim gibt es wegen der dichten Bebauung an der A 73, der Anschlussstellen-Folge sowie der naturschutzrechtlichen Tabuflächen nicht", sagt Ursula Birg. Als Beispiel einer "Tabu-Fläche" nennt sie den Hauptsmoorwald bei Bamberg.
Für die Raststätten-Planer der Autobahndirektion Nordbayern scheint an Eggolsheim kein Weg vorbeizuführen: Weil "der Standort bereits mit Wasser, Abwasser und Strom über die bestehende WC-Rastanlage erschlossen" sei, wie Ursula Birg darlegt. Durch die Nutzung bundeseigener Grundstücke könne die "Inanspruchnahme privater Flächen" gegenüber möglichen Alternativstandorten minimiert werden.