Problematische Sozialstruktur erfordert Hilfe
Autor: Andreas Oswald
Forchheim, Mittwoch, 18. Oktober 2017
Der Jugendhilfeausschuss genehmigt zahlreiche Projekte. So erhält die Grundschule Buckenhofen-Burk eine Stelle für die Jugendsozialarbeit.
Ob Koki, Justiq oder Jas - so fantasiereich wie die Kürzel, so vielfältig sind die vom Landkreis geförderten Hilfsangebote für Kinder, Jugendliche und deren Eltern. So stimmte der Jugendhilfeausschuss der Weiterentwicklung der koordinierten Kinderschutzstelle (KoKi) zu, deren Ziel es ist, Schwangere und belastete Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern zu unterstützen. Darüber hinaus wurde die weitere Teilnahme des Landkreises am Förderprogramm "Jugend stärken im Quartier" (Justiq) genehmigt. Mit dem Programm unterstützen die Bundesministerien für Familie und Umwelt Kommunen dabei, Angebote für junge Menschen zur Überwindung von sozialen Benachteiligungen und persönlichen Problemen am Übergang von der Schule in den Beruf zu schaffen. Und schließlich wurde der Antrag der Grundschule Buckenhofen-Burk auf Einrichtung einer Stelle zur Jugendsozialarbeit (Jas) bewilligt. Neben den Kindern mit Migrationshintergrund, deren Anteil über 27 Prozent beträgt, hätten auch zunehmend einheimische Kinder Probleme, geht aus dem Antrag des staatlichen Schulamtes hervor.
Forchheim sozialer Brennpunkt
Wie sich die Inanspruchnahme von Jugendhilfe im Landkreis verteilt - d.h. wo die Probleme am größten sind - spiegelt sich in der Sozialraumanalyse, deren neueste Ausgabe Martin Hempfling vom Jugendamt vortrug. Darin kristallisiert sich die Stadt Forchheim im Vergleich zum übrigen Landkreis als sozialer Brennpunkt heraus. Das zeigt sich unter anderem im hohen Anteil von Alleinerziehenden, bei denen häufig Hilfen zur Erziehung erforderlich sind, und an der Konzentration von Hartz-IV-Beziehern in Forchheim. Beim Bezug von Arbeitslosengeld II sei der Anstieg der Anzahl der Bedarfsgemeinschaften in den Jahren 2015 und 2016 auf die Anerkennung von Geflüchteten als Asylbewerber zurückzuführen, heißt es in der Analyse. Dieser Trend habe sich auch im ersten Quartal 2017 fortgesetzt. Die Berechnung zeige ein hohe Konzentration in der Stadt Forchheim, die bei ihrer Sozialstruktur insgesamt eine große Belastung aufweise. Ein hoher Anteil von Alleinerziehenden zeigt sich aber nicht nur in Forchheim sondern auch in Ebermannstadt, ja selbst in kleine Gemeinden, wie Kleinsendelbach und Weißenohe. Deutlich wird in der Analyse ein Gefälle zwischen dem Nordosten und Südwesten in punkto Arbeitslosigkeit und der Einkommensstruktur (Kaufkraft). Während sich die Zahl der Arbeitslosen im Landkreis Forchheim zwischen 2007 und 2017 fast halbiert habe weise die Stadt Forchheim hier die höchste Belastung auf. Hier sei tendenziell ein Gefälle zwischen den Kommunen der Fränkischen Schweiz und den Gemeinden in der Nähe von Erlangen feststellbar.
Auch interessant: Während zwischen 1999 und 2016 die Zahl der durch den allgemeinen Sozialdienst beratenen Familien um rund 121 Prozent gestiegen ist, hat die Beratungszahl seit der letzten Analyse vor drei Jahren nicht weiter zugenommen. Die relative Inanspruchnahme sei in Forchheim, Ebermannstadt, Egloffstein und Pretzfeld am größten, heißt es in der Analyse.
Was die Erziehungsberatung betrifft, so sei hierbei in den letzten drei Jahren jedoch wieder eine Zunahme zu verzeichnen. Diese konzentriere sich nicht alleine auf die Stadt Forchheim sondern auch auf kleinere Gemeinden. Die größte Inanspruchnahme sei in Heroldsbach feststellbar.
Erziehungsprobleme in Unterleinleiter
Laut Untersuchung habe sich die Anzahl der neuen ambulanten Erziehungshilfe in den letzten drei Jahren kaum verändert. Auffallend sei jedoch eine relativ hohe Nachfrage in der kleinen Gemeinde Unterleinleiter. Hier und in Weißenohe zeige sich auch eine hohe Inanspruchnahme bei der neuen teilstationären Hilfe.
Bei der Familiengerichtshilfe sei die Tendenz der Fallzahlen eher zunehmend. Neben der Stadt Forchheim, ist laut Sozialraumanalyse der Bedarf auch in den Gemeinden Ebermannstadt, Pinzberg, Obertrubach und mit Kunreuth an der Spitze vergleichsweise hoch. Bei der zusammenfassenden Betrachtung des Bereiches Jugendhilfe falle auf, dass die Gemeinde Unterleinleiter bei der relativen Inanspruchnahme vor der Stadt Forchheim liege. Auf Nachfrage erklärte Martin Hempfling, dass die Fallzahlen in kleinen Gemeinden natürlich stärker zu Buche schlügen als in größeren Orten.