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Privatzoo im Ruhestand: Bankchef aus Gräfenberg wird Zoodirektor


Autor: Petra Malbrich

Gräfenberg, Dienstag, 13. Januar 2015

Alfons Trautner aus Gräfenberg hat sich im Ruhestand mit seinem Privatzoo und dem Tropenhaus einen Kindheitstraum erfüllt. Bedrohte Tierarten finden seit Jahren Unterschlupf. Die erfolgreichen Nachzuchten sind in Vogelparks und Tiergärten in Deutschland und Österreich anzutreffen.
Alfons Trautner in seinem 60 Quadratmeter großen Tropenhaus, wo sich zwischen exotischer Vegetation seltene Vogelarten wie Brillen- und Türkisnaschvögel tummeln. Foto: Petra Malbrich


Voll aufgeplustert stürmt der Andenganter Richtung Tür seines Freigeheges, um den fremden Besuch zu verscheuchen. "Jetzt möchte er Anerkennung von seinem Weibchen", erklärt Alfons Trautner das Verhalten seiner Andengans. Diese Gattung wird sehr selten in Zoos gezeigt und hat seit vier Jahren eine neue Heimat in Alfons Trautners 5000 Quadratmeter großen Privatzoo gefunden.


Rotohrbüllbülls im Raubtierhaus

Der Berliner Zoo hat ihm das Gänsepaar verkauft, Vogelkurator Martin Kaiser ist ein Vereinskollege Trautners. Dieser ist kein Unbekannter in der Tier- und Naturwelt. Seit Jahren beheimatet er bedrohte oder ausgestorbene Tierarten in seinem Garten und gibt die erfolgreiche Nachzucht an bekannte Vogelparks in Görlitz, in Aue, in Marloff in Mecklenburg-Vorpommern, in Überlingen am Bodensee oder in Österreich und dem Nürnberger Tiergarten weiter.

Dort flattern im Raubtierhaus viele seiner Rotohrbüllbülls herum. "Zoodirektor Helmut Mägdefrau hat alle mitgenommen", erzählt Alfons Trautner.

Schon lange arbeiten die beiden Direktoren zusammen, saß doch Helmut Mägdefrau in der Jury und wählte die Gewinnerbilder der von Alfons Trautner durchgeführten Kinder- und Jugendmalwettbewerb der Vereinigten Raiffeisenbanken aus. Auch der Naturschutzpreis der Vereinigten Raiffeisenbanken geht auf Trautner zurück.
Tier und Natur sind die zentralen Themen, die Alfons Trautner schon als Jugendlicher am meisten interessierten. Mit 14 zog der aus Weißenohe stammende Bankdirektor und Ehrenvorsitzende des Vorstands der Vereinigten Raiffeisenbanken schon Goldfasane, Zwerghühner, Perlhühner und Tauben auf. Mit 15 lief er mit Kumpels lieber in den Buchwald und schleppte große Steinbrocken für seinen Steingarten nach Hause, anstatt beim Kirchweihbaumaustanzen mitzumischen.

"Seine Mutter versorgte die Tiere, wenn er in der Schule war", wirft Ehefrau Brigitte ein. Eine Arbeit, die sie vor 30 Jahren übernahm, als Ehemann Alfons im Gräfenberger Refugium seinen Privatzoo aufbaute und Kaisergänse, Nonnengänse, Kraniche und Streifengänse nach Gräfenberg holte.


Fasziniert von Streifengänsen

Vor allem die Streifengänse faszinierten ihn. "Sie überfliegen den Himalaya in 9000 Meter Höhe, das wussten sogar Flugpiloten zu berichten. Die Gänse leben im Sommer nördlich vom Himalaya, im Winter in Indien. Sie haben einen besonderen Stoff im Blut, damit es nicht gefriert", sagt der 76-Jährige.

Angefangen hat alles mit den nun 30 Jahre alten Jungfernkranichen, die kleinste von 15 Kranicharten, die eher Steppenbewohner sind und vor 150 Jahren noch am Neusiedlersee gelebt haben. Ein bis zwei Eier legen die Kraniche jährlich. Als Alfons Trautner noch in der Bank arbeitete, lief Ehefrau Brigitte alle zwei Stunden zu den Kranichen, um den Jungtieren Mehlwürmer zu bringen. Brigitte Trautner unterstützte in all den Jahren das Hobby ihres Mannes. "Es hat mir viel Freude bereitet", sagt Brigitte Trautner und kann so manch lustige Tierszene schildern. Wenn die Kranichbabys über einen Grashalm stolperten und der Mehlwurm wieder aus dem Schnabel fiel, musste auch sie lachen und war fasziniert, wie fürsorglich die Kraniche mit den Jungen umgehen.

Im Nachbargehege der Kraniche sind vor einigen Monaten neue Bewohner eingezogen: Blaue Ohrfasane, die eigentlich in Tibet beheimatet sind. Die weißen und brauen Geschwister stehen ebenfalls auf der Liste der bedrohten Arten.


Salamander und Kernbeißer

Trautner umfasst mit einer Handbewegung den großen zoologisch-botanischen Garten, in dem eine Vielzahl naturgeschützter einheimischer Pflanzen wachsen und große Biotope angelegt sind, um auch Salamandern, Ringelnattern, Zauneidechsen, Blindschleichen und seltene Vögel wie den Dompfaff, den Kernbeißer oder das Goldhähnchen bestaunen zu können.

Eine grüne Oase

Stark gefährdet ist auch der Rotschwanz-Ährenfisch aus Madagaskar, der neben Hunderten von Fischen in den beiden Teichen in Trautners 60 Quadratmeter großen Tropenhaus schwimmt. Vom Wohnzimmer aus gelangt man über Steine und eine Holzbrücke direkt in diese grüne Oase mit den Teichen.

Irgendwo in den Orchideen und tropischen Pflanzen wie Bromelien und Tillandsien versteckt, zwitschert es munter. Nur an den Bewegungen der Pflanzen erkennt man, dass gerade einer der Brillenvögel oder der Türkisnaschvögel herum geflattert ist. "Das ist ein Nektarvogel, ähnlich dem Kolibri, nur dass dieser nicht frei in der Luft stehen kann, sondern sich zum Naschen auf einen Ast setzen muss", erklärt "Zoodirektor" Trautner eine weitere Besonderheit in seinem Gräfenberger Privatzoo.