Pretzfelder Wirte klagen Gemeinde an
Autor: Carmen Schwind
Pretzfeld, Mittwoch, 07. Juni 2017
Mike Schmitt macht der Gemeinde Pretzfeld zum Vorwurf, seinen unternehmerischen Erfolg zu behindern.
Die Marktgemeinde Pretzfeld liegt zentral und gut angebunden in der Fränkischen Schweiz. Damit besitzt sie eigentlich auch genug Potenzial für gewerbliche Betriebe. "Das wird aber gar nicht genutzt, im Gegenteil", klagt Mike Schmitt. Er ist Inhaber des bekannten "Nikl-Bräu".
Im Jahr 2008 verwirklichte sich der Braumeister seinen Traum von einer eigenen Brauerei mit Wirtschaft und Biergarten. 800 000 Euro investierte er in sein Projekt. "Jetzt könnten wir anfangen zu verdienen und viel Gewerbesteuer an die Gemeinde zahlen. Aber es werden uns nur Steine in den Weg gelegt", so Schmitt.
Angefangen habe alles damit, dass er das Grundstück hinter der Gaststätte zu Biergarten und Parkplätzen ausbauen wollte. "Da gab es eine Ortsbegehung, aber die Dame vom Straßenbauamt meinte, sie würde mir die Zufahrt nicht genehmigen", erzählt der Braumeister. Da das "Nikl-Bräu" mittlerweile sehr bekannt ist, kommen am Wochenende viele Gäste. Deshalb wollte Mike Schmitt die Genehmigung von der Gemeinde, den Hof vor der Gaststätte samstags und sonntags mehr bestuhlen zu dürfen.
"Da gibt es die Rückstellungen für Infrastruktur. Ich hätte irgendwo im Ort Parkplätze für 60 000 Euro kaufen sollen, aber das Geld habe ich nicht. Deshalb will ich von der Gemeinde Parkplätze für fünf Jahre pachten", berichtet Schmitt. Er habe 2015 den letzten diesbezüglichen Antrag gestellt. "In einer öffentlichen Sitzung wurde das genehmigt. Man erzählte mir, dass in der nächsten nicht-öffentlichen Sitzung noch die Feinheiten beschlossen würden", erinnert sich Schmitt.
"Das dauert zu lange"
Allerdings bekam er nach vier Wochen eine schriftliche Absage. "Und weil die Abstimmung nicht öffentlich war, habe ich kein Recht auf eine Auskunft. Das ist typisch für Pretzfeld, dass Unternehmer nicht unterstützen werden", schimpft Mike Schmitt.Er könne unter der Woche die Wirtschaft nicht mehr öffnen, müsse am Wochenende Gruppenweise Gäste wegschicken und am Freitag Selbstbedienung am Bierausschank verlangen. Auch andere Unternehmer fühlen sich von der Gemeinde nicht unterstützt. "Bei den gewerblichen Flächen wird nichts gemacht", sagt Johannes Haas. Er ist der Inhaber der "Edelbrennerei Haas". Die Gemeinde Pretzfeld, so klagt er, erschließe erst bei größeren Anfragen Gewerbegebiete.
"Aber das dauert dann zu lange, bis der Prozess ins Rollen kommt. Viele kleinere Unternehmer suchen händeringend Flächen. Das ist für den Ort eine Katastrophe", meint Haas und zählt auf, dass Unternehmen wie die Firma Distler oder der Holzbau Lipfert bereits abgewandert sind.
Und auch sein Unternehmen hätte sich fast in Kirchehrenbach angesiedelt. Die beiden Unternehmer, deren Produkte immer wieder ausgezeichnet werden, sorgen sich auch um die älteren Menschen am Ort, denn nachdem die Bäckerei geschlossen hat, gibt es wieder einen Laden weniger in Pretzfeld. "Ohne Auto ist das Einkaufen ein Problem. Da müsste die Gemeinde in Vorleistung gehen", meint Johannes Haas. Bürgermeisterin Rose Stark (SPD/Ökol.) dagegen sagt, dass die Gemeinde die Unternehmen am Ort sehr wohl unterstützen will: "Gerade mit den Parkplätzen haben wir uns sehr viel beschäftigt, aber alle Modelle konnten nicht realisiert werden."
Zu weit zum Laufen
Für die Erschließung hinter dem Wohngebäude, die sehr eng geworden wäre, wäre nach baurechtlicher Verordnung die Anbringung einer Ampel nötig gewesen.Das sei anscheinend aus besitzrechtlichen Gründen nicht mehr verfolgt worden. "Innerorts an der Kirche oder der Schule sind wohl Parkplätze frei, aber das wäre den Gästen zu weit zum Laufen", so Rose Stark, denn die Plätze sollten in relativer Nähe zur Gaststätte sein. Die Flächen in der Nähe gehören dagegen Privatpersonen. "Wir brauchen Fläche, die planbar ist. Wir können nicht in der Luft bauen", so die Bürgermeisterin.
Die Gemeinde würde private Initiativen von Mike Schmitt unterstützen - wenn sie denn baurechtlich auch in Ordnung sind. "Wir haben von unserer Seite aus alles getan, denn wir wollen die Betriebe erhalten", betont Stark.