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Poxdorfer Kühe kriegen "Müsli" und Globuli  


Autor: Josef Hofbauer

Poxdorf, Freitag, 16. Januar 2015

Landwirte im Landkreis Forchheim setzen längst auf das Tierwohl. "Geht es den Tieren gut, geht es auch dem Bauern gut", findet Landwirt Christian Werner aus Poxdorf.
Kreisbäuerin Rosi Kraus, Christian Werner, Obmann Hermann Greif, Christiane Werner, Werner Nützel und Peter Schubert (v.l.) sehen sich im Stall um.  Foto: Josef Hofbauer


Mit breiter Brust können Hermann Greif, Kreisobmann und Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), und Kreisbäuerin Rosi Kraus zur "Grünen Woche" (16. bis 25. Januar) nach Berlin fahren. Die Initiative Tierwohl, die dort propagiert wird, ist im Landkreis Forchheim längst gängige Praxis. Davon überzeugten sich Greif und Kraus bei einem Besuch auf dem Aussiedlerhof Werner in Poxdorf.

Das Futter der 70 Kühe, eine Mischung aus gemahlener Luzerne, Raps, Zuckerrüben-Schnitzel und Mineralfutter, erinnert vom Geschmack her an Frühstücksmüsli, und wenn eines der Tiere einmal krank sein sollte, wird es zuerst mit Globuli behandelt. "Das hat uns der Tierarzt empfohlen, als wir 2007 den Aussiedlerhof gebaut haben", erklärt Christine Werner.

"Der Freilauf-Stall hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Tiere gesünder sind als früher", bestätigt Christian Werner.

Durch die Bewegung sind sie gelenkiger. Selbst beim Kalben bleibt eine Unterstützung durch den Bauern oder gar den Tierarzt die Ausnahme. Ist der Muttermund zu eng, setzt Christian Werner auf Akupunktur. Mit Erfolg.

Mit Kruzifix und Computer

Die Abkalbebox ist die Entbindungsstation des Betriebes, den Christian und Christine in der vierten Generation bewirtschaften. Hier sucht sich jede Kuh den Platz aus, wo sie ihr Kälbchen zur Welt bringen will. Um die Tiere beobachten zu können, sind neben dem Kruzifix im Stall Kameras installiert. Eine Notbeleuchtung hilft, dass die Landwirte ihre Tiere rund um die Uhr sehen können. "Und dass die Kühe abends den Weg zum Melkroboter finden", ergänzt Christian.

Er möchte auf diese Technik nicht mehr verzichten. Längst haben sich die 70 Kühe, die nicht nur Ohrmarken, sondern auch Namen haben, daran gewöhnt, selbstständig den Melkroboter aufzusuchen. Ein Chip verrät dem Computer, wann "Elsa" zum letzten mal am Melkstand war und rechnet aus, ob sie zur Belohnung ein wenig von dem Kraftfutter naschen darf. Mit Hilfe eines Laserstrahles wird das Melkgeschirr an das Euter der Kuh angeschlossen. Der Computer kontrolliert übrigens auch Menge und Qualität der Milch, die automatisch in den Kühltank gepumpt wird.

Landwirt setzt auf Technik

Auf den Computer setzt Familie Werner auch bei der Ernährung. Während die Kälbchen nach der Geburt in Iglus im Freien gehalten werden von der Bäuerin zweimal täglich mit Milch und Wasser gefüttert werden, rationiert ab der dritten Woche ein Automat, der so genannte Milchaustauscher, die Futtermenge. Auch hier kontrolliert ein Chip im Halsband, ob das Kalb im "Tier-Kindergarten" seine Ration schon bekommen hat.

Da der Zugang zur Futterquelle 24 Stunden lang möglich ist, müssen die Tiere lernen, dass es nur eine beschränkte Ration an Futter gibt. Wie bei einem Kaffeeautomaten wird die jeweilige Dosis für jedes Kalb frisch zubereitet, maximal ein halber Liter. Zudem werden sie langsam an das Raufaser-Futter gewöhnt.

Die Futtermischung stellt Christian Werner selbst zusammen. Gekauftes Futter enthält nur Billigmacher, urteilt er. Das will er seinen Tieren nicht zumuten. Gefüttert wird abends, damit das Futter sich im Sommer nicht erhitzt.
"Geht es den Tieren gut, geht es auch dem Bauern gut", bringt Christian Werner die Fürsorge für seine Kühe auf einen Nenner. Dazu gehört, dass der 60 mal 20 Meter große Stall täglich zweimal ausgemistet werden muss.

Damit sich in den Spalten keine Keime einnisten, die Klauen-Krankheiten verursachen, wird Kalk eingestreut. Und wenn es einem der Rinder nach Streicheleinheiten gelüstet, geht es zur automatischen Kuhbürste. Die selbstständige Fell-Reinigung spart dem Bauern nicht nur Zeit, sondern macht die Kühe auch glücklich.