Druckartikel: Politiker buhlen mit praktischen Wahlgeschenken um die Stimmen

Politiker buhlen mit praktischen Wahlgeschenken um die Stimmen


Autor: Nikolas Pelke

Forchheim, Mittwoch, 28. August 2013

Ohne sie geht nichts: Give-Aways. Mit einem Kuli gewinnt man keinen Blumentopf. Hintersinnig müssen die Wahlgeschenke sein. Und witzig wie die Geschenke, mit denen die fränkischen Kandidaten die Wähler umgarnen.
Der Landtagskandidat der Freien Wähler setzt auf witzige und praktische Wahlgeschenke. Damit liegt er voll im Trend: "Der Trend geht eindeutig zu witzig und praktisch", sagt Sven Frömmel von der Werbemittel-Firma "in Medias" aus Eggolsheim. Fotos: Nikolas Pelke


Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Das wissen auch Politiker und gehen nie ohne sie aus dem Haus: Wahlgeschenke.

Offensichtlich nehmen die Kandidaten die Geschenke-Geschichte sportlich. Denn im Angebot haben die Parteien nicht nur Standard-Give-Aways wie Kugelschreiber und Luftballons. Im Wahlkampf wollen sich die Kandidaten eben auch in puncto Wahlgeschenke gegenseitig überbieten. Wobei Wahlgeschenke nicht mit Wahlversprechen zu verwechseln sind. Während die Politiker in rosigen Worten den Wählern das Blaue vom Himmel versprechen, geht es bei den Wahlgeschenken handfester zu.

Je praktischer desto besser

Dabei setzen die Kandidaten unterschiedliche Akzente. Der Bundestags-Kandidat der FDP folgt offensichtlich der Devise: Je praktischer desto besser.

MdB Sebastian Körber verteilt gerne schwarz-gelbe Glitzi-Spül-schwämmchen mit folgender Botschaft an die Bayern in schwarzen Lettern auf gelbem Grund: "Wenn Ihnen schwarz zu grob ist." In die Kategorie "Praktisch" gehört auch der "Multiverbotsbrecher", den Körber gerne verteilt. Kinder gehören bei diesem Wahlgeschenk nicht zur Zielgruppe. Im Visier hat Körber mit diesem Kombi-Werkzeug den liberalen Biertrinker, der auch einen guten Tabak zu schätzen weiß.

Humor mit Hintersinn

Thorsten Glauber, MdL und Direktkandidat der Freien Wähler für den Landtag, nimmt sich bei seinen Wahlgeschenken nach dem Motto - je witziger desto besser - auch mal selbst auf die Schippe. Den "Glaubär" gibt es nicht nur auf dem Luftballon. An die Kleinen verteilt Glauber auch "Gummi-Glaubären". Nicht bierernst und durchaus humorvoll ist auch der orange Lippenstift mit dem Glauber gerne die weiblichen Wähler umgarnt. Die fast hintersinnige Botschaft: "Thorsten Glauber - Mehr als nur Lippenbekenntnisse."

Praktisch und quadratisch

Praktisch scheint besonders das Wahlgeschenk-Motto von Michael Hofmann, dem Kandidaten der CSU für den direkten Einzug in Maximilianeum, zu sein. Gerne verteilt Hofmann ein Tüchlein, das zuverlässig gegen Zecken und Mücken schützen soll. Praktisch sind auch die Brillenputz-Tücher mit dem idyllischen Stuhlkreis-im-Kornfeld-Bild der CSU-Kandidaten. Praktisch und kommunikativ sind besonders die Bierdeckel mit dem Konterfei des Kandidaten. Auf der Rückseite des quadratischen Filz-Untersetzers kann man mit dem Kandidaten direkt in Kontakt treten. Bei Auftritten im Bierzelt kommt der Hofmann-Bierdeckel als Geheimwaffe zum Einsatz. Internet quasi nichts dagegen.

Auf einen Klassiker aus Plastik setzt Karl Waldmann, der Landtagskandidat der Grünen. Auf dem grünen Luftballon in Herzform prangt sinnigerweise das parteipolitische Bekenntnis: "Mein Herz schlägt grün."
Auf ein praktisches Sommer-Produkt setzt Reiner Büttner, der SPD-Landtagskandidat. Eine Sonnen-Creme mit dem Slogan: "Nicht rot werden. Rot wählen!"
Wie kommt der Politiker an die Produkte ran? "Ich bestelle die Wahlgeschenke, die Partei bezahlt", sagt Büttner. Ein Beutel Creme kostet übrigens 30 Cent.

Ein Geschenk schafft Emotionen

Im Werbemittel-Geschäft mischt die Eggolsheimer Firma "in Medias" kräftig mit. "Der Trend geht eindeutig zu witzig und praktisch", sagt Sven Frömmel. Früher hätten die Parteien eher langweilige Standard-Sachen in Eggolsheim geordert. Heute seien trendige Artikel gefragt. Wenn das Wahlgeschenk zwischen Politiker und Bürger eine emotionale Verbindung schafft, sei das Ziel erreicht. In der Wahlkabine soll der Bürger dann an die tollen Wahl-Geschenke und nicht an die utopischen Wahl-Versprechen denken.