Planspiele rund ums Gößweinsteiner Hallenbad
Autor: Thomas Weichert
Gößweinstein, Dienstag, 14. Februar 2017
Ein Investor aus Hirschaid will die stillgelegte Badeanstalt in ein Wohngebäude umwandeln.
Auf großes Interesse bei den Gößweinsteinern stieß die Sondersitzung des Marktgemeinderats zu den Themen Rathaus und Hallenbad. Von der Regierung von Oberfranken war Baudirektor Günther Neuberger gekommen. Er informierte über die allgemeinen Grundsätze der Städtebauförderung und betonte mehrmals, dass ein Rathausneubau nicht gefördert wird.
Für eine Überraschung während der Sitzung sorgte Thomas Siebenhaar, Geschäftsführer der Hirschaider Firma Projekt Bauart WohnInvest GmbH. Er möchte das Gößweinsteiner Hallenbad und den dazugehörigen Parkplatz für einen symbolischen Preis von der Gemeinde erwerben.
Siebenhaar, der aus Leutenbach stammt, will das Hallenbadgebäude teilweise abbrechen, danach sanieren und darin 15 barrierefreie Wohneinheiten mit insgesamt 1460 Quadratmetern Wohnfläche zu schaffen.
Außerdem will Siebenhaar als Investor eine Facharztpraxis im ehemaligen Hallenbad ansiedeln, die von Dr. Gabriele Brütting betrieben werden soll. Die frühere CSU-Marktgemeinderätin würde dazu ihren Arztsitz von Pottenstein nach Gößweinstein verlegen.
14 000 Quadratmeter
Wie Siebenhaar weiter erläuterte, will er das Gelände um das Bad aufwerten, den bestehenden Kinderspielplatz erhalten und eine zusätzliche Kommunikationszone schaffen. Eine weitere Idee Siebenhaars ist außerdem ein Rathausneubau auf dem insgesamt 14 000 Quadratmeter großen und gemeindeeigenem Grundstück hinter dem Hallenbad oberhalb des Spielplatzes. Dies hätte den Vorteil kalkulierbarer Baukosten und Unterhaltskosten für das neue Rathaus, das von der dann neuen Seniorenwohnanlage im jetzigen Hallenbad durch eine Hackschnitzel- oder Pellettsheizung mit beheizt werden könnte. Bei dieser Variante wäre das vom Gemeinderat bisher favorisierte Projekt "Rathausneubau im ehemaligen Gasthof Rose am Marktplatz" gestorben. Ein weiterer Vorteil für ein neues Rathaus am Hallenbad wären zudem die bereits vorhandenen Parkplätze. Voraussetzungen für eine Umsetzung von Siebenhaars Projekt der "Entwicklung Hallenbad" sind allerdings unter anderem der symbolische Kaufpreis für den aktuellen Grundstücksanteil des Hallenbads, eine Förderung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau und ein zinsgünstigen Darlehen von 0,75 Prozent.
Unter diesen Voraussetzungen würden Siebenhaar das ehemalige Hallenbad auch dann umbauen, wenn das Rathaus dort nicht gebaut werden sollte. Siebenhaar schwebt auch bereits ein konkreter Zeitplan vor. So müsste bis zum 30. Juni eine Grundsatzentscheidung im Gemeinderat für sein Projekt fallen.
Ehrgeiziger Zeitplan
Bis 30. September würde seine Firma anschließend die Planung für die Umnutzung des Hallenbads beenden und mit der Vermarktung der Wohnungen sowie der Arztpraxis beginnen. Ab 1. Juli 2018 könnte laut Siebenhaar mit dem Rathausneubau und dem Umbau des Hallenbads begonnen werden. Fertigstellung und Übergabe des neuen Rathauses, der Wohnungen und der Arztpraxis terminiert er in seinem Modell auf spätestens am 30. Oktober 2019. Baudirektor Neuberger meldete bezüglich des symbolischen Grundstückverkaufspreises sowie der Förderung für den Teilabbruch des Hallenbades Bedenken an. Grundsätzlich könne die Gemeinde ein Grundstück nicht für den symbolischen Preis von einem Euro verkaufen, sondern nur nach dem Verkehrswert.
Die Gößweinsteiner Räte diskutierten die Vorschläge Siebenhaars im Anschluss intensiv. Dietmar Winkler (CSU) kann sich vorstellen, dass das Rathaus aus dem Ortskern "rauswandert". Als schade befand Winkler, dass das Ganze nicht ohne das "Prinzip Steuerzahler" funktioniere. "Wenn wir Familien wollen, müssen wir das Hallenbad abreißen und das Gelände vermarkten", so jedoch Rainer Polster (FWG). Zu einer Entscheidung fanden sie am Ende allerdings nicht.