Druckartikel: Pläne für Kulturhalle im Kolpingshaus in Forchheim sind Geschichte

Pläne für Kulturhalle im Kolpingshaus in Forchheim sind Geschichte


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Mittwoch, 10. Mai 2017

Seit 2013 plante die Stadt, das Kolpingshaus in ein Zentrum der Forchheimer Kultur zu verwandeln. Nun verabschiedeten sich die Stadträte von dieser Vision.
Der Requisiten-Raum im Keller des Kolpingshauses drückt symbolisch den gescheiterten Umbau in eine Kulturhalle aus. Foto: Ekkehard Roepert


ForchheimAm Dienstag um 19 Uhr herrschte im Sitzungszimmer in der Schulstraße plötzlich ein erstaunlicher Konsens: Nach jahrelangem Ringen um den Bau einer Kulturhalle am Kolpingsplatz, waren sich die Stadträte plötzlich einig, dass das Projekt nicht zu schultern ist.

Letztlich kapitulierten die Räte im Planungsausschuss vor den hohen Kosten. Claudia Stumpf (Planerin im Stadtbauamt) hatte drei Varianten vorgelegt, die den Bau einer Kulturhalle in Abhängigkeit von der Sanierung des Rathauses zeigten. Zudem mussten die Räte bedenken, dass der Landkreis das ehemalige Kolonnenhaus in der Hornschuchallee verlässt und die Stadt das Gebäude für die Musikschule ausbauen will.

Daher schlug die Verwaltung vor, Variante 3 zu verwirklichen: Die setzt auf den Neubau einer Stadt- oder Kulturhalle für rund sieben Millionen Euro erst dann, wenn die Projekte am Rathausplatz und in der Hornschuchallee (geschätzte Kosten 8,4 Millionen Euro) erledigt sind. "Ist damit der Realisierungswettbewerb für das Kolpingshaus über Bord?", fragte Udo Schönfelder (CSU). "Ja", sagte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD).
Folgenden Beschluss fasste der Planungsausschuss am Dienstag: Der Bedarf für eine Stadt- oder Kulturhalle mit 800 Besuchern werde weiter verfolgt, aber erst, wenn der Forchheimer Haushalt konsolidiert sei. Das Kolpingshaus käme als Kulturhalle durchaus in Frage, aber frühestens in fünf Jahren. Bis das Rathaus saniert sei, werde das Kolpingshaus als Veranstaltungsort stärker unterstützt. Sollte die Jahnhalle in den nächsten Jahren einer Wohnbebauung weichen, werde das Kolpingshaus als Ersatzhalle gefördert und mit rund 70 000 Euro pro Jahr unterstützt (bisher sind es 5000 Euro).

Herbert Wolfrum, der Vorsitzende des Kolpingshaus-Bauvereins, war einverstanden. Das Haus sei ohnehin schon gut mit Veranstaltungen (vor allem türkische Hochzeiten) ausgebucht. Sollte künftig mehr Kultur im Kolpingshaus stattfinden - "um so besser", sagte Wolfrum, "dann haben wir die Wahl zwischen mehreren Veranstaltern."


Flier enttäuscht

In der CSU war Unbehagen über den Richtungswechsel in Sachen Kulturhalle zu spüren: Josua Flierl stimmte sogar gegen den Beschluss. Begründung: "Damit stirbt das Projekt Kulturhalle im Kolpingshaus oder es wird zumindest auf die lange Bank geschoben." Auch sein CSU-Kollege Markus Schmidt fand, dass die Kolping-Familie nicht richtig Ernst genommen werde, wenn man ihnen die Nutzung ihres Gebäudes "bestenfalls vage in Aussicht" stelle.

Albert Dorn (SPD) erinnerte daran, dass das "ehrenwerte Kolpingshaus" von Alt-OB Franz Stumpf als Kulturhalle favorisiert worden war; aber unter der Bedingung, dort 800 Besucher unterzubringen. "Heute wissen wir, dass das nicht geht", sagte Dorn und forderte eine Stadthalle an einem anderen Ort: "Der Bedarf der Forchheimer Kultur wird von den Kulturschaffenden auf die Größe des Kolpingshauses zurechtgestutzt", kritisierte Dorn. Grimmig appellierte der SPD-Rat, "etwas weiter zu denken". Mit einer größeren Halle werde sich auch die Nachfrage entwickeln. "Ich möchte nicht wegen jeder Veranstaltung Forchheim verlassen müssen."

Wie Udo Schönfelder (CSU) forderte auch Stefan Schick (FDP), "sich mit dem Kolpinghaus weiter zu beschäftigen". Von Schick kam die Anregung, die Jahn-Zuschüsse eines Tages in das Kolpingshaus umzulenken. Auch Sabine Dittrich (FGL) warnte, "sich zu früh vom Kolpinghaus zu verabschieden". Manfred Hümmer (FW) will das Kolpinghaus "als Übergangslösung" für Veranstaltungen nutzen. "Doch das Thema Kulturhalle Kolpingshaus sollten wir ad Acta legen. Wir brauchen einen Ort, um die Basiskultur zu implementieren."

Wolfram Weltzer, Vorstandsmitglied im Jungen Theater Forchheim, hatte die entscheidende Sitzung als Zuhörer verfolgt. Den Bau der Kulturhalle aufzuschieben, sei einerseits "eine Chance für eine bessere Lösung", sagte Weltzer. Aber die Verknüpfung mit dem Rathaus sei falsch - "das Rathaus kann kein Kulturzentrum sein". Zudem ärgerte sich Weltzer, dass die Stadt weiterhin mit einer Halle für 800 Besucher planen will. "Das ist für den kulturellen Bedarf in Forchheim nicht zwingend nötig."