Philipp Surm aus Gosberg: "Tanzen ist ein Supersport"
Autor: Petra Malbrich
Pinzberg, Dienstag, 28. April 2015
Philipp Surm aus Gosberg stellt unter Beweis, dass Tanzen mehr ist als nur einige Schritte zu laufen. Der mehrfache Bayerische Meister in Standard wünscht sich mehr Bewusstsein für diesen Leistungssport, wie beispielsweise durch den Tag des Tanzes.
Flashdance, Dirty Dancing oder Staying Alive - jede Generation hatte ihren Tanzklassiker unter den Kinofilmen und löste damit bei vielen Menschen Begeisterung für das Tanzen aus. Keiner dieser Filme war der Grund für Philipp Surm, dem vierfachen Bayerischen Meister in Standard und Bayerischen Vizemeister in Latein, ein professioneller Turniertänzer zu werden. Er spielte Fußball, wie fast jeder Junge mit sechs Jahren. Doch seine Eltern, Petra und Michael Surm, tanzten Turnier und ermunterten den Sohn, mit in den Tanzclub zu kommen. Das tat er dann auch, als Vierjähriger, beim Kindertanz. Als er acht war und wieder mit den Eltern in den Tanzturnierclub TTC Erlangen ging, fand er richtig Gefallen dran. Nicht an den Mädchen in diesen jungen Jahren, aber an der vielen Musik, sich dazu mit dem Körper zu bewegen und dem Sport, der dahinter steht. Einfach ein paar Schritte ablaufen, das ist Tanzen sicher nicht. Nicht in der Tanzschule.
Kein Sportunterricht
Zunächst begann Philipp Surm mit Hip Hop, dann trainierte er lange lateinamerikanische Tänze. "Für einen achtjährigen Jungen war das interessanter als das Ärmchen nach oben zu halten und kontrolliert zu tanzen", erklärt Philipp Surm seine Anfangsjahre. Natürlich gab das anfangs in der Grundschule schon Gelächter, "bis die Mitschüler gemerkt haben, wie leistungsorientiert Tanzen ist", erinnert sich Surm. Vom Sportunterricht hat er sich freistellen lassen. Drei bis vier Mal Tanztraining pro Woche und am Wochenende die Turniere, das war Sport genug. Neun Jahre zählte der Student aus Gosberg, als er sein erstes Turnier tanzte, vor den Bewertungsrichter das Können unter Beweis stellte. Die Fußstellung, Beintechnik, Rhythmus, Takt, Balance lauten die Schlagwörter, die Kriterien, die harmonisch zusammenfließen müssen, um die Bewertungsrichter zu überzeugen. Eine besondere Atmosphäre ist es schon, an den Turnieren teilzunehmen. "Es ist ein gewisses Ritual. Man gewinnt es auch lieb", sagt er und meint damit, im Frack zu stehen mit der Tanzpartnerin, die ebenfalls fein gekleidet ist und einfach zu tanzen.
"Es sind feste Reihenfolgen"
Kommt ein Tanzpaar in die Quere, bricht Surm aus seiner Tanzfolge aus, findet aber wieder hinein. Florkraft nennt sich das und "wird honoriert", erzählt Surm von den Turnieren, die für ihn kein Konkurrenzdenken sind, auch wenn der Ehrgeiz geweckt wird. "Auf einem Turnier muss ich mich nicht messen. Es ist schön, unser Tanzen zu präsentieren und wie wir die Musik interpretieren", so Surm. Dass heißt nicht, dass man schon nach den ersten Takten einer Musik die Grundstellung für einen Tango oder Paso doble einnimmt. "Es sind feste Reihenfolgen an Tänzen", erklärt Surm. Die Turniere sind nicht vermischt. Entweder wird ein Turnier mit Standardtänzen in der Reihenfolge Langsamer Walzer, Tango, Wiener Walzer, Slow Fox und Quick Step getanzt oder ein Turnier mit den lateinamerikanischen Tänzen, beginnend mit Samba, Cha Cha Cha, Rumba, Paso Doble und Chaif. Schon bald interessierte Philipp Surm dann auch der Standardtanz. Es musste nicht immer Speed sein. "Standard ist klassischer, ruhiger", erzählt er. Doch nicht eintönig. Man merkt bald, dass so viele Geschichten zu beachten sind, findet er und ermuntert jeden, es einfach auszuprobieren. Auch in der Geschichte des Standard gab es nur wenig Veränderungen, hingegen beim "Latein" stärkere Veränderungen über die vergangenen 40 Jahre betrachtet, angefangen vom Stil, der Bewegungsart und auch der Kleidung.
"Er macht das richtig klasse"
Wer in der Schule den Tanzkurs mitmacht, hat nur eine leise Vorstellung davon, was Tanzen an Kondition und Koordination erfordert. Den Tanzkurs an der Schule hat Philipp Surm nicht mitgemacht. "Tanzkurs und Tanzklub bedeutet zwar beide Male Tanzen, es sind aber zwei Paar Stiefel", weiß der 45-jährige Martin Schwenk, der seit einem halben Jahr von dem Tanztrainer Philipp Surm das richtige, technisch korrekte Tanzen lernt. Seit vier Jahren leitet er beim TTC die Einsteigerkurse. "Er macht das richtig klasse, schafft es, den Einsteigern unterschiedlichen Niveaus so viele Informationen zu geben, dass jeder gewinnt und davon profitieren kann", sagt Schwenk. Bei den meisten Tanzschulen ist nach dem Goldkurs Schluss. Deshalb wünscht sich Surm, dass Tanzschulen das Bewusstsein für den Tanzsport wecken. Der Tanzsport als Leistungssport komme zu wenig raus, so Surm. "Dabei ist Tanzen ein Supersport", schwärmt der 22-jährige Turniertänzer. Auch wenn nicht jeder zum Turniertänzer geboren ist, zeigen Turniertänzer wie Philipp Surm, was diese Sportart auszeichnet.
Zur Person
Philipp Surm ist...
- vierfacher Bayerischer Meister in Standard,
- Bayerischer Vizemeister in "Latein",
- belegte den zweiten Platz im "Hessen tanzt Turnier", dem größten deutschen Amateurtanzsportturnier.