Pflegenotstand in Franken: Eine Familie zeigt, wie schwierig die Pflege zu Hause ist
Autor: Ronald Heck
Kirchehrenbach, Donnerstag, 27. Februar 2020
Die Familie Gebhardt aus Kirchehrenbach pflegt ihren schwerkranken Vater daheim. Die Belastung ist hoch, die Bürokratie reibt sie auf. Vom Staat fühlt sie sich alleingelassen.
Liebevoll reicht die 80-jährige Gerda Gebhardt ihrem Mann Hans das Wasserglas. Der 81-Jährige benötigt auch beim Trinken Hilfe. Hans Gebhardt sitzt im Rollstuhl am Esstisch und nimmt mit zittriger Hand vorsichtig einen Schluck Wasser. Vor sieben Jahren wurde bei dem Kirchehrenbacher Demenz diagnostiziert. Die degenerative Gehirnerkrankung schreitet voran: Der Senior kann nicht mehr sprechen, alleine aufstehen oder sich versorgen. Gebhardt ist ein Pflegefall.
Seine Ehefrau Gerda und seine Kinder Birgit und Klaus pflegen ihn zu Hause in Kirchehrenbach. Eine enorme Herausforderung für die ganze Familie. "Es ist wirklich verdammt schwer", sagt Gerda Gebhardt.
Ein beschwerlicher Alltag
Jeden Morgen kommt Tochter Birgit Bail im Elternhaus vorbei, hilft ihrem demenzkranken Vater aus dem Bett, duscht ihn und kleidet ihn ein. Im Obergeschoss wohnt Sohn Klaus Gebhardt mit Frau und Enkeltochter, auch er hilft regelmäßig seinem pflegebedürftigen Vater.
Tagsüber kümmert sich die die 80-jährige Gerda Gebhardt meist alleine um ihren Ehemann. Zum Mittag muss sie ihn aus dem Sessel in den Rollstuhl heben, um ihm am Tisch das Essen zu reichen. Sie kann erst danach selbst essen, die Speisen sind dann meist kalt. Oft fehlt ihr auch der Appetit, die Seniorin hat in den vergangenen Jahren an Gewicht verloren. "Es ist schon arg beschwerlich und eine große Herausforderung", gibt Gebhardt zu.
Sie legt ihrem Mann auch die Senioren-Windeln an und setzt ihn danach zurück aufs Sofa. Nachmittags reicht sie ihm Kaffee oder Tee. "Den ganzen Tag bin ich mit meinem Mann beschäftigt, um ihm wirklich das zu geben, was er braucht", sagt die 80-Jährige.
Hans Gebhardt ist gebürtiger Kirchehrenbacher. Im Ort ist er unter anderem als langjähriges Mitglied beim TSV Kirchehrenbach bekannt. Wo es geht, nimmt Gerda Gebhardt ihren Ehemann mit: Ob zum Frühstück mit Freundinnen, zur Gymnastik oder auf Geburtstagsfeiern. "Ich lasse ihn nur ganz selten allein", sagt sie.
Der Wunsch, zu Hause zu leben
Dass Hans Gebhardt in seinem Elternhaus in Kirchehrenbach wohnen bleiben kann, ist der Familie wichtig. "Dadurch dass er daheim ist, geht es ihm trotz der schweren Krankheit gut", meint Tochter Birgit Bail. Seine Verfassung verschlechtere sich nur langsam - vor allem körperlich. Beim Spazierengehen in seinem Heimatort Kirchehrenbach erkenne er die Straßen, die Plätze, den Kirchturm. Die bekannte Umgebung beruhige ihn.