Druckartikel: Pate sein ist kein Kinderspiel

Pate sein ist kein Kinderspiel


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Sonntag, 22. Dezember 2019

Wer in Forchheim in die die Rolle eines Spielplatz-Paten schlüpft, muss geduldig kommunizieren können. Und darauf gefasst sein, beleidigt zu werden.
Der Spielplatz in der Von-Ketteler-Straße gilt vor allem während des Annafestes als schwieriges Terrain. Foto: Ekkehard Roepert


Forchheim Die Spielplatz-Paten sind seit zwölf Jahren unterwegs. Aktuell sind es 28 Paten, die sich im Auftrag der Stadt Forchheim ehrenamtlich um 16 Plätze kümmern. Im Idealfall soll ein Pate oder eine Patin dazu beitragen, dass die Plätze in Ordnung gehalten werden. Auf einem Informationsblatt der Stadt heißt es: "Die Paten sollten nach Möglichkeit positiv auf die Kinder und Jugendlichen, aber auch auf die erwachsenen Verursacher von Verunreinigungen einwirken."

Wie groß der Einfluss der Spielplatz-Paten ist, dazu gibt es sehr unterschiedliche Erfahrungsberichte. Birgit Kaletsch zum Beispiel hat den Spielplatz an der Frankenau im Blick. "Für mich ist es ein Beitrag für unsere Zukunft. Die Kinder sollen sich bewegen können." Daher wird sie seit 2007 nicht müde, sich vor allem mit Hundehaltern auseinanderzusetzen: "Die muss man immer wieder daran erinnern, dass es ein Spielplatz ist." Auch Jugendliche, die den Zweck des Spielplatzes missachten, seien dort immer wieder anzutreffen.

Lohnt es sich, mit ihnen zu reden? "Es kann passieren, dass man einen frechen Mund angehängt bekommt", sagt Birgit Kaletsch. "Doch bedroht worden bin ich noch nicht."

Das kann Renate Reichelt leider nicht von sich behaupten. Sie war 2007 Ideengeberin des Projektes. Doch mit ihrer eigenen Patenschaft am Spielplatz in der Von-Ketteler-Straße machte sie schlechte Erfahrungen. Wohl auch deshalb, weil sie öfter in den Abend- und Nachtstunden nach dem Rechten gesehen hatte. Der Spielplatz gilt als "Brennpunkt-Spielplatz".

Nicht selten wurden freundliche Hinweise mit Beleidigungen wie "Alte, was willst du?" erwidert. Eines Tages war Renate Reichelt "mit 16 Jugendlichen konfrontiert". Beleidigungen, Drohungen ("Du Dreckshure, das wirst du büßen"), ein Gerichtsverfahren - all das hat die Spielplatzpatin aus der Von-Ketteler-Straße mitgemacht.

Am Ende blieb der Eindruck, dass im Ernstfall die Zuständigkeiten zwischen Stadt und Polizei nicht geklärt seien und dass sie bei den Jugendlichen "gegen Wände reden muss".

Sozialpädagoge Josef Lypp, der städtische Ansprechpartner der Paten, sagt, dass die Vorfälle in der Von-Ketteler-Straße die absolute Ausnahme seien. In der Regel gelinge es den Paten, "Bewusstsein dafür zu schaffen, was auf den Spielplätzen nicht erlaubt ist". Allerdings, räumt Lypp ein, sei die Kommunikation im Laufe der Jahre nicht einfacher geworden: "Es gibt zu viele Leute, die meinen, sie müssten alles bewerten und liken."

Birgit Kaletsch merkt, dass es "schwer geworden ist, andere für die Idee zu gewinnen". Sie nutze ihre Kontakte zu jungen Familien auch, um für Patenschaften zu werben. In der Regel erhalte sie Absagen.

Bei 70 Spielplätzen im Stadtgebiet würde sich Josef Lypp über einige zusätzliche Paten freuen. Wer mitmache, müsse sich als Ansprechpartner verstehen, keinesfalls als Kontrolleur. "Wir sind nicht die Saubermänner." Doch ein Spielplatzpate dürfe eben auch "nicht wegschauen".

Mit Erfolg übt sich Gürsel Göksu seit fünf Jahren in dieser Rolle. Er hat ein Auge auf den Spielplatz in der Gleiwitzer Straße. "Im Moment läuft es gut, wenn es auch manchmal Streitigkeiten zwischen Anwohnern und Kindern gibt." Normalerweise genüge es, die Leute anzusprechen. "Nie hatte ich das Bedürfnis, einschreiten zu müssen", sagt Gürsel Göksu. Nur einmal. "Da hab ich ein paar Ältere davongejagt. Sie hatten Bierdosen dabei und fragten Kinder, ob sie auch mal trinken wollten."

Die ausgeschiedene Patin Renate Reichelt glaubt nach wie vor an den Wert der Patenschaften. Sie zitiert Gartenamtsleiter Herbert Fuchs: Seit es die Patenschaften gebe, sei der Vandalismus auf den Spielplätzen deutlich zurückgegangen.

Aber Reichelt glaubt eben auch, dass die Zeit für Verbesserungen gekommen sei. Spielplätze in sozialen Brennpunkten sollten absperrbar sein. Auch aussagekräftige Schilder mit Piktogrammen wären zeitgemäß, sagt Renate Reichelt. Mit Hinweisen, die auf der Grünordnungssatzung von 1975 beruhen, sei es heute eben nicht mehr getan.