Partnerschaft zwischen Forchheim und Pößneck ist sehr still geworden
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Freitag, 07. November 2014
Am 9. November vor 25 Jahren fiel die Mauer. Noch 1989 begann die Beziehung zwischen Forchheim und Pößneck enger zu werden. Im Oktober 1990 wurde sie offiziell besiegelt, heute liegt die Partnerschaft so gut wie brach.
Wie diese Partnerschaft begann, wird man wohl nie genau erfahren. "Den Streit gibt es heute noch", scherzt Ulli Welz, "ob die Kontakt aufgenommen haben oder wir". Die, das sind die Pößnecker. Wir, das sind die Forchheimer. Welz ist bis heute Partnerschaftsbeauftragter der Stadt geblieben, obwohl es sehr still geworden ist um diese Beziehung.
Dabei hatte sie so aufregend begonnen. Ulli Welz war 42 Jahre alt, als er jenen "sensationellen Abend" erlebte. Er saß vor dem Fernseher und sah den Fall der Mauer. "Ich war ergriffen", erinnert sich der heute 67-Jährige an den 9. November 1989.
Anschließend dann die "Pionierzeit": Welz arbeitete in der Zulassungsstelle des Landratsamtes. Kaum war die Grenze offen, begann der Ausverkauf des westdeutschen Gebrauchtwagen-Marktes. "Autos wurden in die noch existierende DDR verscheppert.
"Rotation" in Forchheim
Franz Stumpf, der heutige Oberbürgermeister Forchheims, arbeitete im Wendejahr als Rechtsrat der Stadt. Weil Stumpf über den VfB mit Welz befreundet war, rief er ihn eines Abends an: "Ulli, ich hab drei Leute da, kannst du denen mal Forchheim zeigen."
Die drei Leute waren Sportler von der Betriebssportgemeinschaft (BSG) Rotation Pößneck. Ulli Welz zeigte ihnen die Stadt und machte sie mit der Organisation des VfB vertraut. "So was war für die drei neu", erzählt Welz. Zu den BSG-Freunden hält Welz bis heute freundschaftlichen Kontakt.
Offiziell gegründet wurde die Partnerschaft mit Pößneck 1990. "Das war von Anfang an nicht so pompös", sagt Irene Mattle, die Chefin der Forchheimer Tourist-Information. "Es ging sehr stark um verwaltungstechnische Hilfestellungen." Dennoch entwickelten sich gute Kontakte: zur Kolpingfamilie, zu den Schützen, zum BRK, Jahn, VfB und zur Feuerwehr.
Allerdings benannte Stumpf erst in seinem elften Jahr als Oberbürgermeister einene Partnerschaftsbeauftragten: Das war und blieb Ulli Welz.
Schüler nicht eingebunden
In den ersten Jahren seiner Tätigkeit habe es regelmäßig Besuche und Gegenbesuche gegeben. Offiziell wurden Bürger aus Pößneck zuletzt beim Annafest 2010 in der Stadt empfangen. Ein Jahr später organisierte Ulli Welz eine VHS-Busfahrt nach Pößneck und Rudolstadt.
Dann schien die Beziehung erschöpft. Privat lebt sie Ulli Welz allerdings enthusiastisch. Urlaub verbringt er gerne in der Oberlausitz; er schwärmt von Görlitz und hält Kontakt zum Bürgermeister von Pößneck. Ein regelrechter Ost-Experte sei er geworden.
"Die Verbindung zu einer Kommune innerhalb Deutschlands scheint vielen heute wohl nicht mehr reizvoll", kommentiert Welz die allgemeine Partnerschaftsmüdigkeit. "Die Pionierarbeit ist vorbei. Und der Stadtrat hat es versäumt, die Schulen einzubinden".
Zu nah liege Pößneck, um für Schüler interessant zu sein, meint Irene Mattle: "Außerdem wollen die Schüler beim Austausch lieber französisch oder italienisch sprechen." Dennoch soll nächstes Jahr 25 Jahre Partnerschaft mit Pößneck gefeiert werden, kündigt Mattle an. Zum großen Annafestzug würden die Gäste aus dem Osten auf jeden Fall erwartet. Partnerschaftsbeauftragter Welz hofft auf entsprechende Mittel. Zuletzt seien sie ja "sehr mäßig" in die Partnerschaften geflossen. "Wenn man momentan im Internet nachschaut, dann ist offiziell weder in Forchheim noch in Pößneck eine Gedenkfeier vorgesehen", wundert sich der 67-Jährige. Dabei habe sich die 185 Kilometer entfernte Partner-Kommune so vorteilhaft entwickelt.
Welz übt sich in Zuversicht: "1989 - und jetzt?" Unter diesem Motto könnte eine Jubiläums-Tour stehen, schlägt er vor. Zudem werde 2015 der Thüringen-Tag in Pößneck gefeiert. Vielleicht mache sich in Forchheim bis dahin die Überzeugung breit: "Pößneck wäre wieder mal eine Reise wert."