Obstanbau in der Fränkischen Schweiz: So halten Landwirte die Kulturlandschaft am Leben
Autor: Ronald Heck
Oberehrenbach, Freitag, 17. Mai 2019
Wer den Streit um Streuobstwiesen in der Fränkischen Schweiz einordnen will, sollte die Arbeit der Landwirte mit ihren hoch- und niedrigstämmigen Bäumen verstehen. Die Familie Schmitt gewährt einen Einblick in ihre Obstwiese.
Kirschen, Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Mirabellen und viele Sorten mehr - die fünf Hektar großen Anlagen von Andrea und Roland Schmitt sind eine Obstoase. Wildbienen, Insekten und Schmetterlinge flattern durch die Felder, Bäume und Wiesen. Etwa die Hälfte ihrer Flächen sind intensiv bewirtschaftete Anlagen, die andere Hälfte Streuobstwiesen.
Roland Schmitts Familie blickt auf eine lange Obstbau-Tradition zurück. Der 57-Jährige kennt die Arbeit des Anbaus von Früchten in der Fränkischen Schweiz seit seiner Kindheit. Er kennt die Kulturlandschaft, aber auch die Probleme und Sorgen der regionalen Obstbauern.
Verstreute Bäume in Franken
Streuobst mit den hohen, jahrzehntealten Bäumen prägen die fränkische Landschaft. Bauern pflanzten bereits Ende des 19. Jahrhunderts Obstbäume "verstreut" auf ihren Äckern und Wiesen. In der Fränkischen Schweiz liegen sie noch heute meist am Hang, wo weniger Frost droht. Roland Schmitts Großvater hat auf dem jetzigen Grundstück die ersten Obstbäume gepflanzt. "Wir haben die Hochstämme gehabt und darunter Landwirtschaft betrieben. Noch in den 1960er und 70er Jahren wurden bei uns dazwischen Kartoffeln angebaut", erinnert sich Schmitt.
Wichtig zu wissen: Im Gegensatz zu intensivem Obstanbau, bei dem die Früchte von niedrigen Baumreihen geerntet werden, ist Streuobst für den Bauern sehr viel aufwendiger. Die Obstlese der hohen Bäumen ist schwieriger. "Wir hatten früher in der Fränkischen fast jährlich einen Unglücksfall, der tatsächlich zum Tod geführt hat. Und viele schwere Rückenverletzungen, weil die Leute, beim Pflücken der Kirschen von den meterhohen Leitern gefallen sind", verdeutlicht Schmitt.
Deswegen werden heute die Früchte meist herunter geschüttelt und aufgelesen. Noch heute zahlen die Landwirte bei der Berufsgenossenschaft für Streuobstflächen deutlich höhere Beiträge, wegen des Risikos sich zu verletzen.
Aus Streuobst wird in der Region Forchheim meist Saft gemacht oder Schnaps gebrannt. "Der geldwerte Ertrag ist deutlich weniger, weil es in der Regel nur als Verwertungsobst verwendet wird", erklärt Schmitt, der Obstbau im Nebenerwerb betreibt.
Streuobst lohnt sich kaum
Wenn der Landwirt die Saftkelterei in Pretzfeld beliefert, bekommt er zum Beispiel für seine Streuobst-Äpfel je nach Saison acht bis 15 Cent pro Kilogramm. Andrea Schmitt verkauft zudem im eigenen Hofladen in Oberehrenbach eine Vielzahl an Obstbränden, die Familie besitzt seit über 100 Jahren selbst Brennrecht. Unterm Strich lohne sich der Aufwand für viele Streuobst-Besitzer in der Region nicht.