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Oberzentrum Forchheim sucht Herkules


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Mittwoch, 12. Oktober 2016

Forchheim hat einen neuen Titel, der aber in der Stadtpolitik nicht nur Begeisterung auslöst.
Die Aufwertung zum Oberzentrum wird die Flächennutzung in Forchheim grundlegend verändern. Unser Luft-Bild zeigt die Stadtteile Forchheim-Nord, Burk und Buckenhofen.  Foto: Daniel Ruppert


Jahrelang haben die die Stadträte unter Alt-OB Franz Stumpf (CSU/WUO) um den Titel Oberzentrum gekämpft. Der aktuelle Landesentwicklungsplan Bayern sieht nun vor, Forchheim vom Mittel- zum Oberzentrum aufzuwerten. Mit dem einstimmigen Beschluss im Planungsausschuss vom Dienstag haben die Stadträte Forchheim als Oberzentrum akzeptiert.

Allerdings nicht mit jener Euphorie, die im Vorfeld beim Kampf um den Titel spürbar war. Nicht nur Holger Lehnard (CSU) wies auf die Pflichten hin, die nun auf die Stadt zukommen. Wer Oberzentrum sein wolle, müsse Kultur-Angebote, Wohnraum, Hochschulen etc. bereit halten. "Die Widerstände gegen die Neubaugebiete zum Beispiel müssen wir jetzt aufgeben", mahnte der CSU-Rat.

Stadtplaner René Franz betonte, dass Forchheim reif für den Titel sei.

Durch das "Beteiligungsverfahren" werde "die Dynamik der Stadt gewürdigt - wir sind jetzt mit Städten wie Ansbach und Bamberg auf Augenhöhe." Den erheblichen Aufwand, der damit verbunden ist, betonte jedoch auch René Franz: Langfristig müsse die Versorgung mit Fachhochschulen und ähnlichem so entwickelt werden, dass sie von all jenen genutzt werden könne, die im "60-Minuten-Auto-Radius" von Forchheim entfernt lebten.

Dies bedeute, folgerte Sebastian Körber (FDP), "auch Nürnberger sollen künftig nach Forchheim zum Einkaufen kommen. " Die Stadt stehe jetzt in Konkurrenz mit sämtlichen großen Städten, die eine Auto-Stunde entfernt liegen, sagte der FDP-Stadtrat. Daher sollten auch vergleichbare Kultur - und Sportangebote entstehen. "Das ist eine Herkules-Aufgabe, wir müssen schnell unsere Hausaufgaben machen und entsprechende Flächen ausweisen."
Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) betonte den Gewinn bringenden Aspekt (etwa in Form von Fördermitteln) eines Oberzentrums: "Das stärkt uns den Rücken." Denn in Konkurrenz zu den Städten in der Metropolregion stehe Forchheim ohnedies. Oberzentrum zu werden, sei "der Lohn langjähriger Arbeit". Auch Reinhold Otzelberger (SPD) betonte die "Rückenstärkung" und wollte den Konkurrenz-Gedanken "nicht zu hoch hängen". Städte wie Fürth seien nicht zu fürchten: "Außer einer Zweitliga-Mannschaft, die mal ein Jahr Erste Bundesliga spielte, haben sie uns nichts voraus."


Gefährliche Lockerung?

An der Skepsis von Albert Dorn (SPD) und Sabine Dittrich (FGL) änderte das nichts. Dorn sorgte sich vor allem wegen der Formulierung "Lockerung des Anbindungsgebotes". Dahinter steckt die im Landesentwicklungsplan angebotene Möglichkeit eines Oberzentrums, am Stadtrand Gewerbegebiete für umliegende Orte auszuweisen. Durch diese "Lockerung" sei eine "weitere Zersiedelung" zu befürchten, meinte Dorn - und das in Forchheim mit seiner "Garagen-Struktur in der Fläche".

Was brächten beispielsweise Logistiker wie Hegele an Einkommenssteuern und Arbeitsplätzen im Vergleich zum Flächenverbrauch? Diese Frage stellte auch Sabine Dittrich: Wenn das Oberzentrum Forchheim nun mit anderen Oberzentren konkurriere - "was bleibt unterm Strich?" Die FGL-Rätin befürchtete, "dass wir viel hergeben und den Lohn dafür nicht bekommen" .

Über diese Bemerkung ärgerten sich Sebastian Körber (FDP) und Josua Flierl (CSU): Solche Behauptungen sollten nicht ohne Vergleichszahlen in den Raum gestellt werden, meinte der FDP-Rat. Und der CSU-Stadtrat warnte vor einer "Generalschelte gegen Unternehmen", was wiederum Sabine Dittrich nervte: Sie beschimpfe niemanden, sie gebe nur etwas zu bedenken.

Wirtschaftsförderer Viktor Naumann wies alle Skeptiker darauf hin, dass es im Oberzentrum Forchheim keinen Raubbau an Flächen geben werde. Das neue Einzelhandelskonzept widme sich genau diesem Thema: "Gerade weil wir mit unseren Flächen am Limit sind, werden wir keine neuen Standorte aufmachen, sondern die vorhandenen Standorte stärken."