Obertrubachs Pfarrer Wolf feiert seinen 70.
Autor: Franz Galster
Obertrubach, Mittwoch, 22. Juli 2015
Seit über drei Jahrzehnten drückt Pfarrer Werner Wolf dem Leben in und um Obertrubach seinen Stempel aus. An seinem 70. Geburtstag ist der Spätberufene mit sich und seiner Arbeit im Reinen.
Pfarrer Werner Wolf feiert am Donnerstag in Obertrubach seinen 70. Geburtstag. In seiner Bescheidenheit wünscht er sich keine große Gratulationsfeier. Dennoch wird er viele Hände zu schütteln haben. Er ist längst in seiner Pfarrgemeinde eine geschätzte kirchliche Institution. Obertrubach und das Trubachtal sind im 32. Jahr seines Wirkens zur Heimat geworden.
Seine Mutter musste 1945 aus Schlesien fliehen. So wurde Wolf am 23. Juli 1945 in Uffenheim/Mfr. geboren. Seinen Vater sah er erst mit drei Jahren nach dessen Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft.
Abitur mit 26 Jahren
Werner Wolf besuchte die Volksschule und absolvierte anschließend eine kaufmännische Lehre. In vier Jahren als Buchhalter in einem Autobetrieb fragte er sich immer mehr, ob das Leben nur aus Zahlen bestehen könne.
Engagiert in der kirchlichen Heimatjugend, wuchs sein Wunsch, sich stärker für die Menschen einzusetzen.
Ein Kaplan ermutigte ihn zum Ablegen des Abiturs, was er mit 26 Jahren in Fockenfeld/Oberpfalz auch erfolgreich tat. Anschließend folgten ein Studium in Bamberg und Würzburg mit der Priesterweihe 1977 in Bamberg. Danach betreute er jeweils drei Jahre lang eine Kaplanstelle in Scheßlitz und Coburg, bevor Wolf 1984 zum Pfarrer von St. Laurentius in Obertrubach berufen wurde.
Nach langer Wanderzeit wollte er eine neue Heimat finden. Dass sie so lange Bestand hat, überrascht ihn heute selbst. Mit dem Blick aus dem der Kirche benachbarten Pfarrhaus kann er auf ein Lebenswerk in vielerlei Hinsicht schauen. Wolf hat baulich viel geschaffen. Die Pfarrkirche St. Laurentius ließ er entsprechend dem Vatikanischen Konzil in einem Großprojekt umgestalten.
Tadelloser Zustand
Die viel genutzte Begegnungsstätte daneben ist auf dem gepflegten Kirchberg aus dem Kirchenleben nicht mehr wegzudenken.
Im weitsichtig geplanten Kindergarten St. Marien mit dem Schwesternhaus finden die Kleinen ihre Betreuung. Der kirchliche Friedhof ist umgestaltet und die Filialkirchen in Untertrubach, Geschwand und Bärnfels befinden sich in einem tadellosen Zustand. "Muss halt sein", sagt Wolf bescheiden. Im gleichen Atemzug nennt er die drei Bürgermeister Hans Albert. Willi Müller und Markus Grüner, mit denen er in den Jahren zusammenarbeitete. Sie seien immer großzügig gewesen, das habe vieles leichter gemacht. "Der Herrgott wird mich freilich nicht fragen, was ich gebaut habe, sondern was ich gesät habe", sagt Werner Wolf.
Er tat als Pfarrer einiges Ungewöhnliches, was am Ende aber immer seiner Gemeinde zugute kam. So gründete Wolf vor 30 Jahren eine Theatergruppe und führte dort zum heutigen Tag jedes Jahr Regie bei anspruchsvollen Darbietungen. Er entdeckte auch das musikalische Potenzial der Gemeinde; das mündete 1986 in einer geschätzten Jugendblaskapelle.
Sie ist nicht mehr aus dem Gesellschaftsleben wegzudenken. Dabei nahm er viele weitere Aufgaben sehr ernst. Er besuchte wöchentlich die kranken Schäflein seiner Pfarrei, auch wenn sie in Forchheim, Bayreuth oder Pegnitz im Krankenhaus lagen. In der Grundschule von Bärnfels betreut er die dritte Klasse im Religionsunterricht.
Ein besonderes Anliegen sind ihm seine Filialgemeinden und ihre pastorale Einbindung in die Pfarrgemeinde. 80 Quadratkilometer umfasst seine Pfarrei in den Landkreisen Forchheim und Bayreuth. Sie reicht in vorwiegend evangelische Regionen wie Betzenstein und Hiltpoltstein hinein. Dabei wird Wolf nicht müde, mit ganzem Herzen für die Ökumene zu werben. "Die zwei großen Kirchen müssen viel enger zusammenrücken", sagt er.
12 000 Euro an einem Tag
Traurig macht ihn, dass es immer weniger Priester gibt. Dabei würde er diesen schönen Beruf immer wieder ergreifen. Geschenke möchte er zu seinem Geburtstag nicht haben; stattdessen würde er sich über eine Spende für den Kindergarten freuen. Pfarrer Werner Wolf war ein Spätberufener, jemand der das praktische Leben draußen kennenlernte und sich seinem aufopferungsvollen geistigen Beruf hingibt. Zum Schluss vergisst er seine ehrenamtlichen Helfer nicht, ohne die er diese vielen Aufgaben nie hätte bewältigen können. Dazu gehören auch 80 Sternsinger an Drei König, die an einem Tag schon einmal 12 000 Euro für eine Partnerschaft in Peru sammeln. Pfarrer Werner Wolf lehnt sich zurück, denkt einen Moment nach und lächelt
. "Ich könnte schon ein Buch schreiben, etwa mit dem Titel ,Das Dorfleben eines Pfarrers'". Man könnte hinzufügen, das eines ungewöhnlichen Pfarrers. Die Symbiose Kirche und Gesellschaft funktioniert in Obertrubach vorbildlich. Nach dem 70. Geburtstag wird Pfarrer Wolf etwas von seinen Aufgaben zurücktreten. Aber er bleibt seinen Obertrubachern wenigstens erhalten.