Obertrubacher schmelzen, was das Zeugs hält aus Wachs
Autor: Franz Galster
Obertrubach, Montag, 29. Dezember 2014
Bevor am 3. Januar die Obertrubacher Hänge erstrahlen, müssen junge und ältere Bewohner noch kräftig anpacken. Kein Problem für den engagierten Ort.
Reger Betrieb herrscht in diesen Tagen auf dem Anwesen Zettelmann in der ehemaligen Zimmerei. Die Menschen dort haben alle Hände voll damit zu tun, viele Tausende Lichter herzustellen.
Gelingt ihnen das, werden diese Lichter am 3. Januar zum Ende der Ewigen Anbetung von Obertrubach die Hänge in romantischer Art und Weise beleuchten.
Die Obertrubacher folgen einer Tradition, die 250 Jahre alt ist. Entsprechend streng achtet Pfarrer Werner Wolf darauf, dass der religiöse Charakter der Veranstaltung gewahrt bleibt und nicht kommerziellen Erwägungen untergeordnet wird.
Die "Ewige Anbetung" hatte Fürstbischof Johann Friedrich von Seinsheim in seiner Amtszeit zwischen den Jahren 1757 und 1779 für das gesamte Bistum Bamberg eingeführt. Aus gesicherten historischen Grundlagen ist bekannt, dass bereits im Jahre 1757 die Ewige Anbetung in Obertrubach stattgefunden hat.
Hans Bauer koordiniert
Kaum ein auswärtiger Besucher dürfte den Aufwand ahnen, der hinter der ganzen Veranstaltung steckt. Etwa zehn Obertrubacher finden sich in den Tagen zwischen dem 27. Dezember und dem 2. Januar zusammen. Bauhofleiter Hans Bauer koordiniert die Produktion.
Er hat dafür auch die nötige Erfahrung. Vor acht Jahren hat er dafür gesorgt, dass nur noch umweltfreundliche Feuer eingesetzt werden. Wurde früher Öl verbrannt, so sind es heute Wachsreste. Selbst bei Feuchtigkeit brennen die Lichter problemlos. Aus der ganzen Fränkischen Schweiz und bis Nürnberg liefern vor allem Pfarreien Kerzenreste an. Am Bauhof stehen das ganze Jahr über entsprechende Sammelbehälter. Oder die Spender kommen gleich zu Hans Bauer oder in die Werkstatt.
Beheizter Topf
Beim Betreten der Zimmerei schlägt dem Besucher ein leichter Rauch entgegen. Die Obertrubacher haben die Fertigung der Kerzen mit den Jahren perfektioniert.
In großen beheizten Töpfen schmelzen sie die Wachsteile ein. Auch junge Burschen und Mädchen wie Elisabeth Distler, Frieda Wölfel und Alexander Grüner leisten ihren Beitrag. Sie füllen aus großen Säcken die Hobelspäne in bereitstehende Dosen. Neben der wachsenden Dosenpyramide steht ein großer, von unten beheizter Topf. Er wird regelmäßig mit geschmolzenem Wachs gefüllt. Das Wachs läuft später beinahe wie Honig aus dem angebrachten Hahn in die Dosen. Es verdichtet dort die Räume zwischen den Holzspänen.
Auf diese Weise verarbeiten die Helfer rund eine Tonne Wachs, schätzt Hans Bauer. Bei aller Anstrengung kommt aber auch der Spaß nicht zu kurz. Es wird viel gelacht. Die gute und produktive Atmosphäre wirft ein Licht auf eine intakte Dorfgemeinschaft. Auch die Gastwirte leisten ihren Beitrag und spendieren jeweils am Abend eine Brotzeit.
Am Samstag, 3. Januar, findet dann das große Lichterfest statt. Nach der letzten Betstunde machen sich gegen 17 Uhr mit der Lichterprozession zahllose Gläubige auf den Weg durch das festlich beleuchtete Dorf. Bis dahin haben nochmals rund 40 Helfer dafür gesorgt, dass alle Leuchtquellen die Hänge um den Pfarrort erhellen.
Zu den Wachslichtern gesellen sich beleuchtete religiöse Symbole. Tausende von Besuchern werden sich auch dieses Jahr von diesem feierlichen Moment des Stille und des Lichtes für einen Moment einnehmen lassen.
Lob vom Bürgermeister
Obertrubachs Bürgermeister Markus Grüner (CSU) freut sich sehr über den Einsatz seiner Bürger. "Da hat sich ein Automatismus entwickelt, der komplett aus der Bevölkerung heraus kommt. Das hat schon eine gewisse Einmaligkeit", sagt er, als er die Werkstatt besucht.
Als kleine Anerkennung lädt er die ehrenamtlichen Helfer zum Abschluss der Prozession zu einem Essen ein. Auch das ist schon eine gute Tradition in Obertrubach.