Obertrubacher öffnen ihre Herzen
Autor: Franz Galster
Obertrubach, Donnerstag, 02. Juli 2015
Die ersten sechs Flüchtlinge aus dem Irak und der Ukraine sind in Obertrubach angekommen. Die Gemeinde entwickelt viele Gedanken und Ideen, wie das künftige Zusammenleben für alle Seiten bereichernd sein kann.
Die Unterbringung und der Umgang mit Asylbewerbern hat ein weiteres Mal den Gemeinderat von Obertrubach beschäftigt. Zahlreiche Zuhörer zeigten dabei ihr Interesse. Das Thema ist in Obertrubach deshalb von Bedeutung, weil die ersten sechs Flüchtlinge aus dem Irak und der Ukraine inzwischen in der Gemeinde angekommen sind. In weiteren Schritten werden unterm Strich bis rund 50 Asylbewerber nach Obertrubach kommen.
Stefan Schick ist der Vermieter jener Quartiere, in denen die Asylbewerber unterkommen werden. Schick war ebenfalls in die Gemeinderatssitzung gekommen.
Er wäre nie auf die Idee gekommen, in Obertrubach eine Immobilie zu kaufen, wäre diese ihm nicht von der Tochter des damaligen Besitzers angeboten worden. Dass er sich davon auch einen Gewinn verspreche, liege auf der Hand. "Sonst wäre ich ja ein schlechter Unternehmer", sagte Schick. Auf der anderen Seite trage er ja auch Risiken.
Chance auf Anerkennung
Nicht bestreiten lässt sich, dass sich Schick gemeinsam mit der der Gemeinde viel Zeit nimmt, um ein möglichst gutes Klima für die Neuankömmlinge zu schaffen.
Er lobte eingangs die "vorzügliche Vorarbeit" und den Empfang in Obertrubach. Dass von Anfang an zwei Ehrenamtliche die ersten Neuankömmlinge an der Hand nehmen, findet Schick besonders ermutigend. Nach 20 Tagen im nicht sehr komfortablen Auffanglager in Zirndorf seien die Neuen von "der guten Unterkunft und der freundlichen Aufnahme sehr angetan". Jeder Asylbewerber habe seine Handynummer. "Aufgrund ihrer Herkunft haben die Asylbewerber eine gute Chance auf schnelle Anerkennung", sagte Schick.
Anschließend gab er den Obertrubachern noch einige Tipps zum Umgang mit den Asylbewerbern. Eine Arbeit im Privatbereich sei ihnen beispielsweise nicht erlaubt. Allerdings könnten alle gemeinnützig anerkannten Organisationen, die Kommune, Kirche und Sportvereine die Menschen mit leichter Arbeit beschäftigen.
Persönliche Ansprache
Nichts sei schlimmer für die Asylbewerber, als untätig herumsitzen zu müssen. Nach einem Vierteljahr werde so etwas zur Gewohnheit, dann könnte der eine oder andere auch auf dumme Gedanken kommen, sagte Schick. "Gehen Sie mit offenen Armen auf sie zu. Sie sind nicht verschlossen", appellierte Schick an die Obertrubacher. "Die Staatspolitik können wir nicht beeinflussen. Was wir beeinflussen können, ist das Wohlfühlklima hier bei uns. Dann kommen sie auch zurecht", ermunterte Bürgermeister Markus Grüner (CSU) seine Mitbürger.
Erich Fiedler (Bürger Union) regte an, eine Liste der Asylbewerber an der Unterkunft auszuhängen, damit man die Menschen persönlicher ansprechen könne. Roland Wölfel (BWGO) könnte sich vorstellen, dass die beruflichen Qualifikationen der Asylbewerber dort auch aufgeführt werden.
Es zeigte sich, dass die Obertrubacher ohne Vorurteile und kreativ an die Herausforderung herangehen, die der Zuzug der Asylbewerber bedeutet. Viele ehrenamtlichen Helfer unterstützen dies. Die Voraussetzungen in Obertrubach sind gut.