Obertrubacher lachen über fehlendes Bier in der Datenleitung
Autor: Franz Galster
Obertrubach, Montag, 18. Sept. 2017
Großen Anklang fand das fränkische Mundartkabarett "Aus der Dadenleitung kummd ka Bier", eine Aufführung im Rahmen des "Fränkischen Theatersommer".
Obertrubach - Großen Anklang fand das zeitgenössische fränkische Mundartkabarett "Aus der Dadenleitung kummd ka Bier", eine Aufführung im Rahmen des "Fränkischen Theatersommer".
Zwei Stunden lang unterhielt Rainer Dohlau mit Witz und Esprit die Besucher, die auch aus weiter Entfernung anreisten, in der Begegnungsstätte St. Elisabeth in Obertrubach. Seine geniale Idee ist es, dass durch das Rohr neben dem Glasfaserkabel auch Bier in die Haushalte geliefert werden kann, dies möglichst nach Sortenwahl, sauber getrennt. Er wähnt sich am Ziel seiner Träume, aber irgendwie hat es an diesem Abend, obwohl vermeintlich fast zur Serienreife entwickelt, noch nicht funktioniert. Er erwägt an anderer Stelle, Bier eventuell über Funkwellen zu übertragen. Dazu bräuchte man nur entsprechende Transmitter, die er gleich vorstellt. Eine Befragung zur Breit-Bier-Verkabelung unter den Besuchern gab noch kein einheitliches Meinungsbild. Die Fränkische Schweiz soll aber als Versuchsballon die Vorreiterrolle übernehmen.
Überhaupt sieht der Künstler das Risiko der Verunreinigung durch den ganzen Internetschrott, zumal das Internet schon schlauer ist als der Nutzer. Der Künstler denkt laut über die Möglichkeiten und auch Gefahren nach. Wo Verkehrsvergehen direkt vom Auto an die Polizei gemeldet werden und das Knöllchen umgehend im Postfach im PC landet, wo die Zündung sich automatisch ausschaltet, wenn im Ort deutlich zu schnell gefahren wird, das Auto sich automatisch abstellt und der Führerschein automatisch geknipst wird. Wo möglicherweise Fahrzeuge von VW und BMW miteinander kommunizieren, um ihre Viren auszutauschen. Wo der VW automatisch so vernetzt ist, dass er den Fahrer beim Verstoß automatisch zum Pfarrer zur Beichte fährt. Süffisant und spielerisch nimmt der Künstler die vielen Möglichkeiten im Datennetz aufs Korn. Das klingt letztlich alles sehr komisch und ist gar nicht immer so irreal. Letzten Endes versucht der Künstler zu demonstrieren, wie man trotz der vielen gesammelten Daten im Internet dieses dennoch austricksen kann. Dafür nimmt er die persönlichen biometrischen Maße als Beispiel, die er an diversen Stellen so verändert, dass er nicht mehr erkannt werden soll, man somit der Netztyrannei entfliehen kann.
Der Künstler nennt das "informationelle Selbstbestimmung". "A Schreibmaschien, des wor so a Kastn, da wor a echtes Briefgeheimnis", denkt er an alte Zeiten zurück. Rainer Dohlau ist hauptamtlich Dozent an der Hochschule in Coburg und übt diese Aufführungen nur Nebenberuflich aus. Er ist seit 1981 mit dem Theater verbunden und möchte auch 2018 wieder beim Fränkischen Theatersommer dabei sein. Seine Pointen waren trefflich gelungen. "Wir versuchen, konstant einmal im Jahr so eine Veranstaltung anzubieten. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass sich diese hochwertige Darbietung auf Dauer etabliert", sagte Bürgermeister Markus Grüner bereits in seiner Begrüßung. Der offenbar wachsende Zuspruch der Besucher bestätigte an diesem Abend die Erwartung.