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Obertrubacher feiern mit Asylbewerbern eine Messe


Autor: Franz Galster

Obertrubach, Montag, 10. August 2015

Mit viel Einsatz, weiten Herzen und gegenseitigem Verständnis gehen die Obertrubacher und Flüchtlinge aufeinander zu. Ein gemeinsam gefeierter Gottesdienst bezeugt die Brüderlichkeit in dem Ort.
Viele Länder, aber eine große Gemeinschaft: Die Obertrubacher feiern gemeinsam mit den Asylbewerbern einen Gottesdienst. Fotos: Franz Galster


Eigentlich wollte Pfarrer Werner Wolf die Kirchweih von St. Laurentius nutzen, um die 23 Asylbewerber im Ort zum Frühschoppen nach dem Festgottesdienst auf dem Kirchplatz einladen. Als sie aber zu erkennen gaben, dass sie auch gern in den Gottesdienst gehen würden, hieß sie Pfarrer Wolf mit Freude dort willkommen.

Für den Ort war es eine ganz neue Erfahrung; vielleicht auch eine Konsequenz aus der Offenheit, mit der die Bewohner den Neuankommenden begegnen. Obertrubach ist ein Ort, der abseits der Stadt liegt, wo überlieferte Traditionen und alte Werte gepflegt werden. Und genau von diesem sozialen Netz werden die Asylsuchenden aufgefangen. Dabei ist es wichtig, dass maßgebliche Leute vorangehen - so wie dies Pfarrer Wolf und Bürgermeister Markus Grüner (CSU) tun. Oder Elke Stein und ihr Partner Thomas Laitsch, die die vielen helfenden Hände in Obertrubach koordinieren. Und so war es für die Obertrubacher eine Selbstverständlichkeit, die Gäste in die Kirchweihfeier mitzunehmen. Werner Wolf stellte den Gottesdienst ganz unter das Thema des Asyls.

Ein mühsamer Weg

"Dies ist keine Missionierung", betonte Pfarrer Wolf. Jeder möge in seinem Glauben beten. Markus Habermann war es vorbehalten, eine denkwürdige, man könnte auch sagen, moderne Lesung zu halten.

Dabei wählte er die von Thomas Laitsch aufgeschriebene Geschichte der zwei irakischen Brüder Nabil und Hazim sowie dessen Kindern Razan und Ahamd, die in ihrer Not den langen, mühsamen Weg nach Deutschland suchten. Am 30. Juni gehörten sie zu den ersten Ankömmlingen in Obertrubach. Die Obertrubacher lernten die Asylsuchenden als hilfsbereit, lernbereit und unglaublich dankbar schätzen. Auf die Frage, was ihm denn fehle, habe Hazim beispielsweise geantwortet: "Ich habe alles, was ich brauche. Nur ein Spielkameraden für meine Kinder fehlt." Die hat Razan mittlerweile im Kindergarten St. Marien gefunden. Ahamd (7) hat in der Bärnfelser Schule sogar schon seinen Schnupperkurs gemacht.

Innerhalb von drei Wochen haben sich 30 Helfer gemeldet. Nicht Mitleid ist gefragt, sondern Menschen, die Normalität und Orientierung bieten. Längst ist die anfängliche Skepsis in der Bevölkerung dem Interesse und Hilfsbereitschaft gewichen.

Bemerkenswerte 21 von 23 Asylsuchenden waren in den Gottesdienst gekommen. Die meisten waren das erste Mal in einer christlichen Kirche. Die Obertrubacher nahmen sie einfach in ihre Mitte und beim Friedensgruß bildeten die vielen Hände eine Gemeinschaft ohne Unterschied. Alle verstanden sich. "Danke, dass ihr gekommen seid", rief Pfarrer Wolf. Thomas Laitsch, der den Asylsuchenden besonders nahe steht, bestätigte, dass die Asylbewerber bereitwillig kamen. "Wir sind gern gekommen, um gemeinsam zu beten", sagte auch Nabil. Auch im Irak habe es keine Spannungen zwischen Islam und Christenheit gegeben - zumindest früher.