Noch Konfusion in Forchheim bei Klinikfusion
Autor: Andreas Oswald
Forchheim, Dienstag, 12. Juli 2016
In einer öffentlichen Runde wurde eine Expertise zum Zusammenschluss der Kliniken Forchheim und Ebermannstadt vorgestellt.
Wenn man den Experten glauben darf, geht kein Weg an einer Fusion der Kliniken Forchheim und Ebermannstadt vorbei. Denn die Krankenhauslandschaft stehe vor tiefgreifenden Veränderungen.
Die seien geprägt von zunehmenden Anforderungen an die Kliniken hinsichtlich der Qualitäts- und anderer Standards - bei sich gleichzeitig verschärfenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Als "Einzelkämpfer" hätten es kleinere Häuser da enorm schwer.
Viele Kommunen und Krankenhausträger würden daher Überlegungen über Zusammenschlüsse anstellen, erklärt der Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, Siegfried Hasenbein. Daher plädiert er unisono mit Jan Hacker, dem beauftragten Unternehmensberater im Gesundheitswesen, für einen Zusammenschluss des Klinikums Forchheim und der Ebermannstadter Klinik Fränkische Schweiz.
Ein Krankenhausbetrieb soll es werden, an zwei Standorten - mit jeweils maßgeschneidertem Angebot. Insgesamt führe dies zu einer Leistungsausweitung. Bedenken, vor allem aus den Reihen des Forchheimer Stiftungsausschusses, versucht der Chef der Krankenhausgesellschaft auszuräumen: "Sie machen ja keine Fusion, um sich gesundzuschrumpfen, sondern als Zukunftsprojekt."
Angst vor einem Beschluss
Schon zu Beginn der außergewöhnlichen Sitzung macht Landrat Hermann Ulm (CSU) - mit Forchheims Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) an seiner Seite - die Bedeutung des Themas deutlich: "Es geht um die Zukunft der Krankenhaus-Landschaft Forchheim."Den Weg gemeinsam einzuschlagen, dies sei "unsere Aufgabe", betont der Landrat. Es gehe um die Frage, wie man beide Häuser unter einen Hut bekomme. Doch obwohl Ulm klarzumachen versucht, dass mit der vorliegenden Expertise nur ein "Grobgerüst" vorgestellt werde und es nicht um einen Fusionsbeschluss gehe, herrscht Konfusion in den Reihen des Stiftungsausschusses: Handelt es sich nur um eine Kenntnisnahme oder gar schon um Beschlüsse durch die Hintertür? Für SPD-Stadtrat Albert Dorn ist es jedenfalls nicht nachvollziehbar, warum der Tagesordnungspunkt als "öffentlich beschließend" deklariert worden sei. Auch Bürgermeister Franz Streit (CSU) weist darauf hin, dass er nur zu einer Kenntnisnahme bereit sei.
Nichts zu tun bringt rote Zahlen
Unmissverständlich macht Jan Hacker von der Unternehmensberatung Oberender und Partner deutlich, was geschehen würde, wenn nichts geschieht: Ein Status quo habe für das Klinikum Forchheim zur Folge, dass schon bald die Zeit der "schwarzen Zahlen" ein Ende haben werde - ab 2019 sei erstmals ein
negatives Jahresergebnis zu erwarten. Mit einem negativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sei ab 2020 zu rechnen. Bei der Klinik Fränkische Schweiz sei bereits ab 2018 ein negatives Ergebnis zu erwarten. Angesichts der sich verschärfenden Rahmenbedingungen bestehe für Ebermannstadt dringender Handlungsbedarf, betont Siegfried Hasenbein - ebenso für das Klinikum Forchheim. Die wirtschaftliche Situation sei hier zwar bisher beeindruckend, aber keine Gewähr für die Zukunft. Hasenbein warnt unverblümt davor, dass man aufpassen müsse, dass sich die Klinik Ebermannstadt keinen anderen Kooperationspartner suche.
Neues medizinisches Konzept
Auf die Frage von Kreisrat Edwin Dippacher (CSU), ob die Häuser in Forchheim und Ebermannstadt überhaupt die Chance hätten, die Aufgaben der Zukunft zu bewältigen, erklärt Hasenbein: "Ja, das glaube ich
schon, aber nicht unter den bestehenden Strukturen." Kurz und gut: Nur eine Fusion der beiden Kliniken mit Umsetzung eines neuen gemeinsamen medizinischen Gesamtkonzeptes bringe etwas, betont Unternehmensberater Jan Hacker. Er prognostiziert bis 2020 einen Patienten-Zuwachs von 0,9 Prozent pro Jahr. Einen "Wachstumsmarkt" sieht er bei Krankheiten des Kreislaufsystems und im onkologischen Sektor (Krebserkrankungen). Es gebe ein Potenzial an Leistungen, welche die Kliniken noch nicht ausschöpfen würden. Spezialisierte Leistungen sollten auf einen Standort gebündelt werden. Jan Hacker gibt auch zu bedenken, dass ein größerer Betrieb auch größere Attraktivität als Arbeitgeber biete. Dies sei vor dem Hintergrund der immer schwieriger werdenden Suche nach Krankenpflegekräften von Bedeutung. Fazit des Unternehmensberaters: "Wenn's unsere Kliniken wären, würden wir auch ein gemeinsames Unternehmen daraus machen."
Wichtig für eine erfolgreiche Fusion sei vor allem eines, betont Jan Hacker: "Dass man sich einig ist und dies nach außen trägt - und nicht alles zerredet."
Dies schien bei den Ausschussmitgliedern das Stichwort zu sein für die Diskussion. Albert Dorn (SPD) zeigt sich irritiert, dass man bei der Abteilung für Akutpsychosomatik von 36 Betten ausgehen, aber nur 18 genehmigt bekommen habe. Dies stelle das ganze Konzept in Frage. Der interimsmäßige Geschäftsführer der Klinik Fränkische Schweiz, Uwe Möller-Ühlken, versichert jedoch, dass das Budget nicht gedeckelt sei und man durchaus bei der Bettenzahl aufstocken könne, wenn es laufe.
Dies bestätigt auch Jan Hacker. Hans Werner Eisen (CSU) vom städtischen Stiftungsausschuss warnt vor den menschlichen Hürden: Fusionen seien oft zum Scheitern verurteilt, weil Mitarbeiter nicht einbezogen würden.
Jan Hacker versichert jedoch, dass man bei den Mitarbeitervertretungen zu Gesprächen gewesen sei. Natürlich sei spürbar, dass die beiden Häuser unterschiedlich "ticken". Die Frage sei, ob die Beteiligten die Fusion überhaupt wollten. In Ebermannstadt sei man dazu gewillt, stellt Hacker fest -"in Forchheim ist das nicht so spürbar".
Der Forchheimer Alt-OB Franz Stumpf, zugleich Kreisrat (CSU), weist darauf hin, dass es um eine ganz neue Krankenhausgesellschaft gehe. Dabei sei die Pfründnerstiftung zur Hälfte als Gesellschafterin beteiligt. Stumpf gibt zu bedenken, dass das Klinikum Forchheim immer Gewinn gemacht habe und damit die Pfründnerstiftung gestärkt worden sei, dies jedoch würde dann nicht mehr so sein.
Das Medizin-Konzept
Forchheim: Am Standort Forchheim könnten die komplexen medizinischen Leistungen gebündelt werden. Das heißt: Verlagerung der interventionellen Kardiologie von Ebermannstadt nach Forchheim. Zentralisierung der Schlaganfallversorgung, der Intensivfälle und der komplexen Gastroenterologie sowie Ausbau der Endoprothetik.Ebermannstadt: Am Standort Ebermannstadt könnte ein fokussierter Basisversorger in der Inneren Medizin entstehen, ergänzt um die Spezialisierung auf die Themenfelder Akutgeriatrie und Akutpsychosomatik.
Das heißt: Ausbau der Palliativmedizin, Zentralisierung der Akutgeriatrie, Aufbau der geriatrischen Frührehabilitation und der Akutpsychosomatik.