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Neunkirchen: zu viel Fremdwasser in den Kläranlagen


Autor: Petra Malbrich

Neunkirchen am Brand, Donnerstag, 18. Oktober 2018

Zu viel Wasser aus privaten Drainagen kommt mit dem Schmutzwasser der Kanalisation in den Kläranlagen an. Das verdünnte Wasser ist schwieriger zu reinigen. Die Fremdwasser-Menge ist deshalb begrenzt. Diese Grenze kann Neunkirchen nicht einhalten.
Der Faulturm der Kläranlage in PettensiedelPetra Malbrich


In den für Neunkirchen arbeitenden Kläranlagen kommt zu viel Fremdwasser an. Das ist sauberes Regenwasser, das eigentlich nicht gereinigt werden müsste. Jedoch läuft es über die Drainagen in die Kanalisation, wird verschmutzt, verdünnt das dort befindliche Schmutzwasser und gelangt weiter in die Kläranlagen, wo es dann gereinigt werden muss.

"Je dünner das Wasser ist, desto schwieriger ist es zu reinigen", erklärte Ingolf Eckert vom Büro Höhnen und Partner, als er dem Marktgemeinderat die Ergebnisse des Messprogramms vorstellte. Damit sollte herausgefunden werden, woher das Fremdwasser kommt. Ein Gesetz besagt, dass nur 25 Prozent Fremdwasser weitergeleitet werden dürfen, bis zu 50 Prozent werden akzeptiert, wenn die Kläranlage das Abwasser unter dieser Fremdwasserverdünnung ausreichend reinigen kann.

Das Wasser der Neunkirchner mit den Ortsteilen wird an zwei Kläranlagen geleitet: An die Anlage des Abwasserzweckverbands Schwabachtal in die Kläranlage nach Erlangen mit dem Großteil an Wasser und an den Abwasserzweckverband Obere Schwabach. Die Beschwerde über zu viel Fremdwasser kam aus Erlangen, mit steigender Tendenz an Fremdwasserzufluss. Seit Januar 2017 sind deshalb nur noch 25 Prozent Fremdwasser erlaubt, sonst droht Strafe.

Was würde das als Grobeinschätzung für den Markt Neunkirchen und seine Bürger bedeuten? Die Schmutzwassergebühr müsste um 40 Cent pro Kubikmeter erhöht werden, sind 125 000 Euro pro Jahr. Die aktuelle Gebühr für Schmutzwasser bleibt bei 1,50 Euro pro Kubikmeter Schmutzwasser, 63 Cent pro Kubikmeter Niederschlagswasser.

Eine Sanierung war deshalb angedacht, die geschätzt 3,6 Millionen Euro kosten würde. "Ob es Erfolg hat und was es wirklich kostet, ist nicht vorhersagbar", gibt Eckert zu.

Woher kommt denn nun eigentlich das Fremdwasser? Dazu hatte der Planer Schadensbilder von der Kanaluntersuchung gezeigt: "Man sieht, dass Wasser ständig läuft." Und das, obwohl die Aufnahmen bei Trockenwetter gemacht wurden.

Das komplette Kanalnetz wurde vor 15 Jahren untersucht. "Viele Tropfen sind das Problem", meinte Eckert. Ein Versickern des Wassers auf den Grundstücken sei durch die Drainagen nicht möglich, so müsste die Gemeinde einen Drainagewasserkanal zur Verfügung stellen. Doch eine komplette Dränwasserkanalisation sei schlichtweg zu teuer.

Zudem müssten die vielen Privatleitungen privat saniert werden. Bei einer Sanierung würden Inliner gesetzt. Es biete sich an, diese Kanalsanierung mit Straßenbaumaßnahmen zu verbinden. Gehandelt werden muss, denn ein Bescheid liege vor, dass bis 2020 ein Fremdwassersanierungskonzept bei der Fachbehörde vorgestellt werden müsse. 3,6 Millionen Euro Sanierung oder 126 000 Euro Strafe jährlich: Für Martin Walz (CSU) warf das Fragen auf.

"Für 3,6 Millionen Euro kann man 28 Jahre lang die Strafe zahlen, die zudem nicht jährlich wäre", meinte Walz, da nicht jedes Jahr die zulässige Menge Fremdwasser überschritten würde und die Sanierung auf die Bürger umgelegt werden müsste. Wenn man die Sache monetär betrachte, sei das Argument von Walz richtig, doch die Kanäle müssten dicht sein, fügte Eckert an. Denn wo Wasser eintrete, trete mit größter Wahrscheinlichkeit auch Abwasser aus.

Zweiter Bürgermeister Martin Mehl (CSU), der die Sitzung leitete, stimmte dem zu. "Selbst wenn wir für 3,6 Millionen Euro sanieren, lösen wir das Problem nicht, denn das Drainagewasser läuft trotzdem", meinte Walz daraufhin.

Die Bürger zur Untersuchung zu zwingen, war ein Vorschlag von Bettina Wittmann (Grüne). 10 000 Euro würde das jeden Hausbesitzer kosten. "Wir haben ein Riesenproblem", meinte Anton Spatz (SPD). "Der öffentliche Kanal macht nur ein Drittel aus. Wenn dieser zu 100 Prozent saniert wäre, hätten wir trotzdem eine Einleitung von 33 Prozent. Das heißt, wir müssten alle Privaten zur Befahrung zwingen. Das ist politisch nicht durchführbar", sagte Spatz und regte eine andere Lösung an.

"Wir müssen mit dem Betreiber der Kläranlage reden und eine andere Lösung finden. Alles andere ist für die Kommune nicht machbar und nicht zahlbar", betonte Spatz. Eine Kläranlage, größer ausgelegt oder eine neue Kläranlage, regte Ines Barrabas (FW) an.

Für eine Sanierung plädierte Ute Löffler (ÜWG). "Man muss etwas tun. Wasser ist ein kostbares Gut", sagte Löffler. Abgestimmt wurde nicht. Die Ausführungen dienten nur zur Information des Marktgemeinderats.