Neues Wohnheim für auswärtige Berufsschüler
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Freitag, 12. April 2013
Die Forchheimer Kreisräte drängen darauf, eine neue Unterkunft für auswärtige Berufsschüler zu bauen. Doch die Bedingungen der Finanzierung machen das Vorhaben zum Risiko.
Anfangs schien es, als wollten die Kreisräte über den Bau eines Schüler-Wohnheimes nachdenken; doch dann steckten sie plötzlich mitten in einer Debatte über die Zukunft des Beruflichen Schulzentrums in Forchheim Nord.
Hintergrund ist folgender: Im Stadt-Osten, neben der Kirche von Don-Bosco, betreiben die Salesianer seit Jahrzehnten ein Schülerwohnheim. Berühmtester Schüler, der hier einst wohnte, ist der Raumausstatter und spätere Fußballspieler Lothar Matthäus.
Obwohl das Schülerheim in den 90er-Jahren brandschutztechnisch nachgerüstet worden war, ist das Gebäude aktuell nicht mehr brauchbar. Als "nicht mehr sanierungsfähig" bezeichnete Landrat Reinhardt Glauber (FW) das Wohnheim am Donnerstag, als sich der Kreisausschuss und der Kreis-Kulturausschuss über die Zukunft des Wohnheimes berieten.
Mensa inklusive
Daher schlug der Landrat vor, ein neues Wohnheim zu bauen - direkt neben der Berufsschule in Forchheim-Nord. Und gleich noch eine Mensa, die nicht nur die rund 100 Heim-Schüler sättigen könnte; sondern noch 400 andere Jugendliche, die im Beruflichen Schulzentrum unterwegs sind.
Doch das Projekt wirft viele Fragen auf. Die Salesianer können den Neubau finanziell nicht stemmen, würden das neue Heim aber gerne betreiben. Weil aber Betreiber und Bauherr in einer Hand sein muss (Vorschrift der Regierung), müssten sich die Salesianer erst einen Partner suchen, mit dem sie sich zu einer Gesellschaft zusammenschließen.
Verwirrt reagierten die Kreisräte auch deshalb auf das Wohnheim-Projekt, weil die Regierung den Bau mit nur 20 Prozent fördert, falls der Landkreis Forchheim die Sache selbst in die Hand nimmt. Beauftragt der Kreis aber einen Dritten im Rahmen einer sogenannte Public-private-partnership (PPP), dann wird der "Private" mit 50 Prozent gefördert.
Für den Erhalt des Standortes
Edwin Dippacher (CSU) sprach von einer "Fülle von Problemen, die vor der Tür stehen". Er plädierte im Namen seiner Fraktion deutlich für den Wohnheimbau: "Es geht um den Erhalt des Standortes Berufliches Schulzentrum mit seinen insgesamt 1400 Schülern." Daher sei auch der Vorschlag, eine große Mensa zu bauen, sinnvoll.
Jürgen Kränzlein (SPD) warnte vor einer PPP-Variante - "solche Lösungen haben sich oft als teurer herausgestellt". Entscheidend sei doch die Entwicklung der Schülerzahlen; würde sich der Landkreis an einen "Investor anhängen", dann läge die Nutzung des Hauses für 25 Jahre (so lang dauert die Abschreibung) "nicht mehr in der Hand des Landkreises", gab Kränzlein zu bedenken.
Aus diesem Grund wollte auch Benedikt Graf von Bentzel (CSU) die "Abhängigkeit von einer Firma" vermeiden. Und Michael Hofmann (JB) sagte: Bislang sei nur klar - "wir müssen den Schulstandort sichern". Doch der aktuelle Sachverhalt werfe mehr Fragen auf, als er beantworte. Hofmann forderte strikt: "Im Zusammenhang mit der Förderung muss uns die Regierung klare schriftliche Zusagen geben, wie lange es die Sprengel noch gibt."
Ist auf die Schülerzahlen Verlass?
Genau diese Frage, mit wie vielen Berufsschülern der Landkreis künftig rechnen kann, bereitete auch Karl Waldmann (Grüne) "Bauchschmerzen": Die Geburten-Entwicklung im Landkreis sei in den letzten Jahrzehnten von 1200 auf heute 800 gefallen. Was nun, wenn sich der Landkreis mit dem Wohnheim auf 25 festlegt, aber die Schüler ausblieben?
"Ich weiß um dieses Risiko", sagte Landrat Glauber. Und Elisabeth Bräunig, die Chefin des Beruflichen Schulzentrums Forchheim, animierte die Kreisräte, so mutig vorzugehen, wie es im Landkreis Kronach praktiziert wird.
Dort wird ein Wohnheim quasi in eine ungewisse Zukunft hinein gebaut. Elisabeth Bräunig: "Kronach baut dieses Heim, um überhaupt Sprengel zu bekommen."
Den nächsten konkreten Schritt machten die Kreisräte am Donnerstag jedenfalls: Einstimmig beauftragten die beiden Ausschüsse die Verwaltung mit einer "Wirtschaftlichkeitsberechnung". Die soll zeigen, ob die Public-private-partnership-Variante wirklich rentabler ist; oder ob der Landkreis das Wohnheim nicht doch lieber selber bauen sollte.