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Neue Modelle für die Arbeit der Gastwirte im Landkreis Forchheim


Autor: Franz Galster

Egloffstein, Mittwoch, 15. März 2017

Die Wirte im Landkreis Forchheim müssen sich auf geändertes Freizeit- und Buchungsverhalten einstellen. Der Trend zum Deutschland-Urlaub kommt ihnen zugute.
Steuerberaterin Susann Hädrich erläuterte den Gastwirten, wie sie sich und ihre Betriebe rechtlich absichern können. Foto: Franz Galster


"Das Notfallpaket für den Unternehmer" titelte das Referat, das Susann Hädrich auf der Jahreshauptversammlung des Forchheimer Kreisverbands des Hotel- und Gaststättenverbands hielt.

Landrat Hermann Ulm (CSU) hob die Bedeutung des Gedankenaustauschs der Standesvertretung hervor und sicherte die Unterstützung des Landkreises zu. Die Entwicklung des Tourismus sei positiv mit erstmals über einer Million gewerblicher Übernachtungen, betonte der Landrat. Es brauche ein EDV-fähiges Wegenetz und ein modernes Buchungssystem. Für den Wildpark Hundshaupten als großen Besuchermagnet stünden nach vielen Jahren wieder größere Investitionen an.

Egloffsteins Bürgermeister Förtsch ging auf die touristische Entwicklung und die Strukturen seiner Marktgemeinde ein. Bei 32 Prozent lag jetzt die Bettenauslastung gegenüber 20 Prozent vor zehn Jahren. Egloffstein zähle 40 000 Übernachtungen.

Sorgen bereiten ihm die Betriebsaufgaben. "Jedes Vereinsheim ist auch ein Sargnagel, auch wenn es manchmal Kooperationen gibt", sagt er. Vorschriften und ein Sanierungsstau seien weitere Handicaps. Wenn bei einem renommierten Gasthof in Egloffstein "zu verkaufen" zu lesen sei, bedeute das keine wirkliche Werbung für den Gast. "Stirbt die Gastwirtschaft, stirbt das Dorf", meint Förtsch. Mit Verweis auf den erfolgreichen Tourismusverein "Rund ums Walberla und Südliche Fränkische Schweiz" sieht er auch positive Ansätze gemeinsamen Handelns.

"Zusammenschluss, um schlagkräftig zu sein, das alles klingt wie Musik in meinen Ohren", sagte Hoga-Kreisvorsitzender Georg Hötzelein. Man brauche attraktive Orte, wo der Gast etwas unternehmen könne. Sandra Schneider von der Tourist-Info verwies auf ein erfolgreiches Jahr im Tourismus, das man auch feiern, sich aber nicht darauf ausruhen dürfe. Einmal mehr betonte sie die Notwendigkeit der Onlinebuchbarkeit, sonst sei man in einigen Jahren weg vom Fenster: "Der künftige Gast möchte sofort Nägel mit Köpfen machen."



An einem Strang ziehen

Schneider regte gemeinsame Pakete an, Kurse, Genusserlebnisse wie Essen, Brauereien darstellen, Weiterbildung und Workshops. Auf Hötzelein könne man zählen, man ziehe an einem Strang. "Die Erfolgsgeschichte der Fränkischen Schweiz fortschreiben", nennt sie ihr Ziel.

Gerüstet sein für die Ernstfälle des Lebens war der Inhalt eines Vortrags von Steuerberaterin Susann Hädrich. Sie nannte dabei vier Teilbereiche mit Tod des Unternehmers, Unfall/Krankheit, Scheidung und Krise des Unternehmens. Ob Testament, gesetzliche Erbfolge und Pflichtteil, Steuer, Gesellschaftervertrag: Hädrich versteht es, Probleme transparent darzustellen.

Das seien Probleme, die entschärft seien, falls man Grundregeln beachte im gewerblichen wie im privaten Bereich. Dazu empfiehlt sie eine Notfallmappe mit bis zu elf Punkten, die einen relativ guten vorbeugenden Schutz für die Unternehmer - in diesem Fall Gastwirte - im Notfall darstellen. Dabei lohne sich ein Blick jeweils am Ende des Jahres in die Unterlagen, ob sich möglicherweise etwas verändert habe.



Gruß der Bezirksvorsitzenden

Georg Hötzelein verlas einen Bericht der Bezirksvorsitzenden von Oberfranken im Hotel- und Gaststättengewerbe, Andrea Luger. In diesem Bericht zieht sie eine überaus positive Bilanzfür das Gaststättengewerbe und die Tourismussaison 2016 in Oberfranken und im Besonderen in der Fränkischen Schweiz: "Der Deutschlandtourismus boomt, es gilt, sich seinen Kuchen davon abschneiden."

Die Diskussion zeigte die Vielfalt der Sorgen. Kopfzerbrechen macht dem Gastgewerbe das Zeitarbeitsgesetz mit maximal zehn Stunden täglich. Dabei gehe es nicht um noch mehr Arbeitsstunden als vielmehr um einen flexibleren Rahmen pro Woche oder Monat.

Lästig aufwändig erscheint auch die Dokumentationspflicht. Wenig Verständnis herrscht außerdem bei der steuerlichen Ungleichbehandlung im Lebensmittelbereich. Sieben Prozent Mehrwertsteuer für Beherbergung und 19 Prozent für Bewirtung im Alltag steuerlich zu handhaben, erweise sich als außerordentlich schwierig.


Dazu komme die Benachteiligung gegenüber dem Lebensmittelhandel. Auf jedem Vereinsfest oder im Supermarkt würden für Lebensmittel sieben Prozent angesetzt, das gelte wieder nicht im Gastgewerbe und sei auch ein Nachteil für den Gast.

Das drängendste Problem sei aber der Mangel an gutausgebildeten Fachkräften. Nachwuchs suchen und begeistern laute die Devise: "Lasst uns gemeinsam für die duale Ausbildung werben."

Erstmals gebe es in Oberfranken wieder einen Anstieg von 3,4 Prozent bei Ausbildungsverträgen.