Naturstrom ist mit Windrädern auf Höhenflug
Autor: Andreas Oswald
Forchheim, Freitag, 24. Mai 2013
Eine Bürgerenergiegesellschaft projektiert in Forchheim regenerative Anlagen. Ziel ist es, die Wertschöpfung in der Region auszubauen und eine sichere Energieversorgung für die Region zu schaffen.
Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass Strom nicht einfach aus der Steckdose kommt. Viel zu wenig bekannt ist aber immer noch, dass er "natürlich" auch aus der Region kommt: Von Naturstrom - einem der führenden Anbieter von erneuerbaren Energien, der eines seiner Standbeine in Forchheim hat.
"Am 16. April 1998 wurde die Naturstrom AG gegründet - von 16 engagierten Menschen, die alle in Umweltverbänden tätig waren", erzählt Dr. Thomas E.Banning, der seit 2002 an der Spitze des Unternehmens steht. Und da ihn seine frühere Tätigkeit für Siemens nach Heroldsbach geführt hatte, ist der Unternehmensbereich von Naturstrom, der für die Selbsterzeugung von Strom zuständig ist, in Forchheim angesiedelt.
In einem Bürotrakt des ehemaligen Blank-Gebäudes in der Nürnberger Straße sind 35 Mitarbeiter mit all dem beschäftigt, was mit der Schaffung regenerativer Anlagen zu tun hat."Wir sind in allen Bereichen der erneuerbaren Energien tätig", erklärt Thomas Banning: Photovoltaik-Technik (Sonnenenergie), Biomasse, Wind- und Wasserkraft.
Wobei er jedoch feststellt, dass sich die Schwerpunkte deutlich verschoben hätten: So sei die Windkraft, die vor Jahren noch wirtschaftlich und technisch in der hiesigen Region als nicht realisierbar galt, jetzt auch in Franken ein Thema.
Sinnvolle Standorte finden
Dass die Energiewende die Gemüter erhitzt und die Landschaft verändert, dies ist auch dem Naturstrom-Manager klar. "Mit jeder Anlage ist auch immer ein Eingriff in die Natur verbunden", sagt Banning unverblümt. Aber es gebe eine Güterabwägung: "Wie viel sichere Energieversorgung wollen wir haben, - und wo brauchen wir sie?" Es mache keinen Sinn, so erklärt Banning plakativ, "neben die Basilika in Gößweinstein Windräder zu stellen". Aber beispielsweise an der A73, bei Scheßlitz könne man dies durchaus tun: hier sei die Windhöffigkeit groß und die Besiedelung niedrig. Außerdem sei ein Landschaftseingriff neben einer ohnehin bestehenden Autobahn verschmerzbar. Der Mittelweg zwischen Naturschutz und sicherer Energieversorgung heißt für Banning: "Man muss das eine tun, ohne das andere zu verteufeln".
Die Idee von Naturstrom ist öko-logisch: "Wir wollen nicht irgendwo möglichst viel hinklotzen, um den Gewinn zu maximieren", betont Banning, "sondern wir wollen in Abstimmung mit den Menschen vor Ort Lösungen finden, die konsensfähig sind". Es gehe darum, sinnvolle Standorte zu finden. "Wir setzen nicht auf maximale Leistung sondern auf einen Weg zur vernünftigen Energiegewinnung" . Deshalb gründet Naturstrom Betreibergesellschaften für Windparks. Ende 2011 wurde der erste von Naturstrom vollständig in Eigenregie verwirklichte Windpark im Landkreis Bamberg in Betrieb genommen. Die Bürger können sich hier nicht nur über Genussrechte beteiligen (ab 1000 Euro Einlage) sondern auch als Mitgesellschafter partizipieren.
Total regional
Die Idee, die hinter solchen Energiegenossenschaften steht: Zum einen wird die Wertschöpfung in der Region ausgebaut, zum anderen werden Investoren aus der Region gewonnen und schließlich die Energieversorgung für die Region geschaffen. Thilo Jungkunz versucht in Informationsveranstaltungen vor Ort Gmeinden und Verbände für diese Idee zu gewinnen.
Naturstrom befindet sich im Aufwind. "15 Jahre und kein bisschen leise", titelte Thomas Banning zum Jubiläum in seinem Naturstrom-Magazin. Inzwischen ist ein Umsatzvolumen von rund 200 Millionen Euro erreicht. In Strom ausgedrückt sind das 940 00 gelieferte Gigawattstunden. Was das heißt, verdeutlicht Thomas Banning eindrucksvoll: "Damit könnte man Forchheim zirka acht Jahre versorgen.