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Naturschützer blasen ins gleiche Horn


Autor: Mathias Erlwein

Wimmelbach, Freitag, 10. Juni 2016

Verschiedene Gruppen, die in der Natur wertvolle Arbeit leisten, haben sich zur Diskussion getroffen. Einer kämpft gerade mit einem ganz speziellen Problem.
Die Jagdhornbläser eröffneten die Diskussionsrunde musikalisch. Foto: Matthias Erlwein


Sie trafen sich in der Natur, um über die Natur zu sprechen. Die Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) hatte wieder zum Treffen auf die Heunhütte im Staatswald oberhalb von Wimmelbach eingeladen. Gastgeber waren - wie bereits in den über zwei Jahrzehnten des Treffens - die Bayerischen Staatsforsten. Am runden Tisch versammelten sich Vertreter der verschiedenen Interessengruppen, denen eines gemein ist: sie sehen sich als Naturschützer.

Von Johannes Mohr, Fachbereichsleiter für Ökologische Kreisentwicklung, Landschaftspflege und Landespflege im Landratsamt, erbat Hans-Jürgen Dittmann eine kurze Zusammenfassung über die Schutzgebiete im Landkreis. "Bis auf einen Nationalpark und ein Biosphärenreservat gibt es bei uns alles", so Mohr. Zwei Drittel der Landkreisfläche sind nach seinen Aussagen einer Schutzordnung unterstellt.

Als Neuling in der Runde berichtete Wolf-Dietrich Schröber von rund 300 Imkern im Landkreis und deren Arbeit. "Das lautlose Sterben der Bienen geht weiter", zog er als Fazit.

Von einem Projekt des BJV mit der "durchwachsenen Silphie" berichtete Hartmut Wunderatsch. Aufgrund ihrer großen Biomasseproduktion könnte sie als Ersatz für Mais angebaut und so das Wildschweinproblem auf den Äckern eingedämmt werden.


Rückzugsmöglichkeiten für Vögel

Stefan Distler von der Stadtförsterei hatte auch Positives zu berichten: "Das Vertragsnaturschutzprogramm mit 40 Hektar Fläche im Stadtwald ist gerade neu verlängert worden." Eine große Bitte an die Landwirte richtete Helmut Schmitt vom Landesbund für Vogelschutz. Er wünschte sich, dass beim Mähen Wiesenmosaike stehen gelassen werden, damit die Vogelwelt Rückzugsmöglichkeiten hat. Hermann Greif vom Bayerischen Bauernverband gab zu Bedenken, dass genug Rückzugsmöglichkeiten vorhanden seien: "Allein 30.000 Hektar an Ackerfläche wurden in Bayern letztes Jahr stillgelegt. Die Siedlungsflächen haben zugenommen, ebenso die Waldflächen, nur die landwirtschaftliche Fläche nimmt stetig ab."

Durch freiwillige Programme wie das Kulturlandschaftsprogramm oder die Blühackerprogramme habe sich sehr viel verbessert. Dass dies jedoch noch ausbaufähig sei, bestreite er hingegen nicht, doch vieles werde den Landwirten auch vorgeschrieben. Für Ulrich Buchholz vom Bund Naturschutz reicht ein zahlenmäßiger Anstieg von Blühwiesen nicht aus. Für ihn wäre eine durchgehende Blüte vom Frühjahr bis Herbst wichtig. Ein ganz besonderes Anliegen hatte Naturschützer Gunter Brokt. Immer wieder werden Greifvögel bei ihm abgegeben, die verletzt sind.

Er könne das nicht mehr leisten. Auch das Tierheim ist damit überfordert, pflichtete ihm Marianne Wende bei. Die Lösung wäre eventuell eine Auffangstelle im Wildpark Hundshaupten. Darüber solle nachgedacht und die Politik eingebunden werden. Zum Abschluss der Diskussionsrunde stellte Friedrich Oehme vom Bund Naturschutz ein neues Projekt vor.

Man wolle ein "Blühfleckenkataster" im Landkreis entwickeln. Kleine Parzellen, die freiwillig abgegeben oder nicht mehr gebraucht werden, könne man bei ihm dafür anmelden. "Es gibt vielleicht sogar eine Förderung dafür", sagte er.