Nach Ultras-Schlägerei in Fürth: Forchheimer FCN-Fan verurteilt
Autor: Ronald Heck
Forchheim, Montag, 23. Oktober 2017
Weil sich ein 20-Jähriger an einer brutalen Massenschlägerei zwischen Club- und Kleeblatt-Ultras beteiligt hat, stand der Forchheimer nun vor Gericht.
Zwei Gruppen schwarz gekleideter Männer stürmen gewaltbereit auf einander zu. Rund 50 Personen schlagen und treten sich, einige fallen zu Boden und bleiben liegen. Von der Massenschlägerei im Fürther Sportzentrum an der Kronacher Straße gibt es mehrere Videos. Die Aufnahmen waren das wichtigste Beweismittel bei der Verhandlung gegen einen 20-jährigen Forchheimer am Montag.
Er musste sich vor dem Jugendgericht wegen schwerer Körperverletzung verantworten: Im Anschluss an das U19-Bundesligaspiel zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg beteiligte er sich an der Massenprügelei. Am 26. November 2016 verabredeten sich zwei verfeindete Ultra-Gruppen nach dem Derby zu der gewalttätigen Auseinandersetzung.
Staatsanwalt: "Es herrschte ein Klima der Gewalt."
Laut Staatsanwaltschaft ist der 20-Jährige ein Club-Fan und Mitglied der Ultras von "Banda di Amici". Ihm wird vorgeworfen, unbekannte Fürth-Anhänger auf den Brustkorb und gegen den Kopf geschlagen zu haben. Es habe ein Klima der Gewalt geherrscht, erklärt Staatsanwalt Wedekind. Während der Massenschlägerei waren auch rund 600 Zuschauer am Nachwuchsleistungszentrum in Fürth, darunter auch Kinder, die die Gewalttaten mit ansehen mussten.Der 20-Jährige räumte seine Beteiligung ein: "Ja, das stimmt größtenteils, aber ich bin kein Mitglied dieser Ultra-Gruppe." Er habe nur freundschaftlichen Kontakt mit einigen Ultras gehabt. Erklären konnte er die Tat nicht, als Begründung nannte er den Adrenalinstoß, den er von der Aktion bekam. "Alle sind losgerannt und da bin ich mitgerannt", sagte der junge Mann. "Es tut mir leid und ich schäme mich dafür."
Videos verbreiteten sich im Netz
Videos von der Massenschlägerei landeten kurz darauf im Internet und verbreiteten sich über die sozialen Medien. "Das Video ist auch zu meinen Eltern gelangt. Es war eine schwierige Zeit für mich", erklärte der Angeklagte. Der junge Mann besitzt eine Dauerkarte für die FCN-Spiele und wäre auch oft bei Auswärtsspielen dabei. Er sei wegen des Fußball-Derbys (Endstand 2:4 für Nürnberg) nach Fürth gekommen. Staatsanwalt Wedekind wollte wissen, warum der Angeklagte auf dem Video in vorderster Front zu sehen ist. "Wahrscheinlich war ich einfach einer der Schnellsten", vermutete der 20-Jährige.Er hat seither bundesweit Stadionverbot. Noch bis Juni 2018 darf er keine Spiele bis zur vierten Liga besuchen. "Dadurch hat auch der Reiz am Fußball abgenommen", meinte der FCN-Fan. Sein Verteidiger Stefan Müller wollte wissen, ob er noch Kontakt zu "Banda di Amici" pflegt. Der Forchheimer versicherte, dass er nichts mehr mit diesen Leuten zu tun habe.
Als Zeuge sagte ein ermittelnder Polizist aus. Die Beamten fanden heraus, dass sich ein Rädelsführer der Nürnberger Ultras bereits während der ersten Halbzeit mit Fürth-Anhängern zu der Schlägerei verabredet habe. Nach der 60-sekündigen Keilerei setzten Polizisten die FCN-Ultras fest und identifizierten insgesamt 39 Personen, darunter auch den Angeklagten. Im Sitzungssaal in Forchheim wurde auch eine Einzelauswertung der Schläge und Tritte des 20-Jährigen gezeigt.
Angeklagter Student ist vorbestraft
Der junge Mann ist vorbestraft, weil er mit zwei anderen CSU-Plakate, Bauschilder und einen Gullydeckel beschädigt hatte. Einen Monat vor der Schlägerei wurde er zu 30 Arbeitsstunden verurteilt, die er abgeleistet hat. Der Forchheimer studiert und möchte sein Studium beenden. Eine Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe empfiehlt, den 20-Jährigen zu einem Anti-Gewalt-Training zu verpflichten.Dem schloss sich Staatsanwalt Wedekind an und plädierte für 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit. "Es ist egal, ob Sie Ultra-Mitglied sind oder nicht. Sie waren vor Ort und haben sich strafbar gemacht", so Wedekind. Auch Rechtsanwalt Müller wertete die Tat als gefährliche Körperverletzung. Aber er betonte, dass die prügelnden Gruppen sich verabredet und eingewilligt hätten. Trotzdem dürfe der "sehr gewaltsame" Vorfall nicht straflos bleiben. Der angeklagte Student habe eine gute Zukunftsperspektive. "Nun ist er an die falschen Freunde geraten und das waren eben die ,Banda di Amici'", befand Müller.
Richter: "Mit erhobenen Fäusten nach vorne gestürmt"
Jugendrichter Philipp Förtsch verurteilte den Angeklagten zu 60 Arbeitsstunden beim AWO-Fachdienst in Forchheim. "Sie haben sich völlig gezielt beteiligt, in der Kampfhaltung eines Berufsboxers sind Sie mit erhobenen Fäusten nach vorne gestürmt", sagte Förtsch. Aber der junge Mann bereue seine Taten. Der Verurteilte muss zusätzlich an einem Antigewalttraining teilnehmen und sich an das Stadionverbot halten. Bei Verstoß droht ihm Jugendarrest.Die Verteidigung verzichtete auf weitere Rechtsmittel, das Urteil ist somit rechtskräftig.