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Nach der Wahl ist auch in Forchheim vor der Wahl


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Montag, 23. Sept. 2013

Außer der FDP nehmen sämtliche Parteien aus dem Landkreis Forchheim positive Impulse aus den vergangenen beiden Wochenenden mit in den Kommunalwahlkampf. Bereits im nächsten Frühjahr werden neue Bürgermeister und ein neuer Landrat gewählt.
Das Plakatierungsunternehmen von Alexander Kursawe hat derzeit alle Hände voll zu tun, um die Bundestagskandidaten wieder aus dem Straßenbild zu entfernen. Foto: Josef Hofbauer


Die einen lecken die Wunden, die anderen strotzen vor Kraft. Für manche Kandidaten ist das Rennen gelaufen, für andere heißt es: Nach der Wahl ist vor der Wahl. So auch für Forchheims Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO), der nach einer erfolgreichen Bezirkstagswahl schon jetzt auf die Kommunalwahlen am 15. März blickt.

Franz Stumpf gesteht: "Ich bin sehr positiv gestimmt - ich sehe keine großen Bestrebungen in der Bevölkerung Veränderungen herbeizuführen." Auf die Frage, ob es eng werden könnte für ihn, wenn möglicherweise der in der Bundestagswahl gescheiterte Sebastian Körber (FDP), neben den Kandidaten der FW, der SPD und den Grünen, zum Sprung auf den OB-Thron ansetzen würde, bleibt Stumpf gelassen. Es habe auch das letzte Mal fünf Gegenkandidaten gegeben. Für die FDP war damals Sebastian Platzek in den Ring gestiegen.

Wenn man sich die aktuellen Stimmergebnisse der einzelnen Kandidaten anschaue, dann habe es jeder schwer bei der kommenden OB-Wahl - "auch ich", sagt Stumpf.



Nach dem 6. Januar werde die heiße Phase seines Wahlkampfes beginnen. Eines seiner Themen werde die Jugendpolitik sein, betont der Oberbürgermeister und erklärt: "Da wird viel gemacht." Alleine im letzten Jahr seien für Kindergärten und Krippen 8,2 Millionen Euro ausgegeben worden.


Körber äußert sich nicht

Der Freidemokrat Sebastian Körber, der sein Bundestagsbüro überraschend räumen muss, will sich zur Frage einer OB-Kandidatur nicht klar äußern: "Das steht für mich momentan nicht zur Debatte." Momentan sei man dabei die "historische Niederlage" der FDP zu analysieren. Über Personalentscheidungen zur Kommunalwahl werde dann auf Kreisebene gesprochen. "Da kann ich vorher noch gar nichts sagen", bedauert Körber, "aber selbstverständlich kann ich nichts ausschließen." Damit gibt der in Forchheim mit sieben Prozent Erststimmen gewählte Freidemokrat natürlich Raum für weitere Spekulationen.

Spekuliert hatte vor der Wahl auch der FDP-Stadtrat Sebastian Platzek: "Ich habe schon gedacht, dass wir über fünf Prozent kommen. Das Ergebnis ist desaströs. Am meisten tut es mir um Sebastian Körber leid, dass er jetzt rausfliegt." Die FDP sei inhaltlich gut aufgestellt, habe aber personell ein Problem - "und zwar ein massives", meint Platzek. "Ich habe schon von Anfang an gesagt, dass der Wechsel zu Rösler nichts bringt. Und dann war es nicht so gut in der Woche vor der Wahl nichts anderes zu tun, als die eigenen Defizite mit einer Zweitstimmen-Kampagne zu vertuschen."


Bayerischer Rückenwind für Merkel

Der CSU-Stadtrat und Forchheimer CSU-Ortsvorsitzende Thomas Werner sieht den Erfolg der Union in engem Zusammenhang mit dem Fleiß und der Beliebtheit der Bundeskanzlerin: "Sie hat durch solide Arbeit überzeugt. Merkel kommt gut an, gerade ihr Agieren in der Schuldenkrise wird von den Menschen honoriert." Zudem glaubt er, dass das bayerische Ergebnis vor einer Woche noch einmal Rückenwind für die Bundestagswahl gegeben habe.

Klaus Thormann, der Ortsvorsitzende der Forchheimer SPD, nimmt aus den beiden Wahlen die "erfreuliche Tatsache" mit, dass die Genossen vor Ort etwas zwei Prozent zugelegt hätten. "Unsere Themen sind gefragt, aber wir müssen sie präsenter machen, nicht nur vor den Wahlen." Ab sofort komme es darauf an, junge Wähler für die SPD zu gewinnen. "Ich finde es etwas bedenklich, wie viele junge Wähler ins konservative Lager gehen", sagt Thormann. Mit Uwe Kirschstein habe die SPD zwar schon ihren OB-Kandidaten benannt; aber die richtigen Schlüsse aus den beiden September-Wahlen zu ziehen, stehe der Forchheimer SPD noch bevor: "Die Liste für die Kommunalwahl wird erst im Oktober zusammengebaut."


Büttner freut sich über Schwarz

Wie Thormann, hat auch Reiner Büttner, der Kreisvorsitzende der SPD, aus den beiden Wahlen diese Botschaft der Bürger mitgenommen: "Wir wollen die SPD nicht nur vor der Wahl sehen." Das Primärziel für die Kommunalwahl sei nun ein "eigener Landratskandidat", sagt Büttner. Der werde dann auch vom Rückenwind profitieren, der neuerdings im Unterbezirk der SPD herrsche: "Dass wir mit Andreas Schwarz einen kompetenten Abgeordneten in Berlin haben, ist die große erfreuliche Nachricht dieser Wahl."

Zwischen Zuversicht und Ernüchterung schwanken die Grünen: Mit dem Verlauf der Landtagswahl ist die Grüne Stadträtin Annette Prechtel zufrieden. "Man hat die Sympathie und das Vertrauen der Bürger in die Grünen Politiker vor Ort gespürt." Dagegen sei bei der Bundestagswahl "das Vertrauen in die Bundespartei der Grünen erschüttert" gewesen, sagt Annette Prechtel. Schon beim Bundeskongress der Grünen im Mai sei ihr klar geworden, dass "die Kampagne aus Berlin" vor Ort schwer vermittelbar sein werde.


Prechtel will absolute Mehrheiten verhindern

Für die Kommunalwahl werde das Ergebnis der Bundestagswahl aber keine Konsequenz haben, ist Annette Prechtel überzeugt. Die Aufstellungsversammlung der Grünen ist am 14. November. Oberstes Ziel der Kommunalwahl aus Prechtels Sicht: "Absolute Mehrheiten in den kommunalen Gremien müssen verhindert werden, wir brauchen ein Korrektiv."

Auch der Grüne Kreisrat Karl Waldmann hat "vor Ort eine erstaunliche Diskrepanz zwischen Landtag und Bundestag" bemerkt. Zuletzt war der Wahlkampf von bundespolitischen Themen überlagert, sagt Waldmann: "Mit uns vor Ort hat das wenig zu tun. Bei der Kommunalwahl wird das Ergebnis ganz anders aussehen."