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Mysteriöses Fischsterben in der Trubach


Autor: Nikolas Pelke

Pretzfeld, Dienstag, 07. Mai 2013

Mysteriöses Fischsterben in der Trubach bei Pretzfeld: die Wasserschutz-Polizei sucht den Schuldigen. Doch die Liste der Verdächtigen ist lang - und eine Erklärung für das tödliche Phänomen gibt es bislang nicht.
Fisch derzeit nur tote Fische aus der Trubach in Pretzfeld: Johannes Haas. Foto: Pelke


Schreie sind nicht zu hören. Stumm treiben die Beweise im Wasser. "Da schwimmt schon wieder eine tote Bachforelle", sagt Johannes Haas. Seit rund drei Wochen beobachtet Haas, wie immer mehr Fische in der Trubach mit der Rückenflosse nach oben "schwimmen". Eine Erklärung für das vermehrte Fischsterben hat der Pächter des Fischgewässers aus Pretzfeld nicht. Eine Vermutung? "Laichausschlag könnte die Ursache sein."

Fische graben mit dem Kopf eine Laichgrube und verletzten sich bei dieser Krankheit die Schleimhäute. Die Folge: ein Ausschlag mit Todesfolge. Mysteriös sei daran, dass neben Forellen auch Eschen und Bachneunaugen und sogar Saiblinge betroffen sind. "Das ist völlig untypisch, dass auch diese Fischarten an dem Laichausschlag erkranken", sagt Haas. Normalerweise bekommen nur Forellen den gefährlichen Ausschlag.



Zappeln sollten sie noch

Gemeinsam mit Hans Thiem, Naturschutz-Wächter am Landratsamt, ist Haas wieder am Wasser unterwegs. "Wir sammeln tote Fische ein", sagt Haas. Das ist leichter gesagt als getan. "Die Fische müssen noch zappeln, um ein ordentliches Untersuchungsergebnis zu bekommen", sagt Haas. Das gleicht der sprichwörtlichen Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Gekühlt schickt Haas seine frisch verendeten Flossentiere zum Wasserwirtschaftsamt nach Kronach. Dort werden die toten Fische fein säuberlich seziert, um die Ursache des Fischsterbens herauszufinden.

Bei einem ersten Ortstermin am vergangenen Freitag hat Martin Saffer vom Wasserwirtschaftsamt keine Hinweise im Wasser entdeckt. "Der Sauerstoffgehalt, der pH-Wert und die elektrische Leitfähigkeit waren normal", sagt Saffer. Die Wasserschutz-Polizei fahndet weiter nach der Ursache. Die toten Fische sollen jetzt untersucht werden.

Trubach normalerweise top

"Normalerweise ist die Trubach ein Top-Gewässer", sagt Hass. "Die Wasserqualität ist sehr gut. Deswegen bin ich skeptisch, ob nicht doch das Gewässer verschmutzt worden ist", sagt Haas. Auch Hans Thiem, der ehrenamtliche Naturschutz-Wächter, kann sich noch keinen Reim auf das aktuelle Fischsterben machen.

Schutzstreifen und Schadstoffe

"Das kann viele Ursachen haben. Nachdem die Schutzstreifen entlang der Gewässer in Bayern verschwunden sind, ist die Puffer- und Filterwirkung der Uferstreifen weg." Und die Folge? "Schädliche Einträge beispielsweise aus der Landwirtschaft gelangen ungefiltert in die Gewässer." Mais werde häufig ohne Rücksicht auf die Gewässerqualität bis direkt ans Ufer intensiv angebaut. In diesem Zusammenhang setzt Thiem auf die Landwirte, Unkraut- und Insektengiften besonders in der Nähe von sensiblen Gewässern umsichtig einzusetzen.

Verunreinigungen könnten aber auch durch die Entnahme von Wasser zur Bewässerung beispielsweise von Obstanlagen entstehen. Klingt komisch. Macht laut Thiem aber Sinn. "Jeder Wassertropfen kann zum Überleben der Fische beitragen. Besonders in den Sommermonaten bei den empfindlichen heimischen Fischen." Die Wasserentnahme sei eigentlich verboten.

Klarheit über die Ursache des plötzlichen Fischsterbens in der Trubach soll die Autopsie der Fische beim Wasserwirtschaftsamt ergeben. Die Untersuchungen sollen mindestens eine Woche dauern. Oberaufsicht hat die Wasserschutz-Polizei, die nicht nur den Verkehr auf dem Wasser regelt. Auch Umweltdelikte haben die Beamten im Visier.