Musikschule leidet unter Streichkonzert
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Montag, 26. November 2012
Weil sie angeblich zu viel Geld benötigt, ist die Forchheimer Musikschule unter Druck. Ihr Leiter Eberhard Wilhelm vermisst den richtigen politischen Willen.
Wer glaubt, der Betrieb der Sing- und Musikschule sei zu kostspielig, der sollte mal einen Blick über die Stadtgrenze hinauswerfen. Das empfiehlt Heiner Kredel, der Vorsitzende des Musikvereins Buckenhofen. Er hält es weder für sinnvoll, eine Musikschule mit einem Musikverein zu vergleichen; noch hält er die Sparmaßnahmen in der städtischen Musikschule für sinnvoll. "Eine Stadt wie Forchheim sollte mal in Bamberg nachfragen, was dort in die Stadt- und die Kreismusikschule gesteckt wird. Im Vergleich dazu ist es eine Schande, was in Forchheim läuft."
Seit Sommer denkt die Politik nach, wie die städtische Schule kostengünstiger betrieben werden könnte. Kritiker wie Heinz Endres (FBF) oder der fraktionslose Stadtrat Peter Kaiser erinnern daran, dass schon vor Jahren eine "Deckelung" von 100 000 Euro beschlossen worden sei.
Der Stadtrat hat beschlossen, im Januar 2013 die Gebühren zu erhöhen. "Die Mehreinnahmen durch diese Erhöhung belaufen sich auf etwa 24 000 Euro", sagt Gabriele Obenauf, die das Referat für Jugend, Bildung, Sport und Soziales bei der Stadt leitet. "Weitere Einsparmöglichkeiten" würden derzeit untersucht, sagt Gabriele Obenauf.
Peter Kaiser hatte angeregt, die Gehaltsstruktur der Musiklehrer zu prüfen. Und Heinz Endres meint, auch bei der Musikschule müsse gespart werden, weil sämtliche Vereine mit weniger kommunalen Zuschüssen auskommen müssten. Heiner Kredel dagegen lehnt den Vergleich von Verein und Schule ab: Der Musikverein funktioniere ausschließlich über das Ehrenamt und habe keinen öffentlichen Auftrag, er bilde für das eigene Orchester aus. "Wir sind keine Musikschule, wir können nicht alle Instrumente unterrichten."
Wilhelm: "Lippenbekenntnisse"
Eberhard Wilhelm, der Leiter der Forchheimer Musikschule, wird immer wieder mit diesem Satz konfrontiert: "Wir wissen ja, dass Sie gute Arbeit leisten, aber ihr seit zu teuer." Im Grunde werde die Arbeit der Musikschule aber "doch nicht anerkannt, das sind Lippenbekenntnisse," kritisiert Wilhelm: Weil die Sing- und Musikschule die Zuschusshöhe nicht einhalten kann, wurden jetzt "die Daumenschrauben" angesetzt. Die höheren Gebühren ab Januar seien noch nicht das Ende, der Einzelunterricht soll dann noch mal teuerer werden. Ärgerlich ist das für Eberhard Wilhelm auch deshalb, weil Forchheim im Landesvergleich "gut dasteht, was die Gebühren-Deckung betrifft." In Forchheim würden etwa 60 Prozent der Kosten über Gebühren gedeckt, landesweit sind es im Schnitt 40 Prozent.
Letztlich sei es "schlicht eine Frage des politischen Willens", wie man mit der Musikschule umgehe, sagt Wilhelm. Er arbeite auch in Igensdorf. Obwohl die Gemeinde klein sei, leiste sie sich eine Musikschule "so groß wie in Forchheim - die wollen das einfach", sagt Wilhelm.
Wer über die Kosten einer Musikschule spricht, sollte den Begriff "Defizit" aus seinem Wortschatz streichen, mahnt Martin Erzfeld. Er leitet die städtische Musikschule Bamberg. 1300 Schüler lernen dort, der Jahres-Etat beträgt 1,5 Millionen Euro.
Entscheidender Faktor
"Eine Musikschule macht keine Defizite", stellt Erzfeld klar. "Statt von einem Defizit sollte man von Zuschussbedarf reden." Hier gehe es um ein hohes Kulturgut - "und die Eltern steuern 40 Prozent der Kosten bei". 750 000 Euro trägt die Stadt Bamberg. Politische Diskussionen gebe es nicht. "Die Musikschule sei als "entscheidender Faktor im kulturellen Leben anerkannt", sagt Erzfeld. Grundsätzlich hätten Musikschulen aber "eine unglaublich kleine und schlechte Lobby".
In Ebermannstadt ist es dem Musikschulleiter Wojciech Grabitz gelungen, die Einrichtung (600 Schüler) positiv im öffentlichen Bewusstsein zu verankern. Zwar geht auch hier das Schlagwort vom "Defizit" um (249 000 Euro). Aber, sagt Grabitz: "Wir machen, was wichtig ist und was auch die Politik von uns verlangt: Wir kooperieren mit den Schulen und sind aus der Kultur-Bildung nicht mehr wegzudenken."
In Sinne der Kultur-Bildung appelliert auch Martin Erzfeld in Richtung Forchheim: "Die Politik muss hinter der Musikschule stehen, da tut man was Präventives - die Kinder sind weg von der Straße - das ist vergleichbar mit Sport."