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Muggendorfer wollen für Kanusport begeistern


Autor: Petra Malbrich

Muggendorf, Donnerstag, 06. Juni 2013

Für leidenschaftliche Kanufahrer ist die Wiesent so etwas wie ein sportliches Eldorado. Martin Maier und sein Trainer Chris Ringler haben es sich in Muggendorf zur Aufgabe gemacht, Neulinge für diesen faszinierenden Sport zu begeistern.
Martin Maier führt alle Interessierten auf der Wiesent in die Faszination des Kanufahrens ein. Angst haben muss bei dem Sport niemand haben, versichert er. Foto: Herbst


Wie oft Martin Maier den Pegelstand in den vergangenen Wochen online abgefragt hat, weiß er nicht mehr genau. Aber um den Wasserstand zu kennen, brauchen er oder seine Mitarbeiter im Grunde nur vor die Haustür zu gehen. Dort ist eine Einstiegsstelle. Drei Betonstufen, dann steht Maier in der Wiesent. "Wir können es wieder wagen", glaubt Maier jetzt.

Mit "es" meint er die Kanufahrten auf der Wiesent. In den vergangenen Wochen sind sie ausgefallen. Schuld war der viele Regen und das viele Wasser in der Wiesent. "Wir mussten viele Buchungen absagen. Es wäre zu gefährlich gewesen", klagt der Geschäftsführer von "Aktiv Reisen". Währenddessen wartet Maier mit seinem Mitarbeiter und Kanulehrer Chris Ringler auf die erste Schülergruppe.

Stehend oder sitzend

Im Grunde ist Kanufahren kein gefährlicher Sport.

Ursprünglich wurden Kanus von englischen Kapitänen im 16. Jahrhundert nach Europa gebracht. Englische Studenten brachten die ersten Kanu gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach Deutschland.

Hier, auf der Wiesent, ist Kanufahren so etwas wie Wandern. Nur eben nicht auf einem Weg, sondern auf dem Fluss.

Gefahren wird im Kajak oder im Kanadier. Im Kanadier kniend oder sitzend mit einer Stechpaddel. Im Kajak sitzen die Sportler dagegen auf dem Boden. Vorkenntnisse braucht man keine, allerdings sollte man schwimmen können. "Es ist nun mal ein Wassersport, das heißt, man wird nass", lacht Martin Maier lachend.

Bevor es ins Boot geht, treffen sich alle auf der Wiese für Trockenübungen. Zuerst wird das Ein- und Aussteigen mit der Paddelbrücke geübt. Dazu wird das Paddel ans Ufer und aufs Boot gelegt, um das Kanu zu stabilisieren. Begeistert ahmen die Schüler und Schüler aus Aschaffenburg die Übung.

Querschnitt der Gesellschaft

Erleichtert stellen sie fest, dass sie so recht bequem einsteigen können. "Haltet nun beide Hände ans Paddel. Das Paddel erst rechts, dann links in Wasser tauchen und langsam nach hinten ziehen, damit sich das Boot gerade vorwärts bewegt", erklärt Maier den Gästen.

Die lernen dann, wie sie ein Boot steuern können und wie sie sich beim Kentern verhalten müssen. Maiers Kunden sind ein repräsentativer Querschnitt der Gesellschaft: Manager wie Schüler, Erwachsene und Kinder, Frauen und Kinder.

"Es gibt mehr Bedarf, als es Anbieter gibt", sagt Maier. Er selbst bietet das Kanufahren seit 1993 an. Den kleinen Boom führt er unter anderem auf die Bedingungen zurück, unter denen die Menschen in den Fabriken und Büros arbeiten müssen. Dort sitzen sie häufig und bewegen sich nur noch selten. "Es ist wie eine Gegenbewegung. Die Leute wollen wieder raus", glaubt Maier.

Kanufahren ist zudem ein Sport, den sie gut mit ihrer Clique, machen. Wer will, kann sich natürlich auch allein in ein Kanu setzen. Das alles geht, ohne dass sich die Sportler an einen Verein binden müssten.

Die Hälfte der Kajak- oder Kanadierfahrer auf der Wiesent sind Touristen. Aber auch sportbegeisterte Menschen aus dem Umkreis von etwa 100 Kilometer gehen mit einem Kanu in die Wiesent. Dass daran immer mehr Leute ihren Spaß haben, überrascht Chris Ringler natürlich überhaupt nicht: "Man bewegt sich motorlos, lautlos durch die eigene Kraft vorwärts. Es ist eine sportliche Aktion, bei der man entspannt und Bilder wie aus einer Fernsehdokumentation genießt. Manchmal entdeckt man sogar einen Eisvogel, man sieht die Forellen springen, Nebel aus den Wäldern aussteigen oder genießt den Blick auf die Burg Neideck, während man sich unterhält ", schwärmt er.

Schwimmwesten zur Sicherheit

Auf der anderen Seite führt sein Chef Maier die Faszination des Kanufahrens auch auf die ganz besonderen Eigenschaften der Wiesent zurück. "Die Wiesent ist ein abwechslungsreicher Wanderfluss. Nach jeder Kurve verläuft der Fluss anders. Da sind dann kleine Stromschnellen, das Kajak wackelt und Wasser spritzt herein", erklärt Maier.

Angst haben muss niemand davor. Jeder, der sich für eine Kanufahrt anmeldet, erhält für seine Fahrt sichere Schwimmwesten.