Müssen Leutenbacher Imker Bienen vernichten?
Autor: Franz Galster
Leutenbach, Montag, 02. Sept. 2013
In Leutenbach sind mindestens vier Bienenstände von der Faulbrut betroffen. Die Imker befürchten, dass alle Völker beseitigt werden müssen.
Angenehmes, frühherbstliches Wetter herrschte beim Familienfest des Imkervereins Forchheim und Umgebung am Fuße des Walberlas in Leutenbach, zu der Vorsitzender Erich Strauß geladen hatte. Und trotzdem schwebte latent mit der umgehenden Seuche "Amerikanische Faulbrut", die die Bienenvölker ernsthaft bedroht, ein unguter Geist über der Veranstaltung. Selbst das lokale Fernsehen hat Leutenbach in den vergangenen Tagen deshalb aufgesucht.
Bakterien befallen die Brut
Nachdenklichkeit ist in den Gesichtern der acht Imker von Leutenbach zu beobachten. Sie pflegen mit ihren rund 60 bis 70 Völkern eine alte Tradition, die ihnen ans Herz gewachsen ist.
Vor einiger Zeit bemerkte ein Imker dann ein seltenes Verhalten an der Honigwabe. Man schaltete das Veterinäramt im Landratsamt Forchheim ein. Und die Untersuchung im Labor bestätigte den schlimmen Verdacht der Faulbrut.
Die Bakterien befallen die Bienenbrut und zerstören sie. Bienen selbst sind nicht unmittelbar betroffen, sie können aber Überträger sein. Ein Absterben des Volkes ist die Folge. Um Leutenbach wurde deshalb ein Sperrbezirk im Radius von einem Kilometer verhängt (wir berichteten). Kein Bienenvolk darf aus der Zone weder hinaus noch herein.
Mittlerweile weiß man, dass mindestens vier Bienenstände betroffen sind, und das ist vermutlich noch lange nicht das Ende. Gerüchteweise sind es über 20 Völker, die befallen sind. "Wir sind überrascht worden, das war lange kein Thema in Forchheim", meint Vorsitzender Strauß.
Hygiene ist entscheidend
Kreisvorsitzender Wolf Dittrich Schröder betont, dass es hier keine Schuldzuweisung innerhalb der Leutenbacher Imkergruppe geben kann. Das Schicksal könne jeden treffen. Imker Walter Schwarze aus Kersbach mahnt an, dass der Verbraucher möglichst Wert auf die Herkunft aus EU-Ländern beim Kauf von Honig legen sollte. Hier würden entsprechende hygienische Vorschriften gelten.
Entsprechende schlechte Honigreste könnten bei der Entsorgung unreiner Gläser in Containern zu Problemen bei den Bienen führen. Sie nehmen auf der Suche der immer knapper werdenden Nahrungskette das schlechte Material auf, mit bekannten verheerenden Folgen. Freilich könnte es theoretisch auch ein Problem sein, wenn ein Imker seinen Bienen schlechten Honig zur Nahrung verabreicht.
Franz Roth aus der Ehrenbürgstraße und sein Namensvetter Franz Roth vom Dr.-Kanzler-Weg waren auch beim Familienfest - die Namensgleichheit ist Zufall.
So wie die beiden denken vermutlich viele Leutenbacher Imker, die alle von Unsicherheit befallen sind. Franz Roth, der Imker aus der Ehrenbürgstraße, hat 18 Bienenvölker. "Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre ein totaler Neustart die beste Lösung", meint er. Das würde allerdings bedeuten, dass alle Imker mitmachen, Ehrlichkeit wäre gefragt. Das würde bedeuten, alle Bienen zu vernichten, alle möglichen Spuren in der Anlage zu beseitigen. Ob er wieder starten würde? "Das ist eine Herzensfrage, die ich noch nicht beantworten kann."
"Nicht unterkriegen lassen, positiv nach vorne schauen", ist die Devise von Franz Roth, dem Imker aus dem Dr.-Kanzler-Weg, der 20 Völker sein Eigen nennt.
Er steht wie alle anderen unter Beobachtung. "Ich bin seit 23 Jahren Imker. Das ist eine absolute Herzensangelegenheit für mich." Die ersten Tage nach der Feststellung des Problems in Leutenbach seien schon sehr hart gewesen. Hinschmeißen war ein erster Gedanke, das sei aber nicht die Lösung. "Leutenbach mit seinen vielen Obstbäumen und die Natur im allgemeinen brauchen die Bienen", sagt er überzeugend. Wer seinen geordneten Bienenstand kennt, die Sorgfalt und die Zeit, die er dort verbringt, weiß, dass er es sehr ernst meint. "Einmal Imker, immer Imker", schiebt er noch mit einem leichten Lächeln zum Ende des Gesprächs nach.
Radikallösung das Beste?
Man habe die Krankheit im Anfangsstadium erkannt, meinen beide Gesprächspartner. Eine Radikallösung wäre ein sauberer Schnitt. Mittlerweile gibt es aber auch Behandlungsmethoden, die Hoffnung auf einen zumindest teilweisen Erhalt des Bestands hergeben könnten. Was immer am Ende entschieden wird, von den Imkern wird viel Geduld für eine lange Zeit abverlangt werden. "Nur der Verbraucher braucht sich keine Sorgen machen, unser Honig ist einwandfrei."
Untersuchung abgeschlossen
Das Veterinäramt im Landratsamt Forchheim bestätigt die Aussage. Die Untersuchungen mittels Futterkranzproben sind weitestgehend abgeschlossen. Die Ergebnisse liegen vor. Es gilt jetzt, sich ein Gesamtbild zu verschaffen, dann wird es die Alternativen Abschwefeln (gänzliche Beseitigen des Volkes) oder Kunstschwarmverfahren, das heißt Sanierung des Volkes und Beseitigung der Sporen der Seuche geben. Das hängt von den jeweiligen Umständen ab.
Zurzeit sind - auch um die Betroffenen zu schützen - keine weiteren Informationen zu den Untersuchungen vom Amt zu erhalten.