Müde vom Miet-Gesuche
Autor: Andreas Oswald
, Mittwoch, 15. August 2012
Menschen mit schmalem Geldbeutel finden in Forchheim nur schwer preiswerten Wohnraum. Für Bezieher von Hartz IV reicht der Mietzuschuss oft nicht mehr aus.
"Allein erziehende Mutter mit vierjährigem Kind und geringem Verdienst sucht preiswerte Wohnung" - mit diesem Mieterprofil tut man sich schwer in Forchheim eine Wohnung zu finden. So wie Jennifer Nerlich, die seit Mai für sich und ihren kleinen Sohn eine Zwei- bis Dreizimmerwohnung sucht.
"Das, was angeboten wird, kostet für 60 Quadratmeter zwischen 600 und 700 Euro Warm-Miete", berichtet die junge Frau. "Das kann ich mir nicht leisten." Der allein Erziehenden stehen inklusive Kindergeld und Unterhalt gerade mal 1300 Euro monatlich zur Verfügung. "Wenn das ein Vermieter hört, ist ein weiteres Gespräch schon erledigt - das ist den Leuten ganz einfach zu wenig. Und kleine Kinder sind sowieso nicht erwünscht", stellt Jennifer Nerlich frustriert fest.
"Miserable Situation"
Als "miserabel" bezeichnet denn auch die Immobilienmaklerin Gisela Schabel die Mietwohnungssituation in Forchheim: "Wir haben keine Wohnungen mehr für einkommensschwache Menschen." Laut Schabel bewege sich der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei Mietwohnungen in Forchheim zwischen fünf und zehn Euro.Die Maklerin fordert deshalb sozialverträgliche Mieten: "Wir müssen den Mietwohnungsbau fördern und wieder Mieten bieten, die bezahlbar sind."
Ganz schwer hätten es derzeit Hartz IV-Bezieher, betont Gisela Schabel. Die Vermieter befürchteten meist, keine Geld zu bekommen.
Für die Wohnungssuchenden beginne ein Teufelskreis: "Ohne Wohnung keine Arbeit - ohne Arbeit keine Wohnung." Einer der ein (Trauer-)Lied davon singen kann, ist James Seubert. Er sucht schon seit vier Monaten nach einer Wohnung. "Aber weil ich Hartz IV beziehe, momentan nur einen Minijob habe und meine Freundin studiert, wird man von den Vermietern abgewimmelt". Von "schlechten Erfahrungen" bekomme man von denen zu hören. "Aber man kann doch nicht alle Hartz-Bezieher über einen Kamm scheren", sagt der 27-Jährige.
Ein soziales Top-Thema
Die Neufestsetzung der zuschussfähigen Miete ist deshalb für Peter Ehmann, Geschäftsführer des Caritasverbandes für den Landkreis Forchheim, ein Herzensanliegen: "Das ist ein soziales Top-Thema." Ehmann erläutert an einem Fallbeispiel: Einer allein erziehenden Hartz-Bezieherin mit zwei Kindern stünden für einen Wohnraum bis zu 75 Quadratmetern insgesamt 554 Euro zuschussfähige Miete zu (dies schließt Kaltmiete, Nebenkosten und Heizkosten ein).
Wenn diese Frau aber 650 Euro Gesamtkosten bezahlen müsse, weil nichts Günstigeres angeboten werde, sei sie gezwungen gut 100 Euro von ihrem Lebensunterhalt für die Miete abzuzwacken. Darunter hätten auch die Kinder zu leiden, betont Ehmann. Die Kosten der Unterkunft für Empfänger des Arbeitslosengeldes II werden aktuell noch nach einer Tabelle berechnet, die letztmals 2009 aktualisiert worden ist.
"Immer mehr Menschen können mit den Beträgen, die dieser Tabelle zu Grunde liegen, ihre tatsächliche Mieten und Heizkosten nicht mehr bezahlen, bzw. finden keinen bezahlbaren Wohnraum mehr", stellt Ehmann fest und forderte in der Beiratssitzung des Job-Centers eine Neufestsetzung der Tabelle. Die gute Nachricht kommt zuletzt: Der stellvertretende Geschäftsführer des Job-Centers, Robert Peter, zeigte sich gestern überzeugt, "dass die Tabelle über die zuschussfähigen Miete in nächster Zeit neu festgesetzt wird".