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Mücke schockt mit Schuhen


Autor: Ekkehard Roepert

Forchheim, Dienstag, 24. November 2015

Die Erweiterungspläne des Schauhauses Mücke in der Forchheimer Boschstraße stürzt die Stadträte in Ratlosigkeit. Können und wollen sie den Ausbau verhindern?
Mücke in der Boschstraße will erneut erweitern. Foto: Roepert


Sämtliche Schuh-Händler der Innenstadt zusammengenommen bieten ihre Ware auf rund 1000 Quadratmeter an, rechnete CSU-Rat Gerhard Käding vor. Daher sei es wohl das Ende des innerstädtischen Schuh-Handels, wenn nochmals 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche für Schuhe im Industriegebiet im Forchheimer Süden genehmigt würden, warnte Käding im Bauausschuss.

Doch die Stadt wird an dieser Genehmigung nicht vorbeikommen. Die Firma Mücke will in der Boschstraße 3 und 5 ihren Laden um 1460 Quadratmeter erweitern - und rechtlich spricht nichts dagegen. Auf 480 Quadratmetern sollen Textilien, auf dem Rest Schuhe verkauft werden. Die Zahl der Stellplätze wird von 207 auf 280 erhöht.


Salz in bereits vorhandene Wunden

Damit bohrt Mücke in einer alten Wunde der Forchheimer Geschäftswelt. Denn einerseits gilt in Forchheim ein Einzelhandelskonzept, das vorsieht, sogenannte "innenstadtrelevante Ware" (Textilien, Schuhe) nicht am Stadtrand zu verkaufen; andererseits gibt es im Süden das "Sondergebiet" Einzelhandel, in dem sich die Geschäftsleute an diese Regel nicht halten müssen.

"Wir haben dort also nichts mitzugackern", stellte Albert Dorn (SPD) verärgert fest. Erwin Held (FW) plädierte dafür, Mücke zumindest den direkten Anbau an das Geschäftshaus zu verbieten, denn dafür müsste die Baugrenze überschritten werden. Doch Gerhard Zedler, der Chef des Bauamtes, rät davon ab, Mücke Steine in den Weg zu legen. Denn grundsätzlich habe die Firma das Recht, in noch viel größerem Umfang zu erweitern, als aktuell geplant. Daher sei es ratsam, so Zedler, den direkten Anbau zu genehmigen.


Verwaist die Innenstadt?

Ob das Sondergebiet nicht "umgemünzt" werden könne, fragte Erwin Held: "Wir schaufeln dort ja unser eigenes Grab." Heike Schade (FGL) und Sebastian Körber (FDP) drängten ebenfalls, aktiv zu werden. Die Mücke-Erweiterung berühre einen "prekären Punkt", sagte Schade. Sie befürchtet, die Einkaufsoptionen in der Innenstadt könnten dahinschwinden. Körber forderte eine "Baurechtsänderung" im Forchheimer Süden. Zumindest solle geprüft werden, wie lange das Baurecht im Sondergebiet zwingend gelten müsse.

"Für immer", so die ernüchternde Antwort des Forchheimer Oberbürgermeisters Franz Stumpf (CSU/WUO). Das Sonderrecht würde erst verfallen, wenn es sieben Jahre nicht genutzt werde. "Sobald wird dort das Bauen verbieten, kommen Schadensersatzklagen in Millionenhöhe auf die Stadt zu", sagte Stumpf. Er habe das Problem wiederholt bei der Regierung prüfen lassen. "Seit zwölf Jahren machen wir damit rum. Jedes Mal, wenn im Sondergebiet gebaut wird, gibt mir der Stadtrat den Auftrag, die Sache bei der Regierung prüfen zu lassen." Er komme sich "schon blöd vor", mit dem immer selben Anliegen in Bayreuth aufzukreuzen.

Holger Lehnart (CSU) und Reinhold Otzelberger (SPD) schlugen vor, den Schaden für den Innenstadt-Handel wenigstens zu begrenzen und mit Mücke zu verhandeln. Wenn der Stadtrat den direkten Anbau an das Geschäftshaus genehmige, sollte das Unternehmen zusagen, die Erweiterungsfläche von 1460 Quadratmetern von der restlichen Erweiterungsfläche abzuziehen. "So setzen wir ein Zeichen, dass wir nicht alles zulassen", meinte Otzelberger.

Der Bauausschuss beauftragte OB Franz Stumpf, mit dem Bauherrn über dieses "Agreement" zu verhandeln.