Mobiles Wahllokal ermöglicht Wahl im Altersheim
Autor: Verena Pohl
Forchheim, Sonntag, 16. März 2014
Am Wahlsonntag einen Spaziergang ins Wahllokal machen - was für die meisten Bürger ganz normal ist, ist für die Menschen im Altersheim undenkbar. Damit sie trotzdem von ihrem Bürgerrecht Gebrauch machen können, gibt es ein mobiles Wahllokal.
Am Wahlsonntag einen Spaziergang ins Wahllokal machen - was für die meisten Bürger ganz normal ist, ist für die Menschen im Altersheim undenkbar. Damit sie trotzdem von ihrem Bürgerrecht Gebrauch machen können, gibt es ein mobiles Wahllokal.
Herbert Wolfrum, ehemaliger stellvertretender Leiter des Forchheimer Klinikums, betreut das "fliegende Wahllokal" der Stadt seit 2002 federführend. Er hat das Ehrenamt damals quasi mitsamt seinem Job im Klinikum von seinem Vorgänger Helmut Rohr übernommen.
"Es macht mir einfach Spaß, die älteren Menschen beim Wählen zu unterstützen", sagt Wolfrum über seine Motivation. "Immerhin ist so ein Wahlsonntag gut für's Selbstwertgefühl: Die Menschen fühlen sich wieder mit der Welt da draußen verbunden und haben den Eindruck, gebraucht zu werden."
In diesem Jahr begann der Arbeitstag für Wolfrum und sein sechsköpfiges Team um 8.45 Uhr im Wahlamt in der Sattlertorstraße, ab 9.30 Uhr waren sie dann im Elisabethen-Heim, um die Stimmen der Heimbewohner entgegen zu nehmen. Um 10.30 Uhr schlug das mobile Wahllokal seine Zelte im BRK-Heim in der Hainbrunnenstraße auf. "Wir haben auch schon mehr Heime im Stadtgebiet besucht, das hängt immer von der Verwaltung ab, ob wir einbestellt werden", erklärt Wolfrum.
Wählen vom Bett aus
Wolfrum und seine Mitstreiter sind aber keine Wahlhelfer wie alle anderen. Bei bettlägerigen Wählern holen sie den Stimmzettel auch direkt in den Zimmern ab. Und wer seine Kreuzchen nicht selbst machen kann, dem greifen sie auch unter die Arme. Einer dieser Wähler ist Manfred Zeisel: Der 73-Jährige ist blind. Herbert Wolfrum geht mit ihm in die Wahlkabine, liest ihm vor, was auf den Wahlunterlagen steht. "Was, so groß!" Staunend betastet Zeisel den Stimmzettel zur Stadtratswahl. "Ja, für den Stadtrat haben Sie insgesamt 40 Stimmen", antwortet Wolfrum.
Für die Wahl im Altersheim müssen die Bewohner einen Wahlschein beantragen, wer nur mit der Wahlbenachrichtigungskarte kommt, wird von den Wahlhelfern abgewiesen. Im BRK-Heim war das dreimal der Fall. Auch kann es passieren, dass Senioren einen Wahlschein beantragen, dann aber nicht wählen dürfen, weil sie unter Betreuung stehen. "Das ist dann oft schwierig, die Menschen verstehen meist nicht, wieso sie von der Wahl ausgeschlossen sind", sagt Wolfrum.
Persönlich bekannt
Viele der Heimbewohner, die im mobilen Wahllokal ihre Stimme abgeben, kennt Wolfrum persönlich. Da wäre etwa die frühere Nachbarin seiner Schwiegereltern oder auch eine ehemalige Arbeitskollegin. Und natürlich kennt er auch langjährige Heimbewohner noch von der letzten Wahl.
Am Nachmittag besucht der 64-Jährige mit seinem Team noch das Klinikum Forchheim. Auch dort können Patienten - in diesem Jahr sind es zwölf - dank des mobilen Wahllokals vom Krankenbett aus wählen. Schließlich ist das Wahlrecht ein Grundrecht.