Mithelfen ist in Obertrubach Ehrensache
Autor: Franz Galster
Obertrubach, Donnerstag, 29. Dezember 2016
Bevor die Obertrubacher am 3. Januar ihre Lichterprozession feiern, müssen sie rund 6000 Lichter fertigen.
Zum Ende des Jahres rücken alle Obertrubacher nochmals zusammen. Sie bereiten ihr großes traditionelles Lichterfest zum Ende der Ewigen Anbetung vor. Familie Zettelmann hat auch in diesem Jahr ihre ehemalige Zimmereiwerkstatt am Ortsrand von Obertrubach zur Verfügung gestellt.
20 freiwillige Helfer sind dort abwechselnd im Einsatz. Einer von ihnen ist Kilian, der das Wachs zum Einschmelzen zerkleinert.
Timo Reichel lässt währenddessen aus einem großen erhitzten Topf das Wachs wie flüssigen Honig in ein Behälter laufen. An einem anderen Arbeitstisch haben junge Helfer Hobelspäne, die in Dosen eingefüllt sind, bereitgestellt. Hier gießt Jens Neuner sorgfältig das heiße Wachs in die Dosen, das alle Hohlräume zwischen den Spänen füllt. Diese Hobelspäne wirken, später einmal entzündet, wie ein sehr effektiver Docht.
Draußen befreien Jugendliche die im vergangenen Jahre gebrauchten Dosen von störenden Resten zur Wiederverwendung. Es handelt sich dabei um eine effektive Form des Recyclings. Hans Bauer und Michael Bauer hatten 2007 erstmals die Idee zu diesem Verfahren, das mittlerweile auch andernorts Nachahmer findet. Es trägt im besonderen Maße dem Umweltgedanken Rechnung.
Ein störender Fleck
Zudem brennen die Lichter bei jedem Wetter zuverlässig, sind also widerstandsfähig. Etwa 6000 Lichter werden auf diese Weise produziert. Im vergangenen Jahr haben die Obertrubacher die unbeleuchtete ehemalige Kettelersiedlung als einen störenden schwarzen Fleck ausgemacht. Also wird das Areal dieses Mal ebenfalls beleuchtet. Hans Bauer organisiert umsichtig die ganze Aktion der Vorbereitung, die vier Tage nach den Weihnachtsfeiertagen in Anspruch nimmt. Unmittelbar vor dem Fest verteilen die Grundeigentümer und weitere Helfer die Lichter auf den Hängen rund um den Ort. "Wachs von abgebrannten Kerzen wird das ganze Jahr aus dem Raum zwischen Nürnberg, Forchheim und Bayreuth angeliefert und im gemeindlichen Bauhof gesammelt. Die weitesten Spender kommen aus Bischofsgrün, der größte ist die Basilika von Gößweinstein", freut sich Bauer.
"Im Mitteilungsblatt pflegen wir einen permanenten Aufruf zur Sammlung über das ganze Jahr", fügt Bürgermeister Markus Grüner (CSU) hinzu. Die Gemeinde will ein stiller Unterstützer sein. Einmal mehr funktioniert die Gemeinschaft von Obertrubach beispielhaft. Auch die Gewerbetreibenden beteiligen sich. Bäcker und Metzger sorgen tagsüber dafür, dass alle Helfer gut verpflegt werden. Die Gastwirtschaften laden jeweils am Abend zum Essen ein.
Deshalb auch ist es mehr als verständlich, wenn die jungen Leute vor dem Gebäude am Feuer gut gelaunt sind. "Wir machen das, weil es Spaß macht und weil es für Trubi ist", antworten sie. Zwei Gastschüler aus Südafrika, die bei der Familie Singer in Obertrubach wohnen, haben sich tags zuvor von diesem Ereignis informiert und waren von dem Obertrubacher Gemeinsinn beeindruckt. Vielleicht tragen die beiden Gastschüler die Kunde davon ja in alle Welt.