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Mit Seppelhut zum Biergenuss auf dem Fünf-Seidla-Steig


Autor: Petra Malbrich

Gräfenberg, Sonntag, 24. April 2016

Der Saisonauftakt des Fünf-Seidla-Steigs lockt Besucher aus ganz Deutschland an. In Weißenohe und Gräfenberg wird stündlich ein anderer Biergarten geöffnet.
Aus dem "tiefsten Bayern" ist diese Gruppe junger Männer mit Seppelhüten angereist. Foto: Petra Malbrich


Der Fünf-Seidla-Steig ist deutschlandweit bekannt, wie der Saisonauftakt zeigt. Doch auch das Jubiläum 500 Jahre Reinheitsgebot lockt die Besucher aus vielen Bundesländern an, die auf dem Wanderweg lernen wollen, wie man richtiges Bier richtig trinkt.

Die Blicke sind auf das Fass Bier im Biergarten der Klosterbrauerei Weißenohe gerichtet. Freibier bedeutet dieses erste Fass, das es jährlich zum Saisonauftakt gibt. "Der Glockenschlag ist das Signal", sagt Barbara mit einem Blick auf die große Kirchturmuhr. Sie ist schon früh am Morgen vom 50 Kilometer entfernten Sulzbach-Rosenberg losgeradelt, um rechtzeitig an der ersten Stationzu sein.


Pünktlich zum Glockenschlag

Unterdessen nimmt Franz Winkler, Chef der Gaststätte der Klosterbrauerei, den Hammer in die Hand und sticht pünktlich zum Glockenschlag das Fass an.
Während er die ersten Seidlakrüge füllt, stellen sich immer mehr Menschen in einer Reihe an, um einen der 50 Krüge Freibier zu ergattern. "Das Fass muss doch leer gewesen sein", sagen zwei Frauen enttäuscht, die keine zehn Minuten später eintreffen.

Auch Barbara beobachtet das Spektakel. "Ich komme jedes Jahr hierher, aber auch unter der Zeit, weil man hier so schön wandern kann", sagt sie. Eine Herrengruppe sucht unterdessen den begehrten Stempel, der auf das Faltblatt muss, um den begehrten Fünf-Seidla-Krug nach dem Besuch aller fünf Brauereien auf dem Weg zu erhalten. Aus Ratingen bei Düsseldorf sind sie extra zum Saisonauftakt angereist.


Richtiges Bier richtig trinken

"Wir wollten wissen, wie man richtig Bier trinkt", verrät einer der Männer. Oder richtiges Bier trinkt? In Düsseldorf gebe es nur eines, fügt Seufert an. Er ist derjenige aus Ratingen, der seine Kumpels zu dieser Wanderung zum Saisonauftakt überredet hat. Seinem Freund passt das gut. "Mein Name ist Programm", erklärt Stefan Seidl lachend. Die Stimmung ist gut. Grillgeruch und Bratwurstduft wehen von dem Grillstand herüber. Immer mehr Wanderer, in Regenjacken gepackt, kommen in den Biergarten. Auch ein Bus aus Ebermannstadt hält vor dem Torbogen und lässt eine Gruppe Wanderer aussteigen.

In der Zwischenzeit wird in den anderen beteiligten vier Brauereigaststätten letzte Hand angelegt, Tischdecken aufgelegt oder eine Tafel sichtbar gegen den Gartenzaun gelehnt. Nach dem herzlichen Willkommensgruß stehen dort in weißer Kreide Hinweise. Betrunkene werden nicht bedient, Bollerwagen im Biergartenbereich sind unerwünscht. Die Wirtsleute haben schon vor Jahren in Absprache begonnen, Auswüchse auf diese Art einzudämmen.


Leerer Bierkasten angebunden

Am Bahnhof Gräfenberg ist ein leerer Bierkasten am Abfalleimer angebunden. Dort können die Wanderer ihr Leergut aufräumen. Auch das ist eine Aktion der Wirte, um zentrale Punkte des Wanderwegs sauber zu halten.
Eine gemischte Gruppe aus Nürnberg steigt aus dem Zug aus. In der Gräfenberg-Zone, dem Bahnhofsgebäude, stehen die Frauen Schlange vor der Toilette. "Im Zug war die Toilette zugesperrt", berichtet eine der Frauen. Aber nicht wegen der Wanderer. Die Toilette war defekt. Die Bahn hielt an den Bahnhöfen länger, um wenigstens den Männern Gelegenheit zu geben. Die Frauen waren froh, endlich an einem der vielen Haltebahnhöfe eine Toilette vorzufinden.

In der Bahn verlief alles ruhig. "Die weitaus meisten Reisenden kennen ihre Grenzen und legen ein verantwortungsvolles Verhalten im Zug und am Bahnhof an den Tag", informiert eine Bahnsprecherin, "negatives Verhalten erleben wir nur in Einzelfällen. Hauptproblem sind dann Verschmutzungen des Fahrzeuges infolge alkoholbedingter Übelkeit. In diesen Fällen werden die Fahrzeuge außerplanmäßig gereinigt und die Kosten der Reinigung dem Verursacher in Rechnung gestellt."

In Gräfenberg kommen langsam die ersten Wanderer an. Stündlich wird ein anderer Biergarten mit eigenem Programm eröffnet. Eine Gruppe junger Männer ist extra aus dem "tiefsten Bayern" in die Fränkische Schweiz gekommen, um fränkisches Bier zu trinken. "Franken ist doch in Bayern", meinen Männer lachend.

Sie tragen alle einen Seppelhut. Der steht aber für mehr: "500 Jahre Reinheitsgebot", rufen sie im Chor. Unterdessen ist der Shuttle-Bus unterwegs: Aber nur zum Saisonauftakt bringt er die Wanderer, die nicht mehr laufen wollen, von einer Brauerei zur anderen. Der Zug ist an dem Nachmittag noch leer. Nach Hause gefahren wird noch nicht.