Mit Reagenzgläsern gegen Viren in Krenpflanzen
Autor: Pauline Lindner
, Donnerstag, 20. Sept. 2012
Das interdisziplinäre Forschungsprojekt Meerrettichanbau geht dem Schädlingsbefall bei Krenpflanzen in der Region auf den Grund.
Die Firma Monsanto beherrscht bei vielen Nahrungsmitteln den Sortenmarkt. Bei Mais, Soja oder Zuckerrüben, bei Mengenprodukten, wo sich die Forschung rentiert. Um den Krenanbau kümmert sie sich nicht. Gleichwohl ist der Krenanbau für den Raum um Baiersdorf eine wichtige Feldfrucht. Und die Bauern haben Interesse an einem ertragreichen Anbau. Denn der Kren macht viel Arbeit. "1000 Stunden pro Hektar und Jahr", sagt Norbert Kröner, der seit Jahrzehnten das scharfe Würzgemüse anbaut.
Unter Federführung des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Fürth wurde deshalb vor gut zwei Jahren das Forschungsprojekt Meerrettich ins Leben gerufen. Daran beteiligt ist der Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie der Universität Erlangen unter Professor Wolfgang Kreis und die Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan unter Professor Wolfgang Gerlach.
Einen wesentlichen Teil der Projektfinanzierung hat die Firma Schamel übernommen. Als der lokal größte Krenproduzent hat sie großes Interesse an guten Anbaubedingungen in der Region. "Zuerst haben hier alle den bayerischen Meerrettich angebaut. Der trug dann immer weniger und die Bauern holten sich Fechser aus anderen Gebieten", beschreibt Kröner die Vergangenheit. Er spricht dabei ein Grundproblem an: Kren wird vegetativ vermehrt. "Alle Krenpflanzen sind Klone einer Pflanze", erklärt es Gerlach. Es gibt auch keine Betriebe, die Jungpflanzen ziehen, der Krenbauer ist auf seine eigenen Fechser, also die größeren Seitenwurzeln der Krenstange, angewiesen.
Pflanzenschädlinge
Und darin liegen die Gefahren. Es gibt keine Sorten wie bei anderem Gemüse, sondern nur Unterscheidungen nach Herkunft. Wie nah diese verwandt sind, könnte nur eine Genom-Analyse klären. Beim Ertrag unterscheiden sich die Pflanzen verschiedener Herkunft. An der Spitze liegt "Norda", wie die ungarischen Anbauer sie nennen, mit Stengengewichten von fast einem Kilo. "Vom Namen her ist nicht auszuschließen, dass das unser alter bayerischer Meerrettich ist", sagt dazu Hans-Thomas Schamel.
Das größte Problem derzeit ist der hohe Infizierungsgrad mit einem Virus. Die charakteristischen gelben Flecken auf den Blättern sieht man sehr häufig. Die Forschungen der Universität Erlangen bestätigten dies. Als "Gegenmittel" versucht man nun neue Pflanzen aus dem Meristem zu ziehen. Mersitem ist eine winzige Zellmenge an den Keimen, die isoliert und in Nährlösung vermehrt wird, bis im Reagenzglas winzige Pflänzchen heranwachsen. Eine einfachere Methode ist die Vermehrung aus Blattstückchen. Sie setzt aber zuverlässig unverseuchtes Gewebe voraus. Resistent gegen den Virus und sonstige Schädlinge sind Neupflanzen nach beiden Methoden nicht.
Doch nicht nur der Turnip-Virus ist ein Feind des Krens. Häufig sind Stauden auch vom Weißen Rost befallen. Auslöser der weißen Pusteln auf den Blättern ist ein Pilz aus der Gruppe des falschen Mehltaus. Hinzukommen dann noch Insekten wie die Blattlaus und Käfer.
Im Langzeitversuch des AELF soll auch überprüft werden, wie sehr diese "Krenfeinde" Tatsächlich die Pflanzen beeinträchtigen. Hier muss der Schaden in Relation zum Aufwand der Massenvermehrung im Reagenzglas gesetzt werden.