Druckartikel: Mit neun Kerzen erinnert Aufseß an sein jüdisches Erbe

Mit neun Kerzen erinnert Aufseß an sein jüdisches Erbe


Autor: Karl-Heinz Frank

Aufseß, Donnerstag, 11. Dezember 2014

"Das Adventfenster in Aufseß" besaß dieses Mal ein besonderes historisches Gewicht.
Martin Arieh Rudolph entzündet den Leuchter. Fotos: fra-press


In den Tagen vor Weihnachten können sich die Menschen in Aufseß täglich auf eine ganz besondere Aktion in ihrer Gemeinde freuen. Beim "Adventsfenster in Aufseß" ziehen die Aufseßer in den Abendstunden zu ausgesuchten Häusern und Anwesen von Aufsess und Heckenhof.
Dort lauschen sie Erzählungen, Gebeten und Liedern, während ein liebevoll gestaltete Adventsfenster geöffnet wird.

Traditionelles Lichterfest

Am zweiten Adventssonntag beispielsweise zündete der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, Martin Arieh Rudolph, gemeinsam mit den Ortsgeistlichen Pfarrer Martin Völkel und seinem katholischen Amtskollegen Hans Stiefler vom Pfarramt Hochstahl einen jüdischen Chanukka-Leuchter mit neun Kerzen an.



Mit dieser an das jüdische Lichterfest "Chanukka", das zur selben Zeit wie das christliche Weihnachtsfest begangen wird, angelehnten Feier wollten die Aufseßer im zu Ende gehenden Jubiläumsjahr "900 Jahre Aufseß" an die Geschichte der Juden in Aufseß erinnern.

Prägender Einfluss

Die Geschichte der Aufseßer Juden begann im Jahr 1332 und endete 1938, als die Nationalsozialisten die letzten beiden Ehepaare und eine Frau verschleppten.

Laut Ortschronist Dietmar Stadter hatten noch im Jahr 1722 die aus Burgellern vertriebenen und anschließend in Aufseß angesiedelten jüdischen Familien dem "Freyherren von Aufsess" für 80 Gulden das alte Schütthaus abgekauft.

Dort errichteten sie eine Synagoge mit einer Mikwe. 1932 wurde die um 1900 neugebaute Synagoge abgerissen. Ferner gibt es in Aufseß einen jüdischen Friedhof, wo 1937 das letzte Begräbnis stattgefunden hat. Der jüdische Einfluss in der Aufseßer Dorfgeschichte ist ohne jeden Zweifel stark. Davon zeugt unter anderem auch der Fakt, dass Aufseß im 1864 115 jüdische Einwohner hatte. Damit war in jenen Jahren jeder sechste Aufseßer jüdischen Glaubens.