Ministerin Huml wirbt in Effeltrich um junge Mediziner
Autor: Carmen Schwind
Effeltrich, Freitag, 22. Mai 2015
Die Staatsministerin macht in Effeltrich jungen Medizinstudierenden das Arbeiten auf dem Land schmackhaft. Die Gemeinde selbst tut bereits das ihre, um die medizinische Versorgung auch in Zukunft zu gewährleisten.
"Lebensqualität und Freude an der Arbeit sind mir wichtig" - mit diesen Worten wandte sich die Medizinstudentin Christina Wirth an die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU), die gestern in Effeltrich zu Besuch war.
Die Staatsministerin war gekommen, um auf eine gemeinsame Initiative der Friedrich-Alexander-Universität (FAU), des Ministeriums für Gesundheit und Pflege, von Oberfranken Offensiv und dem Bayerischen Hausärzteverband (BHÄV) hinzuweisen: Medizinstudenten sollen motiviert werden, den Beruf des Landarztes zu ergreifen. "Jeder dritte Hausarzt ist bereits über 60 Jahre alt", sagte Huml. Deshalb müsse man bereits jetzt Studierende für das Landleben begeistern. "Als ich mit dem Studium fertig war gab es eine Ärzteschwemme. Das sieht jetzt ganz anders aus", sagte die Staatsministerin.
Begeistert vom Team
Es brauche deshalb begeisterte Landärzte wie die Effeltricherin Beate Reinhardt, die in ihrer Praxis auch ausbildet. Bei ihr absolviert Christina Wirth auch ihr Praxisjahr.
Sie wohnt in einem Nachbarort und hatte schon länger überlegt, einmal Landärztin zu werden. "Die Landschaft hier ist wunderschön, man kennt die Patienten persönlich und die Anerkennung auf dem Land ist höher als in der Stadt", begründete Christina Wirth ihren Entschluss. Die Erlanger Universität hat sie dann an die Lehrpraxis von Beate Reinhardt vermittelt. Und hier fühlt sie sich rundum wohl. "Der Vorteil bei uns in der Praxis ist, dass jeder arbeiten kann, wie er will", sagte Beate Reinhardt, die nicht nur von ihrer Arbeit, sondern auch von ihrem Team begeistert ist.
Sie arbeitet mit medizinischen Fachangestellten, Ärzten in Weiterbildung, Praktikanten, Auszubildenden, einer festangestellten Ärztin und Ehemann Gunther, der ebenfalls Arzt ist, zusammen. Unterstützt wird das Praxisteam auch von der Gemeinde Effeltrich. Diese hat ein Ärztehaus geplant, in das die Lehrpraxis 2016 umziehen will.
"Wenn man das vom demografischen Wandel hört, kann einem Angst und Bange werden", erklärte Bürgermeisterin Kathrin Heimann (DEL). Deshalb forderte sie die anwesenden Studenten auf: "Kommt zu uns aufs Land! Hier gilt der Arzt so viel wie der Pfarrer und der Bürgermeister."
Kamera im Einsatz
Um zu zeigen wie bedeutsam die Allgemeinmedizin ist, hat Thomas Kühlein, Direktor des Allgemeinmedizinischen Instituts des Universitätsklinikums Erlangen, den ersten ordentlichen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin eingerichtet.
Er war selbst jahrelang Hausarzt und möchte den einen sensiblen Umgang mit Patienten verstärkt lehren, "denn die Tätigkeit als Hausarzt ist eine hoch anspruchsvolle und interessante". So üben die Studierenden auch mit Schauspielern, die in die Rolle von Patienten schlüpfen. Die Studierenden werden dabei mit der Kamera aufgenommen. "Da sieht man dann, wie man wirklich wirkt", sagt Christina Wirth. Von der Bedeutung von Hausärzten ist auch der Forchheimer MdL Michael Hofmann (CSU) überzeugt. Um mehr Allgemeinärzte für die Arbeit auf dem Land zu begeistern, hat der Landtag unlängst Gelder dafür freigegeben.
Dabei würde er sich auf die Kompetenz von Melanie Huml verlassen, sagte Hofmann. Huml selbst konnte einen Scheck über 170 000 Euro an die FAU-Initiative übergeben.