Migranten müssen weiter auf Einzug in den Stadtrat warten
Autor: Ekkehard Roepert
Forchheim, Freitag, 21. März 2014
Frühestens 2020 wird ein Migrant im Forchheimer Stadtrat sitzen. Das hatten sich die Kandidaten aus der türkischen Gemeinde anders vorgestellt.
Sie hatten gehofft, dass zumindest einer von ihnen im neuen Stadtrat vertreten sein würde: Doch die Hoffnung der fünf türkischstämmigen Kandidaten Dilek Gülcü (CSU), Atila Karabag (SPD), Metin Karabag (FBF), Ali Fuat Karabag (SPD) und Haldun Yildirim (CSU) erfüllte sich nicht.
Der Frage, ob sie enttäuscht sei, begegnet Dilek Gülcü mit einem strahlenden Lachen: "Mit 2488 Stimmen? Hallo, ich bin glücklich." Eine interessante und manchmal amüsante Erfahrung sei der Wahlkampf gewesen, sagt die 41-Jährige. Man dürfe nicht vergessen, dass es für die meisten türkischen Bewerber "erst der Einstieg" in die Forchheimer Kommunalpolitik war, sagt Dilek Gülcü und verspricht: "Wir werden engagiert bleiben, die Gesellschaft soll sehen - wir sind da."
Nicht ganz so glücklich wie die CSU-Kandidatin nahm Metin Karabag das Wahlergebnis auf.
Es bleiben Fragezeichen
Auch Metin Karabags jüngerer Bruder Atila, der sich für die SPD zum zweiten Mal um ein Mandat bewarb, reagierte etwas ernüchtert auf das Wahlergebnis: "Gesellschaftspolitisch wäre es notwendig gewesen, dass ein Bürger mit Migrationshintergrund im Stadtrat sitzt." Und Atila Karabag wird noch deutlicher: "Ein Forchheimer Stadtrat ohne Migrant bildet nicht die gesellschaftliche Wirklichkeit ab." Gleichzeitig betont der 41-Jährige aber, dass man angesichts der niedrigen Wahlbeteiligung (53,6 Prozent) "jenen Bürgern dankbar sein muss, die zur Wahl gegangen sind".
Für seine Partei, die SPD, sei die Sache ja gut gelaufen: Die Zahl der Mandate (sieben) wurde gehalten. Und mit Uwe Kirschstein und Reiner Büttner hätten zwei junge Kandidaten den Sprung in den Stadtrat geschafft. Atila Karabag selbst ist mit 2728 Stimmen immerhin auf Platz 9 der SPD-Liste gewählt worden. Damit ist er bei den Forchheimer Genossen zweiter Nachrücker für den Stadtrat. Dennoch habe er sich "mehr erhofft"; das treffe ja wahrscheinlich auf jeden Kandidaten zu, der sich "so lange vorbereitet und engagiert hat".
Wie Dilek Gülcü will auch Atila Karabag weiter auf politisches Engagement setzen. Metin Karabag dagegen ist sich noch nicht sicher, ob sein Name in sechs Jahren wieder auf einer Forchheimer Stadtratsliste auftauchen wird: "Dahinter stehen noch viele Fragezeichen."