Druckartikel: Michael Polster steht vor der Priesterweihe

Michael Polster steht vor der Priesterweihe


Autor: Petra Malbrich

Neunkirchen am Brand, Freitag, 23. März 2018

Michael Polster aus Neunkirchen am Brand steht kurz vor der Priesterweihe. Ein unschöner Vorfall hätte seine Berufung fast verhindert.
Michael Polsters Diakonenweihe Foto: privat


Schon als Kind hat Michael Polster als Schilderträger an der Karfreitagsprozession mitgewirkt. Nun wird er in Eichstätt zum Priester geweiht. Eine direkte Antwort, wann die Kirche in seinem Lebensweg so wichtig geworden ist, kann Polster nicht geben.

Er ist schon immer mit der Kirche verbunden, besuchte als kleiner Junge mit der Oma den Gottesdienst und trat nach der Kommunion in den Ministrantendienst ein. "Ich fand es toll, dem Priester am Altar helfen zu dürfen", sagt Michael Polster. Überhaupt waren die Priester und jungen Kapläne, die in Neunkirchen wirkten und die er bei den Wallfahrten kennenlernte, Vorbilder für ihn.


Kolpingjugend

Unter Pfarrer Veit Dennert und der Katechetin erhielten sie als Ministrant eine Ausbildung, gab es doch gerade in Neunkirchen viele Formen Gottesdienste, Andachten, Stundengebete oder Wallfahrten. Michael Polster war dann Oberministrant. Damals suchte die Kolpingfamilie Nachwuchs und Michael Polster trat mit einigen Kollegen ein, die die Kolpingjugend wiederbelebten.

Das breite Programm, das sie anboten, reichte von der Christbaumsammelaktion und der Gestaltung von Jugendgottesdiensten bis in den sozialkarikativen Bereich hinein. Ein Patenkind in Bolivien hatten sie unterstützt, inzwischen ist es das dritte Patenkind, das von der Kolpingjugend finanzielle Zuwendung erhält.

Für Michael Polster sind es zwei Fundamente, auf denen das Christsein fußt: die Kirche und der Menschendienst. Spätestens da reifte in dem nun 30-Jährigen der Wunsch, Priester zu werden. "Pfarrer war mein Spitzname", verrät Polster, und wenn er alte Freundschaftsbücher durchblättert, steht dort auch immer Pfarrer als Berufswunsch bei seinem Namen.


Zu Hause nachgespielt

"Der Prozess hat sich entwickelt und gefestigt", sagt Polster, der schon als Kind mit dem Bruder zu Hause spielerisch die heilige Messe nachfeierte, so fasziniert war er davon, so viel Heiliges verspürte er in den Gottesdiensten seiner Heimat in Neunkirchen.

Da er für seinen Berufswunsch das Abitur brauchte, wechselte Michael Polster von der Hauptschule in die Realschule, ging anschließend an die Fachoberschule nach Erlangen, immer im wirtschaftlichen Zweig. Doch in Erlangen war es nicht mehr so einfach, seinen Mitschülern den Berufswunsch zu erläutern.


Im Priesterseminar

Das 13. Schuljahr machte er nicht mehr in Erlangen, fragte zuvor im Priesterseminar in Bamberg nach. Dort wurde ihm ein Religionspädagogik empfohlen, das er in Eichstätt studieren musste. Für das Priesterseminar konnte er diese vier Semester anrechnen lassen. Mit dem Vordiplom wechselte er schließlich ans Priesterseminar nach Bamberg, lernte dort die notwendigen Sprachen Hebräisch und Griechisch nach, ging einen Monat nach Israel und besuchte danach die theologische Fakultät in Würzburg.


Es sollte ein Witz sein

Ein unschöner Vorfall hätte Michael Polsters Berufung fast beendet. Zu rassistischen Äußerungen, auch in Form eines Witzes, hatte er sich hinreißen lassen. Warum? "Ich kann es mir nicht erklären, wie es dazu kam. In kindlich naiver Art habe ich einfach Mist gebaut. Ich habe dadurch Menschen beleidigt, was mir unendlich leid tut", sagt Michael Polster bedauernd.

Doch er kann diesen Moment nicht ungeschehen machen und letztendlich war die Konsequenz, dass er aus dem Priesterseminar flog. An der Uni studierte er weiter, erhielt psychologische Begleitung und hielt den Kontakt zu seinen Freunden. Überhaupt ist es ihm wichtig, sich Zeit für seine Freunde zu nehmen.

Im Bistum in Eichstätt fragte Michael Polster, ein aufgeschlossener junger Mann, schließlich an, ob er ein Orientierungspraktikum machen dürfe. In Absprache mit der Erzdiözese in Bamberg durfte er und er brachte sich ein in der Jugendarbeit, arbeitete im Krankenhaus und im Altenheim, war in den Pfarralltag eingebunden.


Lob vom Ausbildungsleiter

"Er bringt alles mit, was man sich für einen angehenden Priester wünscht", sagt Regens Michael Wohner, der Ausbildungsleiter des Priesterseminars. Seine offene Art mache es Polster leicht, auf Menschen zuzugehen. "Er bringt eine gesunde und geerdete Frömmigkeit mit", betont Regens Wohner.

Vor einem Jahr fand die Diakonenweihe in der Schutzengelkirche statt. Der Name der Kirche passt zu seinem Vornamen, findet Michael Polster. Als Diakon wirkte er in Ingolstadt in der Pfarrei "Herz Jesu" und wird dort auch nach seiner Priesterweihe und der Primiz in Neunkirchen am Brand noch bleiben - bis Ende August. Vorher stattet er seiner Heimat zur 350. Karfreitagsprozession in Neunkirchen am Brand einen Besuch ab.