Druckartikel: Michael Hofmann, Über-Nacht-Kandidat der CSU

Michael Hofmann, Über-Nacht-Kandidat der CSU


Autor: Nikolas Pelke

Neuses an der Regnitz, Mittwoch, 11. Sept. 2013

Man könnte meinen, Michael Hofmann hat sich in aller Ruhe auf seine Rolle vorbereiten können. Konnte der Anwalt, Familienvater und Politiker-Sohn aber nicht. Die Verwandlung zum CSU-Direktkandidaten kam auch für ihn viel zu plötzlich. Ein Porträt.
Michael Hofmann in seiner Kanzlei. Fotos: Nikolas Pelke


Die Kanzlei ist menschenleer. Michael Hofmann hockt vor einer Bücherwand aus Abkürzungen. Das BGB im Rücken, ein Telefon am Ohr, den Landtag vor Augen. Perfekt scheint dem 39-jährigen Rechtsanwalt aus Forchheim die Verwandlung vom aussichtslosen Listen- zum aussichtsreichen Direktkandidaten gelungen zu sein. Es fehlen nur die Wahlkampf-Plakate an der Büro-Tür. Oder ein Schild mit dem Hinweis: "Mandanten müssen draußen bleiben. Anwalt ist auf dem Weg in den Landtag."

Michael Hofmann fremdelt nicht mit seiner neuen Rolle, seitdem er sich parteiintern gegen den blaublütigen Kreisvorsitzenden Benedikt Graf Bentzel durchgesetzt hat. Innerlich hat sich Hofmann auf diese Rolle schon lange vorbereitet. "1982 ist mein Vater in den Landtag gekommen. Da war ich acht Jahre. Seit dem Zeitpunkt habe ich immer mit Politik zu tun", sagt Hofmann und macht eine Kunstpause.



Ist er also auf die Thronfolge in der Politik bewusst vorbereitet worden? "Nein. Mein Vater wollte noch nicht mal, dass ich auf das Gymnasium gehe", sagt Hofmann. "Das habe ich meiner Mutter zu verdanken."

Vom Typ her eher ländlich

Aufgewachsen ist Hofmann auf einem Aussiedlerhof in Neuses bei Eggolsheim. Mit zwei Schwestern und einem älteren Bruder, der die landwirtschaftliche Ader vom politisch engagierten Vater geerbt hat. "Ich war eher der Typ, der sich ins Dorf gezogen gefühlt hat und Fußball gespielt hat", sagt Hofmann und erzählt dann von einer Jugend zwischen Bauernhof und Landtag, Studium und Dorfleben. "Ich war schon eher der ländliche Typ." In der Stadt seien ihm die "arroganten Schnösel" auf den Wecker gegangen.

Deshalb ist er im Dorf geblieben. Lernt seine spätere Frau in der Tankstelle kennen. Tritt in die Junge Union ein. Geht zur Feuerwehr. Hält seinen "Kumpels" aus dem Sportverein die Stange. Fühlt sich wohl daheim in der kleinen Welt. Hier kennt er jeden Schleichweg, jede Kurve und fast jedes Gesicht. Davon scheint er nun zu profitieren. Die Liebe zum Dorfleben und zur Geselligkeit sind Eigenschaften, die ihm im Wahlkampf nützlich sind.
Dann schaut er auf die Uhr. Der Wahlkampf gibt den Taktschlag vor. Hofmann muss weiter. Will zur Kerwa nach Buckenhofen. Was ordentliches auf die Gabel bekommen. Noch wichtiger: Sich blicken lassen und Tuchfühlung mit dem Wähler aufnehmen. Nicht ganz unwichtig, um für eine Volkspartei mit dem Anspruch auf Alleinherrschaft anzutreten.

Die demokratische Bierbank

Auf der Bierbank muss sich Hofmann auch Kritik gefallen lassen. Er rede manchmal zu viel, lautet der Vorwurf. Hofmann nennt das "intensiv diskutieren". Das sei er eben von daheim gewohnt. Auch mal Tacheles zu reden. Auch mal Argumente emotional auszutauschen. "Man muss nicht immer meine Meinung teilen, nur weil man gemeinsam in der CSU ist." Das sei schließlich auch sein Anspruch. Nicht alles gut zu heißen, was in München gemacht wird. Hofmann will auch mal streiten. Hemdsärmlig die Positionen bearbeiten. Kontroverses nicht um des lieben Parteifriedens Willen unter den Teppich kehren.

Vorbild ist der Vater. Der habe es auch nicht jedem Recht machen wollen und können. "Solche Leute brauchen wir im Landtag", soll Seehofer dem neuen Kandidaten nach der Kür zum Nachfolger von Eduard Nöth, der über die Verwandten-Affäre gestürzt ist, entgegen gerufen haben. Was Hofmann geantwortet hat, ist leider nicht überliefert. Vielleicht hat er insgeheim gedacht: Wenn sich der Herr Ministerpräsident da mal nicht zu früh gefreut hat.

Die Themenpalette, die Hofmann kontrovers diskutieren will, ist jedenfalls lang. "Der Landkreis ist so breit aufgestellt, da muss man alle Themen abdecken." Das sei nicht einfach. Schließlich sei die CSU keine Klientel- sondern eine Volkspartei. "Wir sind nicht nur für den Naturschutz. Wir sind auch für die Landwirtschaft, für den Tourismus, für Unternehmer und Arbeitnehmer da."

Darauf trinkt Hofmann erstmal einen kräftigen Schluck aus dem Maßkrug. Zum Essen fehlt die Zeit. Die Freunde von der Feuerwehr warten. Hofmann verwandelt sich genauso schnell vom Politiker zum Feuerwehrmann, wie vom Anwalt zum Kandidaten. Während die Kumpels mit den Schläuchen warten, rückt Hofmann noch schnell den Helm zurecht. Dann ist auch diese Verwandlung perfekt.

In solchen Momenten denkt er vielleicht an den ersten Tag der Verwandlung zurück. Wie er die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und sagt: "Das ist ja unglaublich!" Nach dem Wahl-Ausgang findet er keinen Schlaf. Fährt die ganze Nacht nach Italien. Zu Frau und den beiden Töchtern ans Meer. Die Eltern sind auch dort. Sektkorken knallen , und da muss es Hofmann spätestens klar geworden sein, dass er mit einem Bein im Landtag steht.